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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Haare, sodass sie fülliger aussahen. Dann drehte sie den Kopf nach allen Seiten und prüfte jeden Blickwinkel, bevor sie den Raum verließ.
    »Das Warten hat sich gelohnt«, sagte Carver, als sie an den Tisch kam. »Sie sehen toll aus.«
    »Finden Sie? Es fühlt sich fremd an, so als wäre gar nichts mehr da«, meinte Aliks. »Aber wenn es Ihnen gefällt, könnten wir auf meinen neuen Stil anstoßen …«
    Sie winkte der Kellnerin. »Eine Flasche Cristal bitte.«
    Kurz darauf standen zwei Gläser Champagner auf dem Tisch und eine helle, klare Flasche im Eiskübel.
    »Na zdarowje!«, sagte Aliks und hob das Glas.
    Sie schaute auf die perlende goldene Flüssigkeit, genoss die Kälte des Glases an den Fingern und atmete den herben Duft ein. Sie bemerkte, dass sie sich noch nie so lebendig gefühlt hatte, noch nie so im Einklang mit sich selbst gewesen war. Was sie getan hatte, fand sie entsetzlich, aber eins war nicht zu leugnen: Sie hatte dem Tod ins Gesicht geblickt und überlebt. Das eindringliche Gefühl der Zerbrechlichkeit des Lebens hatte von ihr Besitz ergriffen. Sie wollte jeden Augenblick restlos auskosten, der ihr noch blieb. Und sie würde sofort damit anfangen.

    Carver sah die Frau an, die ihm gegenüber saß. Mit den schwarzen Haaren wirkte sie stärker, komplizierter. Ihre blauen Augen leuchteten heller. Die elegante Vollkommenheit ihrer Züge wurde hervorgehoben. Dann grinste er in sich hinein. Eine Frau wie sie? Sie hätte ihn normalerweise kein zweites Mal angesehen.
    Er wollte lieber zurückhaltend bleiben. »Möchten Sie etwas essen?«
    Aliks leerte ihr Glas. »Essen? Bestimmt nicht! Ich möchte tanzen. Kommen Sie!«
    Sie stand auf und zog Carver am Arm.
    Er runzelte nervös die Stirn. »Tanzen wollen Sie?« Das wäre ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Was ihn betraf, war dieser Club nur eine Möglichkeit, der Verfolgung zu entgehen.
    Aliks lachte. »Natürlich will ich tanzen. Und wenn Sie nicht wollen, Sie schüchterner Engländer, werde ich mir eben einen anderen suchen, und der wird mich in die Arme nehmen; unsere Körper werden aneinander vorbeistreichen, und wir werden …«
    »Schon gut«, sagte Carver. Er schaute zur Tanzfläche, die von Leuten wogte. Zumindest würden sie dort weniger auffallen als an dem Tisch, der von überall aus zu sehen war. Er gab nach. »Gehen wir tanzen.«

18
    Der Deckel des Einstiegslochs hob sich ein paar Zentimeter an, gerade genug, um aus der Nut zu kommen. Ein paar Sekunden lang passierte nichts. Dann wurde er weiter angehoben und kam klappernd auf dem Bürgersteig zu liegen.
    Grigori Kursk verzog das Gesicht, als der Schmerz durch seine gebrochenen Rippen schoss. Er atmete schwer. Auch das tat weh. Dann zog er sich aus dem Schacht und zurück auf die Pariser Straßen.
    Er spuckte aufs Pflaster, um den Güllegeschmack loszuwerden. Er hatte die halben Pariser Abwässer geschluckt. Er würde eine Spritze gegen Cholera, Ruhr und Tetanus brauchen oder was der Arzt sonst noch für nötig hielt.
    Was noch? Er hörte nichts. Die Explosion hatte ihn vorübergehend taub gemacht; seine Ohren protestierten mit schrillem Geklingel. Er hatte eine schusssichere Weste an, aber die Druckwelle hatte ihm einen Hammerschlag auf Brustkorb und Schädel verpasst. Solche Kopfschmerzen hatte er seit den letzten Tagen in Kabul nicht mehr gehabt, wo er die Schande der Niederlage in selbst gebranntem Wodka ersäuft hatte.
    Ihm war übel und schwindlig, und er fühlte sich benommen: eine Gehirnerschütterung. Na wenn schon. Kursk war schon viel schlimmer verletzt gewesen, ohne sich daran zu stören. Wahrscheinlich stank er außerdem. Wenn man in Afghanistan am Arsch der Welt in einem Erdloch saß und stank, während alle anderen auch stanken, war das eine Sache; aber mitten in Paris war das nicht so angebracht.
    Kursk sah sich um. Er stand an einer breiten Straße. Ein Stück weiter befand sich die Auffahrt zu einer Schnellstraße, aber da war kaum Verkehr. Hinter ihm waren Bahnschienen, auf die orange-graues Licht fiel. Ein paar Bahnarbeiter gingen zwischen Güterwaggons hin und her. Keiner schien besonders viel zu tun zu haben.
    Kursk wusste, was er tun würde. An einem Bushäuschen ließ er sich auf den Boden nieder und lehnte sich an einen Laternenpfeiler. Dann wartete er.
    Es kamen Leute vorbei. Drei Bahnarbeiter, die nach Schichtende auf dem Heimweg waren, riefen ihm zu, er solle sich Arbeit besorgen und vorher mal in die Wanne tauchen. Einer deutete einen Tritt an, aber sein

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