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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Die Hütte wurde von einer einzelnen nackten Glühbirne erhellt, deren hartes Licht auf den Koffer fiel. Er lag an der Wand, weit offen, und er lockte sie, zu ihm zu kommen und einen genaueren Blick hineinzuwerfen. Sie stieg, den Luftschlauch hinter sich herziehend, auf die oberste Stufe. Dann drehte sie sich um und griff nach der Videokamera, die ihr von einem Teamkollegen angereicht wurde. Ein Stativ folgte, und ein helloranger Metallkasten mit einem schwarzen Griff, der zwei Drittel der Kastenlänge einnahm. Von dem Kasten ging ein Kabel durch die Tür nach draußen.
    Sie befestigte die Kamera auf dem Stativ, schaltete sie ein und richtete sie auf den Koffer. »Habt ihr das Bild?«, fragte sie in das Mikrofon in ihrem Anzughelm.
    Henry Wong, ihr Stellvertreter, saß in einem der Vans vor einem Gestell mit elektronischen Geräten, Skalen und Bildschirmen.
    »Ja, und für mich sieht die ganz echt aus.«
    »Es gibt nur ein Mittel, das herauszufinden«, sagte Kady.
    Sie ließ die Kamera los und nahm den orangen Kasten zur Hand. An einem Ende hatte er eine Zifferntastatur und ein kleines Flüssigkristalldisplay. Der Kasten war ein tragbares Gamma-Spektrometer, mit dem die Strahlung eines Gegenstandes bestimmt und gemessen werden konnte.
    Die verschiedenen atomaren Stoffe, die für Bomben verwendet werden können, zerfallen unterschiedlich schnell und geben bestimmte Strahlenmengen ab. Einige, wie zum Beispiel Plutonium, geben so viel Strahlung ab, dass sie über große Entfernung messbar ist. Andere werden nur auf sehr kurze Distanz angezeigt. Kady, die neben der Kamera stand, bekam keine Anzeige auf dem Spektrometer. Damit hatten sich die meisten Vermutungen erledigt, aber nicht alle. Dieser Koffer konnte eine Attrappe enthalten – der nächste falsche Alarm – oder waffenfähiges Uran. Kady hatte keine Wahl. Wenn sie es wissen wollte, würde sie sich gefährlich nah heranwagen müssen.
    Sie traute sich kaum zu atmen, als sie auf den Koffer zuschlich, und erschrak bei jedem Knarren der Dielen. Als kleines Mädchen hatte sie sich gern an ihren Vater angeschlichen und mit klopfendem Herzen noch einen letzten Schritt gewagt, bevor er herumfuhr und sie sich schnappte. Jetzt war die Bombe an seiner Stelle, und eine falsche Bewegung konnte sie auslösen. Kady schwitzte in ihrer Kunststoffblase, und sie konnte die Tropfen nicht wegwischen, die ihr über die Stirn liefen.
    Ihr Puls raste, ihr Atem ging kurz und flach. Das Spektrometer zitterte in ihrer Hand. In diesem Zustand konnte sie leicht über eine lockere Bodendiele stolpern oder den Kasten fallen lassen. Wenn sie gegen den Koffer stieß und der mit einer Sprengfalle versehen war … Sie dachte lieber nicht weiter. Sie musste sich beruhigen, das war ihr klar. Sie hielt inne, die Augen halb geschlossen, die Arme locker, und versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen, damit sich ihr Herzschlag verlangsamte. Allmählich ließ das laute Pochen in ihren Ohren nach und nahm einen normaleren Rhythmus an.
    Als sie den Koffer erreichte, sprach sie wieder mit Wong.
    »Also gut, da wären wir.«
    »Sei vorsichtig, Kady.«
    »Meinst du das ernst?«
    Sie trat an das offene Gepäckstück heran, das etwa fünfzig Zentimeter lang und an den Ecken verstärkt war. Der Inhalt ruhte in dickem Styropor. Das Hauptstück war ein Metallrohr, das fast über die ganze Länge des Koffers reichte. Ein Ende war dicker als das andere, als wäre es durch einen zusätzlichen Metallring verstärkt. Aus dem anderen Ende ragte ein Draht hervor und führte zu einem schwarzen Regler mit einer Reihe von Schaltern, zu einer Zifferntastatur und zu einem digitalen Zeitmesser. Darauf zeigten sich jedoch keine Ziffern, es lief also kein dramatischer Countdown, da waren nur die Schalter mit russischer Beschriftung. Eine kleine rote Lampe leuchtete, um anzuzeigen, dass das Gerät über das Kabel mit Strom versorgt war.
    Kady richtete das Spektrometer darauf. Auf der Anzeige erschienen Zahlen und Buchstaben, desgleichen per Kabel auf Wongs Bildschirm. Kady bekam einen leisen, ehrfurchtsvollen Pfiff ins Ohr.
    »Waffenfähiges Uran 235. Du hast soeben eine echte Kofferbombe gefunden, Kady. Mann, das ist stark.«
    Sie lächelte, die Spannung war für einen Augenblick gebrochen. »So würde ich es nicht nennen. Mir scheint, Lebed hat die Wahrheit gesagt. Die Sowjets haben also wirklich in der ganzen westlichen Welt tragbare Atomwaffen versteckt. Aber wenn das hier eine ist, wo sind dann die

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