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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Aliks.
    »Richtig, die bevorzugte Droge der modernen Vergnügungshungrigen. Man fühlt sich gut, entspannt, voller Sympathie für die Leute, die einen umgeben. Natürlich wird man auf lange Sicht psychotisch, aber das soll uns jetzt nicht kümmern. Zu den schnellen Nebenwirkungen gehören Hitzegefühl, Schwitzen, geringe Übelkeit. Das können wir jedoch lindern.«
    Schiller saß an einem Schreibtisch wie ein gewöhnlicher praktischer Arzt. Sein Sprechzimmer lag an der Rückseite eines Privathauses. Er hatte kein Messingschild an der Tür, aber seine bemerkenswerte, wenn auch unkonventionelle Auffassung von der Pharmakologie zog eine große Anzahl reicher Kunden an, die den Wunsch nach individuellen Rezepten verspürten, wie sie kein gewöhnlicher Arzt ausstellte. Hinter ihm standen einige Schränke, und darüber befanden sich Regale mit Glasflaschen, Plastikbehältern und kleinen, weißen Pappschachteln.
    Schiller schwang mit seinem Sessel herum und griff nach einem Plastikgefäß mit Pillen. »Auch wasserlöslich ist kein Problem. Schade nur, dass das nicht für Viagra gilt, das viele meiner älteren Kunden gerne mit Ecstasy kombinieren, wenn sie ihre jungen Damen einladen. Wir werden bei diesem Teil des Rezepts etwas kühner sein müssen. Ich würde Bromocriptin vorschlagen.«
    Eine weitere Pillenflasche erschien auf dem Tisch. »Im Gegensatz zu Viagra wirkt das aufs Gehirn, anstatt auf den Penis, setzt Dopamin frei – das ist ein Neurotransmitter, verstehst du? – und steigert effektvoll das sexuelle Verlangen. Seltsamerweise verliert sich diese Wirkung nach dreißig bis vierzig Einnahmen. Aber auch das ist nicht unser Problem. Diese Substanz löst sich jedoch nicht in Wasser, sondern in Alkohol, bitte merken. Und dasselbe gilt für das …« Er wandte sich noch einmal dem Regal zu und griff in eine weiße Schachtel, aus der er ein rechteckiges Stück Silberfolie herausholte. Sie enthielt acht durchsichtige Blister, in denen je eine diamantförmige Pille steckte.
    »Flunitrazepam«, fuhr Schiller fort. »Besser bekannt als Rohypnol. Wie ihr vielleicht wisst, hat dieses Sedativ, das in erster Linie bei Ängsten und Schlaflosigkeit verabreicht wird, den unerfreulichen Ruf eines sogenannten Date-rapes erlangt. Es senkt Hemmungen und Stress und fördert die Euphorie. Es kann auch das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen. Wir müssen vorsichtig sein und dürfen keine zu hohe Dosis geben, sonst wird der Patient bewusstlos. Aber kombiniert mit den zwei anderen Chemikalien sollte es, sagen wir mal, für eine sehr interessante Erfahrung sorgen. Nun erzähl mir ein bisschen über die Person, die diesen Cocktail schlucken wird.«
    »Ich bin ihm nur einmal begegnet, und das war vor vier Jahren«, sagte Carver. »Er muss Mitte vierzig sein, schätze ich, mittelgroß, ziemlich untersetzt. Wenn er keine Diät gemacht hat, dürfte er annähernd hundert Kilo wiegen.«
    Schiller griff über den Schreibtisch nach Mörser und Stößel. »Gut, eine Standarddosis von jeder Droge wird also genügen.« Er kullerte drei Pillen in die Keramikschale und begann, sie zu zermahlen. »Wie ein Apotheker von früher, hm?«, sagte er und sah zu seinen Kunden auf. Er zog an dem Messinggriff einer kleinen Schublade in der Kommode hinter sich und kramte darin, bis er eine kleine durchsichtige Plastikkapsel gefunden hatte. Die drückte er zwischen Daumen und Zeigefinger, dass sie aufsprang. Sehr vorsichtig schüttelte er die pulverisierten Pillen aus dem Mörser durch einen Trichter in eine Kapselhälfte und drückte die andere Hälfte wieder drauf.
    »Hier«, sagte Schiller und gab Carver die verschlossene Kapsel. »Das macht 1500 Schweizer Franken.«
    »Das ist viel für drei kleine Pillen, Dieter.«
    Schiller lächelte leise. »Es sind nicht die Pillen, für die du bezahlst.«
    Draußen auf der Straße fragte Aliks: »Was jetzt?«
    »Jetzt gehen wir die Pässe abholen. Dann checken wir in unserem Hotel ein.«

38
    Die vier Vorstände saßen an einem Glastisch auf einfachen Metallstühlen. Auf der Platte lagen weder Papier noch Schreibgeräte: Von diesen Vorstandssitzungen wurden keine Protokolle gefertigt. Sicherheit ging über alles. Es gab kein Telefon, keine Bilder an den Wänden, nichts, wo man ein Abhörgerät verstecken konnte. Der Ventilator der Klimaanlage war in die Decke eingelassen und konnte nicht abgeschraubt werden. Die Lampen waren geschlossene Einheiten mit Glühbirnen von äußerst langer Lebensdauer. Die schalldichten und

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