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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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hoffentlich – in Baladzes Aktenkoffer steckte. Also hatte Carver eine kostbare Geisel in der Hand. Er musste sich in eine Lage bringen, wo man ihn nicht angreifen konnte, ohne damit die Geisel zu gefährden. Zum Beispiel in seinem Auto.
    Er wartete reglos, bis sich der Rotorlärm entfernt hatte, dann sprintete er so schnell er konnte auf den Weg zu, wo er den Audi abgestellt hatte, direkt am Rand, die Motorhaube zeigte bergab.
    Zweimal musste er haltmachen und warten, weil der Hubschrauber über ihm patrouillierte. Aber dann war er da, warf den Granatwerfer auf den Beifahrersitz und klemmte sich hinters Steuer.
    Gut, dass er nicht mehr zu wenden brauchte. Als er das Pedal durchtrat, sprang die 4,2-Liter-Maschine dröhnend an. Einen Augenblick lang drehten die vier Räder auf dem weichen Boden durch, dann fassten sie, und der Wagen preschte los, schoss auf den Weg, der quer über den Hang bergab führte. Irgendwann würde er in eine richtige Straße übergehen.
    Er war noch keine vierhundert Meter weit gefahren, als der Hubschrauber wieder auf ihn zukam. Sekunden später wurde er entdeckt. Der Hubschrauber schoss herab wie ein Raubvogel auf einen flüchtenden Nager. Carver sah ihn in den Außenspiegeln, wie er sich dicht über den Baumwipfeln näherte, und mit einem neuen Stoß Adrenalin im Blut trieb er seine für Rallyes gebaute Maschine noch schneller über den zerfurchten Schotterweg.
    Er wurde durchgeschüttelt wie die Kugel in der Trillerpfeife, während der Audi in Schlaglöcher plumpste, hin und her schwenkte, über Buckel und Baumwurzeln hopste oder durch Senken raste. Die hämmernden Stöße des harten Erdbodens und das Prasseln der hochfliegenden Steine gegen das Bodenblech machten einen Lärm, der das Heulen des Motors, das gequälte Schleifen des überlasteten Getriebes und das Rattern der Rotorblätter über seinem Kopf fast übertönte.
    Aber nicht den harten Knall der Schüsse, das klirrende Splittern von Glas und Plastik, die Treffer in der Karosserie, die hörte Carver ganz genau.
    Der Pilot schwenkte ständig über dem Wagen hin und her, um in eine günstige Schussposition zu gelangen. Die Bewaffneten waren an der Seitentür konzentriert und feuerten Breitseiten wie ein historisches Schlachtschiff. Doch solange er parallel zu dem Weg flog, verhinderten die Bäume auf beiden Seiten, dass die Männer ein freies Schussfeld bekamen. Es gab aber noch eine andere Möglichkeit. Der Pilot beschleunigte, flog etwa hundert Meter voraus, drehte und schwebte über dem Weg direkt vor dem heranrasenden Audi.
    Das Sichtfeld der Windschutzscheibe füllte sich mit dem Helikopter, seinen offenen Türen und den Männern, die direkt von vorn eine Salve auf ihn abfeuern würden. Carver fuhr fast hundertdreißig Stundenkilometer und näherte sich dem auf der Stelle schwebenden Gegner mit etwa fünfunddreißig Metern pro Sekunde. Die Mündungen der Maschinenpistolen blitzten auf wie eine Phalanx knipsender Paparazzi. Vor ihm wurde der Boden von den peitschenden Kugeln aufgerissen. Er hörte und fühlte, wie sie in einen Scheinwerfer und in einen Außenspiegel einschlugen und an den Seitenblechen abprallten.
    Wie durch ein Wunder bekam er selbst nichts ab, aber sein Glück würde nicht mehr lange anhalten. Als nutzloser Ansturm gegen den sicheren Tod war das durchaus mit dem legendären Todesritt der Leichten Brigade im Kampf der Briten gegen die Russen während des Krimkrieges vergleichbar. Also tat Carver, was die Leichte Brigade nicht vermocht hatte. Er stoppte den Angriff.
    Er riss das Steuer hart herum und trat auf die Bremse, gab aber Vollgas, als das Heck zur Seite ausbrach und einen Moment lang auf dem Schotter schlitterte, bis die Hinterräder wieder fassten. Innerhalb eines Augenblicks hatte er den Wagen um neunzig Grad gedreht, sodass er direkt zwischen die Bäume zeigte.
    Carver löste die Bremse und gab Gas. Vorerst war er für den Gegner nicht zu erwischen. Aber die Bäume, die ihm Schutz boten, waren selbst eine tödliche Gefahr. Während er sich zwang, nicht den Fuß vom Gas zu nehmen, und jeden Impuls, abzubremsen und vorsichtiger zu fahren, überwand, geriet er bei seiner Fahrt ins Tal automatisch in einen Slalom zwischen den Bäumen hindurch, die als Preis für jede Fehleinschätzung den sicheren Tod bedeuteten. Hier war der Boden noch holpriger und unsicherer und ließ den Rädern noch weniger Haftung. Sein Lenkrad war beinahe nutzlos. Er musste mit Bremse und Gangschaltung steuern, die niedrigen

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