Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
Vom Netzwerk:
das perfekte Beispiel exklusiver europäischer Thekenkultur: an den Wänden prunkvoller Stuck, an den Fenstern geraffte grüne Seidenrollos, antike Sessel, die um weiß gedeckte Tische gruppiert waren. Leclerc ging an die Bar und bestellte sich bei dem grauhaarigen Mann hinter der Theke einen Wodka-Martini. Mit dem Glas begab er sich zu einem Ecktisch. Die einzigen anderen Gäste waren ein älteres amerikanisches Ehepaar. Der Mann bestellte bereits seinen zweiten Bourbon. Die Frau schmollte. Es sah nach dem Beginn eines langen Abends in der Ehehölle aus.
    Damit kannte Leclerc sich aus. Er trank einen Schluck von seinem Martini und dachte an die immer gleiche grollende Zurschaustellung weiblichen Martyriums, die ihn bei seiner Heimkehr erwarten würde. Marthe würde sich als »völlig kaputt« bezeichnen, nachdem sie den ganzen langen Tag wirklich nichts getan hatte, außer Tennis zu spielen, sein Geld auszugeben und den minimalen Aufwand an Erziehung zu leisten, der bei zwei selbstständigen Teenagern noch nötig war. Leclerc hatte angekündigt, er werde vielleicht spät nach Hause kommen, und ihr gesagt, sie brauche sich um sein Abendessen nicht zu kümmern, doch das würde nicht viel nützen. Sie würde absichtlich ihren unförmigsten, unansehnlichsten Hausanzug tragen, theatralisch seufzend die Augen verdrehen und ihm mitteilen, das Essen sei inzwischen ruiniert. Sie würde … mon Dieu!
    Soeben war eine Frau in die Bar gekommen, eine große mit schönem Gesicht und einem brünetten Bob. Sie trug eine weich fallende weiße Bluse über einem dunkelblauen Rock. Die langen Beine waren gebräunt. Die Höhe der Absätze passte genau zu dem Rock, ebenso die kleine elegante Schultertasche. Sie sah völlig respektabel aus und trotzdem begehrenswert. Leclerc sah, wie sie der alte Amerikaner angaffte, während sie sich suchend umschaute. Dessen Frau zischte ihm etwas zu und gab ihm mit der altersfleckigen, schwer beringten Hand einen Klaps auf den Arm, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Die Brünette entdeckte Leclerc, und ihr Gesicht hellte sich plötzlich auf. Mit einem Lächeln ließ sie ihn wissen, dass sie ihn erkannt hatte und überglücklich war, ihn zu sehen. Sie kam zu ihm an den Tisch.
    »Monsieur Leclerc?« Sie hielt ihm ihre gepflegten Finger hin, deren glatte, fleckenlose Haut einen entzückenden Kontrast zu der alten Schachtel boten, die bereits giftige Blicke in seine Richtung warf. »Ich bin Natascha St. Clair, Mr Vandervarts Assistentin. Ich fürchte, er wird ein wenig aufgehalten.«
    »Enchanté, Mademoiselle«, erwiderte Leclerc. »Ich bin Magnus Leclerc. Aber bitte, Natascha, nennen Sie mich Magnus. Kann ich Sie überreden, sich mir anzuschließen, solange wir auf Monsieur Vandervart warten?«
    »Meinen Sie? Also, wenn Sie finden, dass das in Ordnung ist …«
    »Aber selbstverständlich, ich bestehe darauf.«
    »Danke, das ist sehr nett. Ich hoffe nur, ich störe Sie nicht.« Sie errötete ein wenig, als sie sich ihm gegenüber setzte und sich den Rock auf den Oberschenkeln glatt strich.
    »Wissen Sie, Mr Vandervart ist ein wunderbarer Mann«, sagte sie mit einem kleinen bedauernden Kopfschütteln und leicht gerunzelter Stirn, »aber ich finde wirklich, er sollte sich ein wenig mehr Ruhe gönnen. Natürlich steht es mir nicht zu, etwas zu sagen, aber Männer wie er arbeiten oft zu hart. Freilich möchten sie nur das Beste für ihre Familie, aber manchmal sollten sie auch an sich selbst denken. Meinen Sie nicht auch?«
    Magnus Leclerc hätte ihr bei jeder Meinung begeistert Recht gegeben, die sie ihm unterbreiten wollte. »Vollkommen«, sagte er und nickte nachdrücklich.
    Sie lächelte, als wäre sie für seine Zustimmung dankbar. Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich eine Winzigkeit nach vorn, um ihren Duft über den Tisch wehen zu lassen und Leclerc einen Blick auf den Ansatz ihrer Brüste zu gewähren, die sie mit den Oberarmen zusammendrückte.
    »Hmmm«, schnurrte sie, »der Martini sieht verlockend aus. Es ist sehr unartig von mir, einen Drink zu nehmen, während ich eigentlich noch arbeiten sollte. Aber könnten Sie mir auch einen bestellen? Wäre das möglich?«
    »Selbstverständlich, es ist mir ein Vergnügen«, sagte der Banker. Als er vom Tisch aufstand und zur Bar ging, bemerkte er sein Herzklopfen. Er bestellte den Drink und rückte mit einem Blick in den Thekenspiegel seinen Schlips zurecht. Der Barmann servierte ihm den Martini mit hochgezogenen Augenbrauen,

Weitere Kostenlose Bücher