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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Bürgersteig Nachlaufen spielte, und hörte ihr unschuldiges Gelächter wie Glocken durch die Sommerluft hallen. Dann drehte er sich zum Schreibtisch um, seufzte einmal tief und wählte eine Telefonnummer.

34
    Pierre Papins Taxi hielt kurz nach neun vor der gelbbraunen Front des Hauptbahnhofs von Lausanne. Der Direktor und seine Mitarbeiter waren richtige Schweizer, das heißt: effizient wie die Deutschen, herzlich wie die Italiener und schlau wie die Franzosen.
    Innerhalb einer Stunde hatte Papin herausgefunden, was er wissen musste. Er folgte Carvers Spur nach Genf, verließ den Bahnhof und betrat den Place Cornavin, wo es reihenweise Taxis und Bushaltestellen gab. Jetzt war nichts weiter nötig, als solide, altmodische Polizeiarbeit. Papin würde die Taxifahrer einzeln durchgehen, um zu sehen, wer gestern Mittag auf dem Platz gestanden hatte, und würde ihnen die Phantombilder von Carver und Petrowa zeigen.
    Nach fünfzehn Minuten hatte er Glück. Ein türkischer Fahrer erinnerte sich an die Frau. »Wie könnte man die vergessen?«, sagte er mit einem vielsagenden Zwinkern von Mann zu Mann. »Ich habe sie gesehen, sowie sie aus dem Bahnhof kam. Ich dachte, das ist mein Glückstag. Ich war nämlich als Nächster dran. Der Mann, der bei ihr war, sah aus, als könnte er sich ein Taxi leisten, und wenn ich so eine Frau hätte wie die, würde ich sie nicht mit anderen Kerlen im Bus fahren lassen. Aber nein, er ging an mir vorbei und stellte sich am Bus an.«
    »Haben Sie gesehen, welchen sie genommen haben?«
    »Ja, den Fünfer. Er fährt über die Pont de L’Ile, durch die Altstadt zum Krankenhaus und zurück. Was haben die beiden denn angestellt?«
    Papin lächelte. »Sie sind Killer. Seien Sie froh, dass sie nicht in Ihren Wagen eingestiegen sind.«
    Mit einem stillen Dank an Allah verließ er den Taxifahrer und rief dann als Michel Picard vom Eidgenössischen Departement des Innern bei der Schaltzentrale der Genfer Verkehrsbetriebe an. Natürlich war man dort überglücklich, ihm Namen und Kontaktnummer der Fahrer zu nennen, die am Vortag um 11 Uhr herum auf der Linie 5 gefahren waren. Es waren drei, und einer erinnerte sich daran, dass das Paar am Bahnhof bei ihm eingestiegen war, nachdem Papin seinem Gedächtnis mit dem Phantombild nachgeholfen hatte.
    Und der Mann erinnerte sich auch daran, im Spiegel gesehen zu haben, wie die junge Frau an der Rue de la Croix Rouge ausgestiegen sei, hinter dem Bus die Straße überquert habe, um dann bergauf in Richtung Altstadt zu gehen. »Manche Kerle haben ständig Glück, wie?«, bemerkte er mit schiefem Grinsen.
    »Keine Sorge«, erwiderte Papin, »bei dem wird sich das bald ändern.«
    Zwanzig Minuten später spazierte Papin durch die Straßen der Altstadt. Eigentlich ein unwahrscheinliches Versteck für einen Auftragsmörder. Nach Papins Erfahrung waren die meisten Killer ungehobelte Gangster, die ihr Geld für vulgäre Geschmacklosigkeiten und Exzesse ausgaben; doch die Schönheit der Altstadt wirkte zurückhaltend, fast genügsam. Die hohen Häuser sahen wie missbilligende Gemeindeälteste auf das Volk herunter, das durch die Straßen lief. Es gab nur wenige Hotels, und so stellte sich schnell heraus, dass weder Carver noch Petrowa in den vergangenen zwei Tagen unter diesem oder einem anderen Namen eingecheckt hatten. Petrowa kam aus Moskau. Das hier musste also Carvers Wohnort sein. Und das hieß, es würde Leute in der Nachbarschaft geben, die ihn kannten und seine genaue Adresse wussten. Papin nahm die Phantombilder aus der Tasche und machte sich daran, das Viertel zu durchkämmen.

35
    »Sieh an, eine Überraschung.« Carver lehnte sich in seinem Bürosessel nach hinten, sodass er ein wenig kippte, und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Der Bildschirm zeigte die jüngsten Bewegungen auf seinem Konto bei der Wertmüller Maier Privatbank. Er seufzte. »Klar, dass die Arschlöcher nicht gezahlt haben. Ich sollte ja inzwischen tot sein.«
    Dennoch hatte er die gefaxte Mitteilung seines Kundenbetreuers über die Einzahlung von anderthalb Millionen Dollar bekommen. Damit hatte er eine Verbindung. Wenn er das richtige Mittel fände, um ihr nachzuspüren, könnte er die Verschwörer beim Kragen packen. Er überlegte einen Moment lang, dann stand er auf und schlenderte in die Küche, wo Aliks sich gerade ein spätes Frühstück machte. Der Fernseher war an. Man brachte noch immer Nachrichten über den Autounfall. Carver fragte sich, ob sich überhaupt noch jemand

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