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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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eindrang und zwei Männer niederschoss, wie er ihnen mit einem Kopfschuss den Rest gab und sich abwandte, ohne noch einmal hinzusehen. Sie erinnerte sich an die Bushaltestelle, wo sie mit dem Gesicht auf dem Pflaster am Boden gelegen hatte, während er ihr das Knie ins Kreuz gedrückt hatte. Wie ließ sich dieser Mann mit dem anderen in Einklang bringen, der heute Morgen neben ihr gelegen und sie am Nachmittag noch in die Arme genommen hatte?
    Aliks rückte ein Stückchen von ihm ab. »Ist das richtig, was wir tun? Ich dachte, wir sind …«, sie suchte nach den richtigen Worten, »… geschäftlich hier.«
    »Sind wir auch«, erwiderte er. »Wir haben genau eine Chance herauszufinden, was wir erfahren müssen. In ein paar Stunden wird Magnus Leclerc unten in die Bar kommen. Du wirst ihn verführen. Ich werde ihm gehörig Angst einjagen und dann ein paar Fragen stellen. Leclerc ist unsere einzige Spur. Wenn wir ihn zum Reden bringen, können wir die Leute finden, die uns reingelegt haben. Wenn nicht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die uns finden, egal wie weit oder wie schnell wir weglaufen.«
    »Sollten wir dann nicht lieber etwas anderes tun? Ich meine, etwas Nützliches oder Wichtiges?«
    »Zum Beispiel? Diese Operation ist wie jede andere auch. Die meiste Zeit über sitzt man herum und wartet. Wir wissen nicht, ob wir morgen noch am Leben sind. Was könnte wichtiger sein, als jeden Augenblick zu nutzen, den wir haben?«
    Aliks dachte darüber nach, erwog die wesentlichen Gesichtspunkte. Schließlich lächelte sie. »Na gut«, meinte sie. »Tun wir’s also. Nutzen wir den Augenblick.«

41
    Pierre Papin war hundemüde. Er hatte zwei Tage lang rund um die Uhr gearbeitet, praktisch ohne Pause. Seine Augen fühlten sich an wie Sandpapier, und ihm war, als hätte er eins über den Schädel bekommen. Mit jeder Minute wurde das Denken mühsamer, und seine Anspannung wuchs. Trotzdem kam er gut voran.
    Einige Bewohner des Viertels hatten sich als unkooperativ erwiesen, doch selbst stumme Überheblichkeit hatte einen gewissen Mitteilungswert. Papin war in ein kleines Café gegangen, hatte nach dem Besitzer verlangt, den Ausweis gezückt und die Phantombilder gezeigt. Der Mann hatte mit den Schultern gezuckt und gesagt: »Nie im Leben gesehen.« Aber sehr schnell, er hatte nicht einmal richtig hingeschaut. Er hatte also sofort gewusst, um wen es sich handelte.
    Da war ein kleiner Junge in dem Café gewesen, sechs oder sieben Jahre alt. Papin hatte sich vor ihn gehockt und ihm das Bild von Carver hingehalten. Er hatte seinen harmlosesten Tonfall aufgesetzt. »Hast du diesen Mann schon mal hereinkommen sehen?« Ehe der Junge antworten konnte, hatte der Cafébesitzer ihn hochgehoben und Papin den Zeigefinger vors Gesicht gestreckt. »Lassen Sie das Kind aus dem Spiel!«
    Papin wusste also, dass er nahe dran war. Er klopfte an Türen, sprach Frauen an, die ihre Hunde ausführten oder die Einkäufe nach Hause trugen, stellte seine Fragen mit charmanter Höflichkeit. Carvers Adresse war bald herausgefunden. Doch er wusste nicht, ob seine Beute inzwischen in die Wohnung zurückgekehrt war.
    Das musste er in Erfahrung bringen, bevor er seinen nächsten Schritt tat. Papin schleppte sich die endlose Treppe zum fünften Stock eines alten Wohnhauses hoch und klopfte an die Tür. Er hörte einen Schlüssel im Schloss, dann spähte eine äußerst respektable Dame im Pensionsalter durch den Türspalt. Der missbilligende Ausdruck war sicherlich ihr Standardgesicht.
    Papin zeigte seine Karte und erklärte mit verlockend intrigantem Ton, er sei untröstlich, dass er Madame stören müsse, doch es gebe Hinweise auf einen illegalen Einwanderer, der neben ihr die Wohnung im Nachbarhaus bezogen habe. Bevor man geeignete Maßnahmen ergreifen könne, um die Nachbarschaft von der unerwünschten Person zu befreien, würde er gern feststellen, ob sich derjenige wirklich dort aufhalte.
    Er brachte ein Gerät zum Vorschein, das wie ein Stethoskop mit Mikrophon aussah. Das schien die alte Dame zu überzeugen oder zumindest ihre Neugierde zu wecken. Sie ließ Papin herein, bot Kaffee und Plätzchen an (er lehnte überschwänglich dankend ab) und verfolgte fasziniert, wie er das Mikrophon an verschiedenen Stellen an die Wand zum Nachbarhaus hielt, um gespannt zu horchen.
    Schließlich trat Papin von der Wand weg und klappte sein Gerät kopfschüttelnd zusammen. »Die fragliche Person ist nicht anwesend, Madame«, sagte er mit gebührender

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