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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Uhr im Beau Rivage. Fragen Sie nach Vandervart. Danke. Ihnen auch einen guten Tag.«
    Carver legte mit einer verschnörkelten Geste den Hörer auf.
    »Du hörst dich an, als hättest du mal Schauspielstunden genommen«, bemerkte Aliks.
    »Mehr als mir lieb ist«, gab er zu. »Dieses Geschäft ist im Grunde eine endlose Scharade.«
    »Und diese Gesellschaft, die du genannt hast, gibt es die wirklich?«
    »Das geht dich nichts an«, sagte Carver. Er lächelte dabei, aber innerlich merkte er sich die Frage. Mach den Unterschlupf dicht, sobald alles vorbei ist, und versteck das Geld hinter einer anderen panamaischen Fassade.

36
    Am Ende war es reine Glückssache gewesen. Papin schlenderte gerade die Grand Rue hinunter, die Straße mit den Kunstgalerien und Antiquitätengeschäften im Zentrum der Altstadt, als er an seinem Blickfeldrand etwas Hellblaues leuchten sah. Unwillkürlich drehte er den Kopf, und da waren sie: Carver und Petrowa, die Hand in Hand gingen wie ein ganz normales Pärchen, er in Jeans und einer graubeigen Baumwolljacke, sie in demselben Kleid, das sie schon in Paris getragen hatte. Papin ballte triumphierend die Faust. Das Wagnis hatte sich gelohnt! Sein Instinkt befahl ihm, in einen Hauseingang zu springen; doch er sagte sich, dass sie ihn ja gar nicht kannten. Er sah in ein Schaufenster und betrachtete einige Goyadrucke, während seine Beute auf der anderen Straßenseite vorbeiging. Er ließ sie fünfzig Meter weit kommen, dann schlenderte er ungezwungen hinterher.
    Papin musste unwillkürlich grinsen. Die Frau wollte einkaufen gehen, mais naturellement. Sie war ohne Gepäck von Paris gekommen, sie hatte überhaupt nichts anzuziehen, was sollte sie sonst tun? Doch er kam nicht umhin, ihren Geschmack zu bewundern. Dreiviertel aller Geschäfte ignorierte sie. Dann fiel ihr etwas ins Auge, und sie ging hinein, fand, was sie wollte, kaufte es – mit Hilfe von Carvers Kreditkarte, wie Papin feststellte – und zog weiter. Sie machte ihre Sache gründlich, fing bei der Lingerie an und arbeitete sich zur Oberbekleidung vor. Papin zog anerkennend die Augenbrauen hoch, als er sie ein paar kleine Spitzenteile auswählen sah.
    Selbst von der entfernten Straßenseite und durchs Schaufenster konnte er erkennen, dass Carver ein vergnüglicher Abend bevorstand. Doch es schien, als hätte die Begierde dem Engländer den Verstand verwirrt. Es war verrückt, am helllichten Tag mit seiner Komplizin durch die Gegend zu laufen. Entweder trieb Carver ein so raffiniertes Spiel, dass Papin es nicht begriff, oder er war zu dem Schluss gekommen, dass auf ein Davonkommen nicht zu hoffen sei und er das bisschen Zeit, das ihm noch blieb, ebenso gut genießen könnte.
    Im nächsten Augenblick hatte Papin sie verloren. Sie verschwanden in einem überfüllten Kaufhaus unten am Fluss, das vier Ausgänge auf vier verschiedene Straßen hatte. Papin fluchte stumm. Vielleicht war Carver doch nicht so sorglos, wie er geglaubt hatte.
    Er versuchte, ihnen durch die Menschenmassen zu folgen, dann gab er auf und verlegte sich auf einen Marsch um den Block in der Hoffnung, sie zu erwischen, wenn sie das Gebäude an einer der Nebenstraßen verließen. Doch im Grunde war es zwecklos. Unter diesen Umständen hatte ein einzelner Mann mit einer Überwachung keine Chance.
    Das war jedoch nicht weiter tragisch. Schließlich wusste Papin, dass Carver irgendwo in diesen drei, vier Häuserblöcken wohnte. Er brauchte nur in die Altstadt zu gehen und vor den Kneipenwirten, Cafébesitzern und Pförtnern seinen treuen Dienstausweis zu zücken. Einige würden sich aus Prinzip weigern, einem Staatsvertreter Auskunft zu geben. Andere aber würden umso eifriger sein, sich als loyale, gesetzestreue Bürger zu beweisen, und gern ihren Part bei der Durchsetzung von Recht und Ordnung spielen. Jeder Geheimpolizist wusste, dass es nie schwer war, Leute zu finden, die sich bereitwillig über ihre Nachbarn ausließen. Papin war sicher, er würde Carvers Wohnung bald ausfindig machen. Vorher war es jedoch an der Zeit, die Verhandlungen zu eröffnen.
    Gegenüber befand sich eine Kneipe mit einem öffentlichen Telefon an der Wand. »Merde!« Es nahm nur Karten, kein Bargeld. Der Mann hinter der Theke sah seinen Ärger und deutete auf einen Zeitungskiosk. Papin murmelte einen Fluch und opferte die paar Minuten, um hinüberzulaufen, für fünfzig Francs eine Telefonkarte zu kaufen und in die Kneipe zurückzukehren. Bis er wieder vor dem Apparat stand, hatte sich seine

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