Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
er sie schon in seinem Zelt gefangen hielt. Sie wusste nicht mehr, ob es Tag oder Nacht war. Sie wusste bloß, dass sie einen zermürbenden, andauernden sinnlichen Kampf ausfocht, um sich wenigstens ein bisschen von ihrem weiblichen Stolz und ihrer Selbstachtung zu bewahren - und wenn nicht bald etwas passierte, würde sie ihm vermutlich geben, was er wollte. Sie würde kapitulieren. Sie würde ihm nachgeben, ihn ihren Herrn und Gebieter nennen. Sie wäre nicht mehr Karen Sonnet, sondern Warlords Sklavin.
Weil sie bei allem, was sie taten, an Sex dachte.Wenn er sie mit den Leckerbissen fütterte, die Mingma ihnen
brachte, beobachtete sie seine langen Finger und dachte dabei unwillkürlich daran, wie zärtlich er ihren Rücken gestreichelt hatte.Wenn er mit ihr sprach und sie seine sinnlich aufgeworfenen Lippen betrachtete, schmeckte Karen prompt wieder seine langen, feuchten, leidenschaftlichen Küsse. Drehte er sich um, bewunderte sie sein breites Kreuz und seinen knackig festen Po. Sie besann sich darauf, wie er seine Muskulatur angespannt und sie gestoßen hatte, tief und wild.
Und wenn sie auf die Armbänder starrte, mit denen er sie an sein Bett fesselte, fand sie sie schön … O Gott. Der Sex mit ihm war wie eine Droge, von der man nie genug bekommen konnte.
Sie hasste ihn. Sie hasste dieses Zelt. Sie hasste sich und ihre schwachen Momente.
Heute wie auch jeden anderen Tag wachte sie auf und hatte nur den einen Gedanken: Ich muss von hier weg. Sie musste fliehen, bevor der Winter begann, denn sonst saß sie hier in der Falle.
Für gewöhnlich hörte sie morgens Mingmas weiches Murmeln, wenn sie sich mit Warlord unterhielt, und das monotone Pfeifen des Windes draußen vor dem Zelt, das fast ein bisschen spöttisch klang. Das war alles. Heute blieb Karen ganz still liegen und spitzte die Ohren. Sie vernahm eine unbekannte Männerstimme, direkt am Zelteingang. »Hey, dein Typ wird verlangt, Mann. Sonst gibt es Ärger in der Truppe. Der letzte Überfall klappte so gut, dass ein paar von den Jungs Blut geleckt haben. Sie sind heiß auf mehr. Und die anderen sind nervös, weil sie keinen Ärger wollen.«
»In welcher Gruppe bist du, Magnus?«, erkundigte Warlord sich gefährlich sanft. Karen stellten sich sämtliche Nackenhaare auf.
Sie hörte ein schmatzendes Geräusch - geballte Faust auf nachgiebiges Fleisch - und zuckte entsetzt zusammen.
Magnus war ein kleiner, massiger Glatzkopf mit krummen Beinen und einem festen Schlag. Er hatte eine dünne rote Narbe auf einer Kinnlade, an beiden Händen fehlten ihm die kleinen Finger. Er hielt die Fäuste schützend vor seine Brust gepresst, wie ein Boxer in einem Preiskampf, der einen K.-o.-Schlag abzuwehren sucht.
Warlord war einen Kopf größer, barfuß, seine Jeans halb zugeknöpft. Er funkelte Magnus aus zusammengekniffenen Augen an und wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel. »Ist es dir lieber, wenn ich dich hier umbringe, oder sollen wir rausgehen?«
»Reg dich ab. Komm, lass den Scheiß, du bringst mich sowieso nicht um.« Magnus grinste herablassend. »Du weißt, dass ich Recht hab.«
Warlord starrte sein Gegenüber mordlustig an und stellte sich auf Zehenspitzen, sprungbereit. Dann entspannte er sich langsam wieder. »Okay, schieß los. Was hast du mir noch zu sagen?«
»In den zwei Wochen, seitdem du hier bist, Mann, wackelt bei dir Tag und Nacht das Zelt.«
Karen zog sich hastig die Decke über ihr knallrotes Gesicht.
»Du bist nicht allein auf der Welt. Du hast die Verantwortung gegenüber deinen Leuten übernommen.
Diese Männer folgen dir, weil du für ihre Sicherheit bürgst und sie reich machst. Die ganze Kohle nützt ihnen jedoch nichts, wenn die Gerüchte stimmen.«
Welche Gerüchte?«
»Dass die Vollstrecker, also die Typen, die das Militär angeheuert hat, um uns zu vernichten … tja, also dass diese Typen von einem angeführt werden, der so ist wie du.« Magnus senkte die Stimme, sie fing seine weiteren Ausführungen aber trotzdem auf. »Eine Bestie, ein Gestaltenwandler, der als Raubtier durch die Berge streift.«
Hielt Magnus Warlord etwa für einen Werwolf? Oha. Da hatte Warlord ihm aber mächtig eins vorgeschwindelt.
»Benjie und Dehqan verschwanden auf einem Wachgang, und ich fand eine Blutspur, die direkt zu dem Armeecamp an der Grenze führt. Ich hab mich ganz nah rangeschlichen und hörte Schreie. Als folterten sie jemanden. Dann tauchte Benjie plötzlich dort auf.
»Unversehrt?«
»Gesund und puppenmunter. Er
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