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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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eine Breitling Navitimer, ein teurer, aber ernst zu nehmender, funktioneller Chronograph.
    Er hatte auch gute Manieren. Die Geschäftsleute bestellten in schroffem Ton, sagten weder bitte noch danke. Aber dieser weiße Rastalockenträger machte sich die Mühe, ein bisschen zu plaudern, redete ruhig und gelassen und zeigte Respekt vor Marcels Beruf und dessen Würde. Na gut, vielleicht war sein Aufzug doch verzeihlich.
    »Brauchen Sie Streichhölzer, Monsieur?« Marcel deutete mit dem Kopf auf die Camel-Packung neben dem Bierglas.
    Der Mann lächelte. »Nein danke, ich versuche, aufzuhören. Ich habe sie nur testhalber dabei. Wenn ich ein paar Biere trinken kann, ohne eine Zigarette zu rauchen, weiß ich, dass ich es schaffe.«
    Er blickte zu der Sitzecke hinüber und meinte dann zu Marcel: »Haben Sie das Paar an dem Ecktisch gesehen? Sie hat ihm eben die Wange gestreichelt. Daraufhin hat er ihre Hand genommen und geküsst. Ist die Liebe nicht schön?«
    Marcel zwinkerte ihm zu. »Toujours l’amour …«

    In dem Kopfhörer, der in seinen Locken versteckt war, hörte Thor Larsson Carvers Stimme. »Ja, ich habe es gesehen. Fast beängstigend, wie gut sie es macht.«
    In der Camel-Packung befanden sich eine Miniaturkamera, die durch eine stecknadelkopfgroße Öffnung alles aufnahm, sowie ein Mikrofon; beides war mit einem Videomonitor und einem Rekorder in Carvers Zimmer verbunden. Aliks hatte ein Mikrofon mit Sender in der Handtasche. Alles, was sie und der Banker redeten, jedes einzelne Wort, wurde auf Band aufgenommen.
    »Ich frage mich, wie sie im Bett ist«, überlegte Larsson scheinbar an den Barmann gerichtet.
    Carver lachte. »Erwarte nicht, dass ich dir das erzähle.«
    »Wenn ich nur hören könnte, worüber sie reden.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich verstehe sie astrein.«
    »Ich hätte gerne noch ein Bier. Und ein paar Nüsse, wenn Sie welche haben. Ich werde wohl noch ein wenig bleiben.«

47
    Grigori Kursk war geduldig; das hatte er in Afghanistan gelernt. Zu viele seiner Kameraden hatten sich voreilig auf einen Kampf eingelassen, weil sie hofften, die Mudschaheddin mit der bloßen Masse an Feuerkraft zu überwältigen; stattdessen wurden sie jedoch überlistet, von hinten überfallen und direkt zur Hölle geschickt. Kursk konnte warten, stundenlang, tagelang, so lange es eben dauerte, bis der Gegner sich als Erster rührte und seine Stellung verriet. Erst dann schlug er zu.
    Es kümmerte ihn nicht, ob Carver die ganze Nacht oder die ganze Woche brauchen würde, um in seine Wohnung zurückzukehren. Wann auch immer, er wäre auf jeden Fall bereit.
    Nach Angabe der beiden Männer, die er zur Wohnung hinaufgeschickt hatte, war die Tür mit einem Stahlrahmen versehen und oben und unten sowie von innen mit Schlössern gesichert. Die Angeln waren verstärkt. Das einzige Mittel, um sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen, wäre eine Bombe oder eine Bazooka gewesen. Die Fenster hatte Kursk durchs Fernglas inspiziert. Die Scheiben waren extradick und höchstwahrscheinlich kugelsicher.
    Er hatte nichts anderes erwartet. Carver war kein Idiot; er musste sich zwangsläufig vor Männern wie ihm schützen. Kursk musste seinerseits ein paar Sicherheitsmaßnahmen in die Wege leiten. Ein Anruf in Moskau verschaffte ihm den Kontakt, den er brauchte: eine Schweizer Mobilfunknummer.
    »Ich arbeite für Juri«, sagte er. »Ich muss einen Wagen loswerden, einen BMW 750. Da ist einer drin. Der muss ebenfalls weg, verstanden? … Gut. Ich schicke einen Mann mit. Außerdem brauche ich einen Van, der aussieht wie von einer Telefongesellschaft oder einer Lieferfirma. Mein Mann wird ihn mitnehmen. In zwanzig Minuten. Am besten, Sie haben, was wir brauchen. Sie wollen sicher nicht, dass Juri von mir hört, Sie hätten mich hängen lassen.«
    Kursk schickte Dimitrow mit dem Wagen hin. Papin saß noch auf dem Beifahrersitz, vom strammgezogenen Gurt in aufrechter Position gehalten. Jetzt war Kursk allein auf der Straße. Es war eine stille, anständige Gegend, wo er auffiel wie ein Bär im Teegeschäft. Er brauchte einen Platz, wo er den neugierigen Blicken entzogen war, die hinter all diesen Blumenkästen und Tüllgardinen lauerten. Da fiel ihm ein Schild ins Auge: Malone’s Irish Pub. Perfekt.
    Kursk trug sein Bier und den Whiskey an einen Fenstertisch, wo er ungehindert die Straße überblicken konnte. Niemand würde Carvers Haus betreten oder verlassen, ohne dass er es mitbekäme. Kursk trank genüsslich und schaute sich in dem Pub

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