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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Tischkante.
    »Mann!«, sagte er ruhig. »Das war ein bisschen dramatisch.«
    Er hielt einen Becher in der Hand. »Heißer Grog«, meinte er dann und hielt ihn dankbar hoch. »Solltest du auch probieren. Wir haben dir welchen in der Thermosflasche gelassen. Steht in der Kombüse.«
    Trench deutete mit dem Kopf auf Faulkner, der ausgestreckt auf der Polsterbank lag. »Ist sofort eingeschlafen«, sagte er. »Der arme Kerl war vollkommen fertig.«
    »Ich werde auch gleich die Augen zumachen«, sagte Carver. »Jedenfalls bist du jetzt dran. Viel Glück. Es ist verdammt kalt und nass da oben.«
    Trench verzog das Gesicht und machte »Brrr«, wie es jeder getan hätte, der in dieses Sauwetter geschickt wurde. Er ging an Carver vorbei und stellte seinen Becher in die Spüle. Er verriet keinerlei Anspannung oder auch nur Wachsamkeit, drehte Carver aber auch nie so ganz den Rücken zu, als er die Leiter hinauf hastete und hinter sich den Lukendeckel schloss.
    Carver ließ ihn gehen. Trench wäre ein Angriff vielleicht gerade recht gekommen. Und es gab keine Garantie, dass Faulkner wirklich schlief. Carver wollte nicht plötzlich gegen zwei Männer gleichzeitig kämpfen müssen.
    Er nahm die Thermosflasche und goss sich einen Becher Grog ein. Dabei genoss er den Dampf, der nach Brandy, Honig, Zitrone und Tee duftete. Gerade als er den ersten Schluck trinken wollte, wurde er von Plastikgeklapper abgelenkt. Da standen zwei Becher in der Spüle, die gegeneinander schlugen. Faulkner musste auch etwas getrunken haben.
    Und jetzt lag er bewusstlos auf der Bank.
    Nun, das war praktisch. Es würde einen ehrlichen Kampf geben, Trench gegen Carver, Lehrer gegen Schüler. Und wenn Bobby Faulkner aus seinem Betäubungsschlaf erwachte, wäre nur noch einer da, um ihm guten Morgen zu sagen.

62
    Die Scandwave Adventurer war länger als drei Fußballfelder hintereinander. Sie wog um die hunderttausend Tonnen und konnte über sechstausend Schiffscontainer bei einer Geschwindigkeit von über fünfundzwanzig Knoten transportieren. Sie war also vierzehntausendmal schwerer als Faulkners Jacht und mehr als dreimal so schnell. Die Kombination von Größe, Gewicht und Geschwindigkeit machte sie außerdem so manövrierfähig wie eine wild gewordene Dampfwalze.
    Aus diesen Gründen hatten die Erbauer ihr Schiff auch mit allen möglichen Hilfen ausgestattet. Radar, GPS und Telekommunikationsausrüstung waren auf dem neusten Stand der Technik. Der Kapitän kannte die genaue Position seines Schiffes auf der Erdoberfläche. Er konnte meilenweit im Umkreis jedes andere Schiff erkennen und in flachen Gewässern die Umrisse des Meeresbodens erfassen, sodass es praktisch unmöglich war, auf Grund zu laufen.
    Wie die Manager der Scandwave Shipping Corporation immer sagten: Heutzutage brauchte niemand mehr eine erfahrene Mannschaft, denn die Technik führte das verdammte Schiff ganz von allein.
    Als der Wind in der Nacht drehte und der kalte, stechende Regen von Norden herankam, stand der Wachposten auf dem exponierten, schmalen Deck hoch oben in der eisigen Luft neben der Brücke nicht auf und setzte sich in aufrechter Haltung dem heftigen Wind aus, weil das seine Pflicht war und er sie stolz erfüllte. Nein, er setzte sich hin, lehnte sich mit dem Rücken gegen die niedrige Stahlwand und krümmte die hohlen Hände gegen den Wind zusammen, um sich eine Zigarette anzuzünden.
    Für den Hungerlohn, den sie ihm zahlten, würde er sich verdammt noch mal keine Erkältung holen, wenn der Regen so dicht war, dass man kaum den Bug des eigenen Schiffes sehen konnte, geschweige denn irgendein anderes weiter draußen. Und außerdem stand einer am Radarschirm. Sollte der doch auf den Verkehr aufpassen.
    Und so kam es, dass die Scandwave Adventurer auf dem Weg von Rotterdam nach Baltimore mit einer Ladung von sechstausend Containern westwärts durch den Kanal fuhr, während die Tamarisk mit nur drei müden Männern an Bord auf demselben Gewässer nordwärts von Cherbourg nach Poole segelte. Und keiner hatte vom andern auch nur die leiseste Ahnung.

63
    Einerseits wäre Carver gern auf Trench zugetreten und hätte ihn gefragt, was eigentlich passiert war, dass er sich so verhielt. Aber selbst wenn der alte Bastard ihm die Wahrheit sagen würde, wäre nichts dabei, was Carver sich nicht selbst ausrechnen konnte. Wer ihn in den vergangenen Jahren engagiert hatte, hatte Trench schon auf seiner Lohnliste gehabt, als der noch den Special Boat Service befehligt hatte. Es

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