Samuel Carver 01 - Target
für etwas anderes interessierte.
»Irgendwelche Entwicklungen, die für uns wichtig sind?«, fragte er.
Aliks drückte auf die Fernbedienung, um den Ton leiser zu stellen, und drehte sich zu ihm um. »Man gibt den Paparazzi die Schuld, weil sie den Wagen gejagt haben. Es gibt Gerüchte, dass er knapp zweihundert Stundenkilometer fuhr.«
»Das ist Quatsch. Es waren höchstens hundertzwanzig.«
»Es heißt auch, die Blutproben hätten erwiesen, dass der Fahrer betrunken gewesen war. Er hatte das Dreifache des Erlaubten. Und es gibt einen Überlebenden: den Leibwächter der Prinzessin.«
Carver runzelte die Stirn. »Der Kerl ist nicht gefahren wie ein Betrunkener. Und es war ein Leibwächter dabei? Auf keinen Fall würde ein anständiger Leibwächter einen Mann ans Steuer lassen, der das Dreifache des Erlaubten getrunken hat. Der Fahrer wäre sternhagelvoll gewesen, hätte geschwankt und nach Schnaps gestunken. So jemanden würde man doch nicht fahren lassen.«
Er schlug mit der Hand auf die Arbeitsplatte. »Das ist die reinste Amateurarbeit. Sie haben es hingehudelt und die Tarnung verpfuscht. Jetzt werden sämtliche Enthüllungsjournalisten der Welt auf allen Vieren durch den Almatunnel kriechen und beweisen wollen, dass es Mord war.«
»Es war Mord.« Aliks sprach leise, durchbrach aber trotzdem Carvers Geschimpfe. »Wir haben das getan. Immer wenn ich höre, dass Photographen sie zu Tode gehetzt haben, denke ich bloß: Nein, das war ich. Ich habe mit dem Blitzlicht draufgehalten, damit sie schneller fahren.«
»Mag sein, aber wenn du es nicht getan hättest, dann ein anderer. Die echten Photographen waren nicht weit hinter dir. Haben sie geholfen, als sie am Unfallort ankamen? Nein. Sie haben Photos geschossen.«
Auf Carver hatte sich eine Kälte gelegt, die seine Leidenschaft im Bett gegen nüchterne Überlegung tauschte. Aliks sprach eindringlicher, um seine Rüstung zu durchdringen.
»Wie kannst du nur dastehen und darüber reden, als hätten wir nichts damit zu tun? Denkst du denn gar nicht daran, was du getan hast?«
»Nach Möglichkeit nicht.«
Einen Moment lang verfielen sie beide in Schweigen; es war nur das Blubbern der Kaffeemaschine und die gedämpften Stimmen aus dem Fernseher zu hören. Carvers Anspannung ließ ein wenig nach. Er legte Aliks die Hand auf die Schulter.
»Ich weiß ja, wie gefühllos das klingt. Ich bin nicht völlig abgestumpft. Aber eines habe ich mit den Jahren gelernt: Es ist Zeitverschwendung, sich wegen Leuten Gedanken zu machen, die längst tot sind. Das ist die einzige Methode, um nicht verrückt zu werden. Tut es mir leid, dass sie umgekommen ist? Natürlich tut es mir leid. Fühle ich mich schlecht, weil ich es war, der am Ende des Tunnels stand? Ein bisschen. Aber was nützt es mir oder jemand anderem, wenn ich mich deswegen schuldig fühle? Spar dir die Schuldgefühle. Wir sind zu einer schrecklichen Tat verleitet worden, und ich habe vor, die Leute zu finden, die das getan haben.«
Carver erläuterte ihr seinen Plan. Er wollte, dass sie verdeckt agierte, in eine Rolle schlüpfte. »Du hast doch viel Erfahrung darin, eine falsche Identität anzunehmen, oder? Du kannst einem Mann vormachen, du seist eine ganz andere.«
»Ist es nicht das, was dir die ganze Zeit über Sorgen macht? Dass ich dich täuschen könnte?«
»Der Gedanke ist mir gekommen, ja. Aber lass das fürs Erste beiseite. Ich habe etwas anderes, das dich interessieren könnte.«
Carver wählte eine örtliche Telefonnummer. Schließlich sprach er im barschen Ton und mit dem Akzent eines Südafrikaners. »Kann ich bitte mit Mr Leclerc sprechen? Danke … Wie geht’s, Mr Leclerc? Kaspar Vandervart der Name. Bin privater Sicherheitsberater, so würden Sie’s wohl nennen, und Sie sind mir von höchster Stelle empfohlen worden. Ich habe gut zweihundert Millionen Dollar, die ein Zuhause suchen. Ich hoffe, Sie können mir helfen, eines zu finden … Na bestens. Ich bin heute den ganzen Tag mit Kundengesprächen beschäftigt. Wie wär’s, wenn wir uns in meinem Hotel treffen, im Beau Rivage um sechs Uhr heute Abend, ja? Wir werden ein bisschen was trinken und über das Erforderliche sprechen. Bis dahin beschaffe ich Ihnen alle Referenzen, die Sie brauchen. Meine Holdinggesellschaft heißt Topograficas, Südafrika, registriert in Panama. Sie können das gern überprüfen, obwohl ich sagen muss, dass Sie nicht viel finden werden … Ja, genau, das ist das Gute an Panama! Gut, sind wir uns einig? Sechs
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