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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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möchte über jedes Telefongespräch, jede E-Mail, jedes Fax informiert werden, das heute Nachmittag in Genf ankommt oder von dort abgeht. Tun Sie mir einen Gefallen, Bill. Rufen Sie Cheltenham und Menwith Hill an. Sagen Sie denen, wir brauchen volle Abdeckung.«

43
    Grigori Kursk stieß die Hure aus dem Bett, die sofort nach ihren Kleidern griff, und warf ihr etwas Geld hinterher, als sie aus dem Zimmer flitzte. Er nahm die leere Wodkaflasche vom Nachttisch und hielt sie ins Licht, um zu sehen, ob noch ein Schluck drin war. Er brauchte etwas, um auf Touren zu kommen. Es gab Arbeit.
    Er rief bei Dimitrow an, in dem Zimmer am Ende des Korridors in ihrem Zwei-Sterne-Hotel im Zentrum von Mailand. »Aufwachen, du fauler Schwanzlutscher! Juri hat angerufen. Es gibt was zu tun, in Genf, in drei Stunden … Ja, ich weiß, das ist zu knapp. Darum sollst du deinen Arsch auch aus dem Bett schmeißen und runter in die Halle kommen. Sag das auch den anderen. In fünf Minuten an der Rezeption. Wer nicht da ist, dem ramme ich persönlich die Uzi in den Arsch und jage ihm eine Kugel in die Nuss. Jetzt verzieh dich. Ich muss duschen.«
    Fünfeinhalb Minuten später saß Kursk am Lenkrad eines BMW 750 und zwängte sich in den Mittagsverkehr der Via de Larga. Er hatte 330 Kilometer vor sich, und die Autoschlange bewegte sich langsamer als eine Schnecke auf der Ölspur. Er hielt die Faust auf die Hupe gedrückt, während er den anderen Fahrern obszöne Drohungen zubrüllte. Das schien niemanden zu beeindrucken. In Mailand ging das als normales Benehmen durch. Kursk sank in seinen Sitz zurück. »Scheiß-Italiener, aber wenn eine Armee anrückt, sind sie plötzlich ganz schnell.«
    Endlich wurde die Ampel grün; der Verkehr begann zu rollen, und sie kamen voran. Kursk entspannte sich ein bisschen. Er nahm das Päckchen Balkan Stars aus der Hemdtasche, steckte sich eine zwischen die Lippen und griff nach dem Zigarettenanzünder. Als sie brannte, machte er einen tiefen Lungenzug, eine Hand am Lenkrad, in der anderen die Zigarette. Dimitrow, der neben ihm saß, entschied, dass jetzt der Moment war, wo man eine Frage riskieren konnte. »Was machen wir in der Schweiz?«
    Kursk blies den Rauch gegen die Windschutzscheibe. »Wir treffen uns mit einem französischen Scheißkerl, und der bringt uns zu dieser Hure Petrowa und ihrem englischen Wichser.«
    »Und dann?«
    »Dann bringen wir den Franzosen um und schaffen die anderen beiden zu Juri. Danach werden wir, so Gott will, die beiden auch umbringen.«
    Kursk drehte die Scheibe runter und schrie nach vorn: »Schaff deinen nutzlosen Blechhaufen aus dem Weg, du spaghettifressender Hurensohn!«
    »Lass es doch, Grigori Michailowitsch«, sagte Dimitrow. »Er versteht kein Russisch.«
    Kursk zog den Kopf zurück in den Wagen. »O doch, Dimitrow, die müde Memme weiß genau, was ich sage.«

44
    Aliks’ Art einzukaufen hatte Carver beeindruckt. Bei den seltenen Gelegenheiten, wo er sich von einer Frau durch die Geschäfte hatte ziehen lassen, war er gelangweilt, müde und ziemlich verärgert gewesen. Dieser endlose Beutezug durch überfüllte, überheizte Neppläden, das ständige Wühlen durch Kleiderständer, an denen nach seiner Meinung immer wieder das Gleiche hing, die unaufhörlichen Fragen, auf die kein Mann eine zufriedenstellende Antwort geben konnte: Sehe ich darin dick aus? Welches findest du schöner? Würde das zu den Stiefeln passen, die wir gesehen haben? … Fragen, auf die er immer dieselbe, unabänderliche Antwort hatte: Woher zum Teufel soll ich das wissen?
    Doch Aliks war anders. Sie kaufte Kleider, wie er Munition kaufte. Sie hatte ein Ziel im Kopf. Sie wusste, welche Wirkung sie erzielen wollte, und sie stattete sich dementsprechend aus.
    Jetzt bereitete sie sich mit derselben Professionalität auf ihre Aufgabe vor. Sie duschte. Sie trocknete sich ab, fönte sich die Haare und kam ins Schlafzimmer, wo Carver in einem dicken Hotelfrotteemantel auf dem Bett lag und darauf wartete, dass er ins Bad durfte.
    Aliks holte ihre Unterwäsche heraus und legte das Handtuch ab. Carver berauschte die Intimität des Anblicks, wie sie sich ihren Slip und den BH anzog. Er genoss jeden Blickwinkel, sämtliche Laute, die für Frauen ganz banal, für einen Mann jedoch so faszinierend sind: das Rascheln der Stoffe auf der Haut, das Schnappen der Gummilitzen, die kleinen Verrenkungen, das gekonnte Zurechtrücken, das konzentrierte Begutachten ihrer Erscheinung in dem langen Spiegel an der

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