Samuel Carver 01 - Target
wütendes Gespräch mit einem stiernackigen Mann im schlecht sitzenden Anzug, der Schweißflecke unter den Armen hatte.
»Das war der zuständige Ermittlungsbeamte«, erklärte Papin dem OV.
»Ich verstehe. Was war sein Problem?«
»Er wollte die Leichen wegschaffen, damit sie möglichst schnell untersucht werden können. Ich sagte, er kann sie in fünf Minuten haben. Also verlieren wir keine Zeit. Erzählen Sie mir alles.«
Sie gingen zur ersten Leiche. »Kennen Sie ihn?«, fragte Papin.
»Ja. Er heißt Whelan, ehemaliger Fallschirmjäger. Es scheint ziemlich offensichtlich zu sein, was passiert ist. Jemand ist am Tor angekommen. Whelan geht nachsehen. Er wird erschossen.«
Sie gingen weiter und sahen die ausgebrannte Karosserie des Bombenfahrzeugs. Der Polizeibeamte stand an der zerstörten Fahrertür. »Sehen Sie mal«, sagte er.
Er zeigte ins Wageninnere. Die beiden Männer blickten auf das verkohlte Lenkrad, an dem eine Plastikfessel festgemacht war. Darin hing eine abgerissene Hand. Der Rest des Toten war über den ganzen Hof verteilt. Einer von der Spurensicherung photographierte jedes einzelne Stück.
Papin griff nach seinen Zigaretten. Er hielt dem Engländer das Päckchen hin. »Noch eine?«
»Nein, es geht mir gut, danke. Ich habe schon Schlimmeres gesehen.«
Sie gingen ins Haus, wo die beiden Leichen in der Halle lagen. Ihr Blut bildete einen lebhaften Kontrast zu den schwarz-weißen Steinplatten.
»Nichol und Jarret, ebenfalls Fallschirmjäger«, sagte der OV. »Sie kamen in einem Team mit Whelan und zwei anderen.«
»Vielleicht sollten Sie Ihre Anwerbungsmethoden überdenken«, bemerkte Papin.
»Keine Sorge. Wir werben die Besten an. Deshalb sind die beiden ja tot.«
»Sie wissen, wer das getan hat?«
»Ich bin mir ziemlich sicher. Ich werde es genau wissen, sobald ich gesehen habe, wer oben liegt.«
Sie gingen ins Esszimmer hinauf. Der OV zuckte unwillkürlich zusammen, als er Max sah.
»Der Mann in den Jeans ist der vierte aus dem Team: McCall. Ich schätze, was von Harrison, dem fünften Mann, übrig ist, finden Sie unten im Hof«.
»Und der andere, von dem ich annehme, dass Sie ihn gut kennen?«
»Er heißt Max. Jedenfalls habe ich ihn so angeredet. Ich kann Ihnen nicht sagen, was in seiner Geburtsurkunde steht. Wir waren an wirklichen Namen nicht interessiert.«
»Alors, wer ist das schon? Ist Ihnen die interessante Variation zwischen den Toten hier oben und denen da unten aufgefallen?«
»Natürlich. Max und McCall wurden mit jeweils drei Schüssen aus einer Maschinenpistole getötet. Die anderen fielen Einzelschüssen zum Opfer. Vermutlich werden Ihre Ballistiker feststellen, dass diese aus einer SIG Sauer P-226 stammen. Wenn ja, dann kenne ich den Schützen unter dem Namen Carver. Er ist der Einzige, der das getan haben kann, abgesehen von einer unbedeutenden Kleinigkeit: Er sollte eigentlich tot sein.«
»Angenommen, er ist es nicht. Würden Sie ihn bitte beschreiben?«
»Er trug eine Fliegerjacke, T-Shirt und Jeans, alles in Schwarz, und er fuhr auf einer Honda XR-400, ebenfalls schwarz.«
»Und das wissen Sie, weil?«
»Weil ich ihn bezahlt habe.«
»Ich verstehe. Haben Sie auch seine Komplizen bezahlt?«
»Nein. Carver arbeitet immer allein.«
»Warum haben wir dann zwei verschiedene Waffen?«
»Keine Ahnung.«
»Bitte, vergeuden Sie nicht meine Zeit, ja? Entweder ist dieser Carver mit seiner Lieblingskanone reingekommen – einer Waffe mit zwölf Patronen im Magazin –, hat vier Schüsse abgefeuert, dann aus irgendeinem Grund beschlossen, eine ganz andere Waffe zu nehmen, oder es gab zwei verschiedene Leute, die aus zwei verschiedenen Waffen geschossen haben. Alors, Charlie, was meinen Sie?«
»Im Ernst, Pierre, ich weiß nicht, was hier passiert ist. Ich weiß nicht einmal sicher, ob es Carver war. Er sollte sofort nach der Operation beseitigt werden. Soweit ich weiß, ist das geschehen.«
»Aber wenn er diese Beseitigung überlebt hat …«
»Dann ist er ein sehr zorniger Mann.«
»Der sich rächen würde?«
»Das würde ich vermuten, ja.«
»Ist er schon einmal hier gewesen?«
»Nein.«
»Wusste er denn von diesem Haus?«
»Nein.«
»Und trotzdem gelang es ihm offenbar, von allen Häusern in Paris dieses eine zu finden und alle Leute darin zu töten. Dann verschwindet er spurlos. Sie haben Recht, Charlie. Sie werben nur die Besten an. Vielleicht liegt es daran, dass Sie ihn nicht so leicht beseitigen konnten, wie Sie …«
»Verdammt! Der
Weitere Kostenlose Bücher