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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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repräsentierte.
    Wann immer Juri erschien, um seine Befragung fortzusetzen, konnte sie ihm den Stress ansehen, der sich in mahlenden Kieferbewegungen und einem obsessiven Schließen und Offnen der Fäuste äußerte. Für diese Krise würde sie bezahlen, dessen war sie sicher. Er würde seine Wut an ihr auslassen.
    Schließlich war sie nach oben beordert und in einem stark abgeschotteten Raum allein gelassen worden, wo er sich irgendwann mit ihr befassen würde. Aliks wusste kaum noch, wie lange sie schon versuchte, sich auf das vorzubereiten, was unweigerlich kommen musste. Es mochte eine Stunde, es konnten aber auch leicht drei sein. In dieser gedämpften Dunkelheit schien die Zeit anders zu vergehen. Dann hörte sie Schritte. Sie wusste, was sie bedeuteten. Sie atmete tief durch, zwang sich ruhig zu bleiben, konzentrierte sich auf ihr klopfendes Herz und versuchte, den Puls zu verlangsamen, indem sie bedächtig ausatmete. Sie musste jetzt still sein. In den nächsten Stunden würde es noch genug Grund zum Schreien geben.

60
    Magnus Leclerc hatte eine Nummer erhalten, die er in Notfällen anrufen sollte. Ihm war gesagt worden, es sei sehr unwahrscheinlich, dass sich jemand über die Scheinüberweisung beschweren würde, doch es gebe Leute, die im Falle des Falles unterrichtet werden wollten, und die würden für die Information sehr dankbar sein.
    Er brauchte mehrere Stunden, um seinen Mut zusammenzunehmen. Er hatte über vieles nachzudenken.
    Falls er wie angedroht bloßgestellt werden würde, wäre seine Ehe passé. Je länger er diesen Gedanken wälzte, desto weniger schien ihm das ein Problem zu sein. Er wäre Marthe ein für allemal los, und bei dieser Vorstellung empfand er nur Erleichterung.
    Natürlich würde er auch seine Arbeitsstelle verlieren, und auch den Status, der sich daraus ergab. Es gäbe ein gewisses Ausmaß an Demütigungen oder sogar Spott zu ertragen. Aber im Grunde genommen würden viele Bankpartner denken, dass sie selbst gerne einen Versuch bei der Sexbombe in der weißen Spitzenwäsche unternommen hätten. Sie würden sagen: Der alte Magnus ist ein gerissener Hund; hab gar nicht gewusst, was in ihm steckt. Nach einpaar Monaten wäre er wieder im Geschäft.
    Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht würde er ihnen allen den ausgestreckten Mittelfinger zeigen und auf die Kaimaninseln fliegen. Er hatte jahrelang heimlich Geld gespart, abgeschöpft, eingesteckt. Er konnte den Rest seines Lebens an einem Strand verbringen, wenn ihm danach war.
    So gesehen hatte er nicht viel zu verlieren, wenn er redete. Und wenn er nicht redete?
    Es hatte einen Grund, weshalb Vandervart Malgraves Nummer hatte haben wollen. Er wollte offensichtlich sein Geld bekommen, mit allen erforderlichen Mitteln. Das würde ziemlich große Probleme nach sich ziehen. Früher oder später würden sie darauf kommen, dass Leclerc die Wurzel dieses Übels gewesen war. Und sie würden nicht glücklich sein. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie sie dann reagierten. Andererseits glaubte er keinen Moment lang, dass Vandervart darauf verzichten würde, ein paar Videos an die Medien zu schicken, wenn er sich betrogen sah.
    Die Überlegungen kreisten immer schneller in Leclercs Kopf. Er verbrachte eine schlaflose Nacht im Gästezimmer, dann befasste er sich noch unschlüssig mit der Arbeit. Endlich kam er zu einem Entschluss. Er wählte zwei Nummern. Zuerst die, die Malgrave ihm gegeben hatte. Eine Frau nahm ab. »Konsortium. Was kann ich für Sie tun?«
    Er wurde mit einem Mann verbunden, der ein vornehmes Englisch sprach. Er dankte Leclerc überschwänglich für diese Information, dann fragte er, wo er später zu erreichen sei, »nur falls es weitere Fragen geben sollte, um Einzelheiten zu erfahren, was dieser Vandervart genau gewollt hat und so weiter.«
    Leclerc war eifrig bemüht, seine Hilfsbereitschaft zu demonstrieren: Er gab seine Telefonnummern und seine Privatadresse an. Sein Gesprächspartner sollte erkennen, wie sehr er diesen Vandervart-Zwischenfall bedauerte. Er tat, was er nur konnte, um seine Unbedachtheit wiedergutzumachen. Der Mann war äußerst verständnisvoll. »Ich fühle mit Ihnen, Monsieur«, sagte er. »Sie haben eine schreckliche Nervenprobe hinter sich. Jeder hätte so reagiert.«
    Als Leclerc auflegte, schwitzte er. Er wischte sich über die Stirn und lockerte seine Krawatte. Dann wählte er eine zweite Nummer. Sie gehörte einem Reisebüro. Er fragte nach dem nächsten Flug nach Miami und buchte für

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