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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Erinnerung hatte. Er war ziemlich klein und untersetzt, strotzte aber vor Energie. Vielleicht hatte er inzwischen ein paar Pfund mehr auf den Hüften, und die Falten in seinem rötlichen Gesicht waren ein bisschen tiefer als früher, doch das stellte sich mit der Zeit bei jedem ein. Und für die dunklen Ringe unter seinen Augen hatte er eine schnelle Erklärung parat.
    »Ich war übers Wochenende mit ein paar alten Kameraden in Schottland zur Jagd. Wir haben uns geschworen, nicht bis in die Nacht hinein zu quatschen und zu trinken. Haben uns gegenseitig versichert, wir seien allmählich zu alt, um erst um drei ins Bett zu gehen, wenn wir um acht wieder aufstehen müssen. Aber dann war doch wieder alles wie früher. Typisch!«
    Faulkner verschwand im Inneren des Bootes, um am Motor herumzubasteln. Carver und Trench begaben sich in das offene Steuerhaus. Sie setzten sich einander gegenüber auf die Polsterbänke, die ringsherum verliefen und nur durch die Luke unterbrochen wurden, von der eine Leiter in die Kabine führte.
    Trench stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel. »So«, begann er mit der Art eines gütigen Onkels, der sich über die jüngste Eskapade seines Neffen amüsiert, »Bobby hat mir verraten, dass du dir eine scharfe neue Braut zugelegt hast.«
    Damit hatte Carver nicht gerechnet. »Wie bitte?«, meinte er stirnrunzelnd.
    Trench lachte glucksend. »Entschuldige, Junge. Das war eine unpassende Bemerkung. Du musst unter ziemlichem Druck stehen, seit deine russische Freundin entführt wurde. Ich wollte nur ein bisschen Leichtigkeit in die Situation bringen, über die Damen witzeln, die von sonstwo kommen und sich einen Burschen aus dem Westen angeln. Das war danebengegriffen.« Er räusperte sich und setzte neu an. »Also, erzähl mir von diesem Mädchen. Mir scheint, sie ist die große Liebe.«
    Carver verzog das Gesicht. Er war nicht in der Stimmung, um offen über Persönliches zu reden. »Mag sein … aber man weiß ja nie, nicht wahr?«
    »Ich dachte immer, das weiß man eigentlich sofort. Mir ging es jedenfalls so, als ich Pamela kennenlernte. Ein Blick, und ich dachte: Junge, Junge, die ist ein Prachtexemplar.«
    »Gut, ja, so war es durchaus. Trotzdem ist es nicht ganz so einfach. Man hat gewisse Gefühle, und auf die kann man sich nicht unbedingt verlassen. Man kann nicht sicher sein, was sie denkt oder was sie will und wie es sich entwickeln wird. Im Grunde genommen kann man das nicht wissen.«
    Trench seufzte. »Meine Güte, das ist nicht mehr der forsche junge Offizier, den ich mal kannte. Du warst stets entschlussfreudig, zuversichtlich und selbstsicher. Du hast dich auf deine Männer verlassen und dir nicht den ganzen Tag Gedanken gemacht. Du hast einfach die nächstliegende Aufgabe angepackt.«
    »Weil klar war, worin sie bestand. Ich hatte Befehle, kannte die Ziele, und der Erfolgsfall war genau definiert. Das war immer einfach. In diesem Fall ist nichts einfach.«
    Trench nickte. »Dann erzähl doch mal die Einzelheiten. Wie heißt sie? Wie alt ist sie? Wie sieht sie aus?«
    »Aleksandra Petrowa, knapp dreißig, eins dreiundsiebzig groß, fünfundsechzig Kilo schwer, blonde Haare, blaue Augen.«
    »Also ein Prachtexemplar«, meinte Trench, »Junge, Junge.«
    »Ja, aber das ist nicht alles.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie hat das gewisse Etwas, und ich glaube, ich verstehe sie. Wir haben vieles gemeinsam, vieles, das andere Leute nicht verstehen würden.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel Dinge, die sehr persönlich sind und niemanden etwas angehen.«
    Trench nickte. »Touché. Ganz richtig, so etwas behält man am besten für sich, wie?«
    Faulkner tauchte mit entschlossener Miene in der Luke auf. »Ich störe doch nicht, oder?«, fragte er mit einem Blick in ihre Gesichter.
    »Nein, nein«, antwortete Carver. »Wir sind fertig. Und? Sind wir der Überfahrt etwas nähergekommen?«
    »Allerdings«, sagte Faulkner mit triumphierendem Lächeln. »Es kann losgehen. Meine Herren, auf die Plätze bitte.«
    Er wartete, während die beiden Männer zum Bug und zum Heck gingen und die Leinen in die Hand nahmen; dann drückte er erneut auf den Anlasserknopf. Der Motor hustete und stotterte, fing ermutigend an zu tuckern und ging wieder aus.
    »Verdammt!«, murmelte Faulkner und drückte erneut den Anlasser. Beim vierten Mal sprang der Motor endgültig an. Die Leinen wurde losgemacht, Carver und Trench kehrten ins Steuerhaus zurück, und die Jacht entfernte sich von dem Ponton, an dem sie

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