Samuel Carver 02 - Survivor
erfundenen Terroristen geben. Bei den internationalen Nachrichtenagenturen wird ein Video eingehen, von einem radikalen Ableger des islamischen Dschihad, der nicht existiert und der eigens für diese Operation geschaffen wird. Auf dem Video wird die Zündung einer Atombombe in einer Großstadt angedroht. Die Bombe wird dabei so zu sehen sein, dass die Abwehrspezialisten sie sofort als echt erkennen können.«
»Und dann?«
»Dann wird die Welt sehen, dass die islamischen Terroristen Atomwaffen haben, und sie wird gezwungen sein, die Bedrohung ernst zu nehmen.«
»Und wenn der Präsident dem amerikanischen Volk sagt, es braucht sich keine Sorgen zu machen? Wenn er sagt, die Bombe gibt’s nicht, Leute, die spielen sich nur auf, was dann?«
»Davon gehe ich nicht aus. Der Beweis auf dem Video ist zu wirkungsvoll. Aber es gehört sowieso zu meinem Plan, dass die Bombe entdeckt wird. Natürlich, bevor sie detoniert.«
McCabe machte ein skeptisches Gesicht.
»Das Problem bleibt. Die Special Forces oder die CIA finden das Ding, dann behaupten sie, es war nur eine Attrappe. General, wenn Sie den Leuten begreiflich machen wollen, worum es sich handelt, müssen Sie die Bombe hochgehen lassen.«
»In einer Großstadt? Zehntausende würden dabei sterben. Wir wären nicht besser als die Terroristen.«
»Sicher, wenn sie in einer Stadt hochgeht. Aber warum sollten wir es dort tun? Diese Radikalen haben irgendwo ein Versteck, wo man sie nicht so leicht findet. Vielleicht in der Wüste oder in den Bergen. Lassen Sie Ihre Bombe am Arsch der Welt hochgehen. Keiner wird verletzt, aber Sie kriegen die gewünschte Aufmerksamkeit, das ist mal sicher … Scheiße!«
Er fing wieder an zu husten.
»Sie sollten zum Arzt gehen«, sagte Vermulen.
McCabe spuckte Schleim auf den Boden.
»Ich habe eine Lungenentzündung. Das geht vorbei. Jetzt will ich nur noch eins wissen: Was wird mich die ganze Sache kosten?«
»Das habe ich noch nicht ausgerechnet. Aber Sie müssen mit ein paar Millionen rechnen.«
McCabe lachte. »Ein paar Millionen? Mehr nicht? Mann, ich dachte, Sie würden mich um einen ernsthaften Betrag bitten.«
McCabe war beeindruckt. Er hatte Vermulen eine schwierige Aufgabe gestellt, und der Lieutenant General hatte die Herausforderung bestanden. Diese Bombenliste würde den Krieg gegen den Antichrist ein gutes Stück näher bringen. Also brauchte er jetzt nur noch einen Platz zu finden, wo die Bombe den Zündstoff lieferte, mit dem die ganze Welt in Rauch aufgehen würde. Gleich nachdem Vermulen auf dem Rückweg nach Washington war, begab sich McCabe wieder in sein Haus in der Mitte seines Anwesens, wo er sich eine Bibliothek mit lauter religiösen Büchern eingerichtet hatte. Dort goss er sich ein paar Fingerbreit Bourbon ein und begann mit der Suche.
Als Erstes fiel ihm der Berg von Megiddo ein, aber der war bloß ein Felsen in der Landschaft mit nichts drum herum. Sicher, da würde die letzte Schlacht stattfinden. Aber das war nicht der beste Platz, um einen Krieg anzufangen. Dafür brauchte er einen Ort, der schon ein Krisenherd war, der Christen wie Antichristen heilig war.
Er saß an seinem Schreibtisch und fragte sich, wo er als Nächstes nachschlagen sollte, als sein Blick auf einen Brief fiel, den er kürzlich erhalten hatte. Darin wurde er um eine Spende gebeten für die Erhaltung des Tempelberges in Jerusalem. Seit Neuestem machten die evangelikale Bewegung und die Juden gemeinsame Sache, weil beide die Araber hassten. Jetzt wurde den Arabern vorgeworfen, sie würden die jüdischen Stätten auf dem Berg missachten. Viele Menschen hatten sich darüber empört.
McCabe ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. Er hatte wenig Ahnung von der jüdischen Theologie und noch weniger vom Islam. Aber für eine günstige Gelegenheit hatte er einen Riecher. Er sah, dass sich die verschiedenen Religionen um den Tempelberg stritten. Das klang ganz so, als ob es sich lohnte, dass er sich näher damit beschäftigte.
Schnell wurde ihm die Bedeutung des Berges klar. Die Juden glaubten, der Fels des Tempelberges sei der Grundstein der Erschaffung der Welt und gleichzeitig ihre Mitte. Als Abraham seinen Sohn Isaak opfern wollte, geschah das auf dem Tempelberg. Salomo hatte dort seinen Tempel erbaut, und er hatte die Bundeslade ins Allerheiligste gestellt, genau auf den Grundstein. Darum war dieser Berg die heiligste Stätte des Judentums.
Doch es war der muslimische Gesichtspunkt, der McCabes Gedanken
Weitere Kostenlose Bücher