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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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konnte sich nicht entsinnen, wann das Foto gemacht worden war. Er dachte nicht länger darüber nach, sondern entfernte es aus dem Rahmen, faltete es in der Mitte, sodass eine Hälfte nach hinten weggeknickt war, und schob es in die Innentasche des Mantels. Bei der Suche nach ihr mochte ein Foto nützlich sein.
    Larsson wartete mit dem Werkzeugkasten an der Wohnungstür. Als er Carver sah, sagte er: »He, du siehst aus wie ein Kerl, den ich früher mal kannte.«
    »Aha, und wie war der?«, fragte Carver.
    Larsson antwortete ausdruckslos: »Ein richtiger Scheißkerl.«

35
    Dr. Geisel hatte ihn gewarnt, er sei noch weit davon entfernt, wieder gesund zu sein. Es könne jederzeit einen Rückfall geben. Zumindest habe er heftige Stimmungswechsel zu erwarten.
    Allmählich verstand er, was der Seelenklempner gemeint hatte. Die Autofahrt von seiner Wohnung zum Bierkeller dauerte keine fünf Minuten, doch sobald der Volvo sich in Bewegung gesetzt hatte, schwand das schöne Gefühl des Selbstvertrauens, und seine Unsicherheit kehrte zurück, sein Magen zog sich zusammen, die Schultermuskeln verhärteten sich. Carver atmete ein paar Mal langsam und tief durch und ließ den Kopf kreisen. Er reckte das Kinn vor und atmete gleichzeitig ein, dann senkte er es bis fast auf die Brust und atmete dabei aus.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Larsson auf dem Fahrersitz.
    »Ja. Ich versuche nur, mich zu entspannen, weißt du.«
    »Du solltest mir lieber erzählen, was in der Klinik passiert ist.«
    Carver seufzte tief und senkte mit geschlossenen Augen den Kopf. So blieb er einen Moment lang, das Gesicht zur Grimasse verzerrt, dann blickte er zu Larsson.
    »Jemand hat versucht, mich umzubringen.«
    »Und …?«
    »Und ein anderer wird wahrscheinlich in diesem Augenblick die Leiche entdecken, also halt die Klappe, fahr weiter und hilf mir, Aliks zu finden.«
    Abrupt hielt Larsson den Wagen an. Er blieb still sitzen, als Carver ihn anschnauzte: »Was soll das denn?«
    Ohne Warnung riss Larsson den rechten Arm hoch und packte Carver an der Kehle, dann drückte er ihn seitlich gegen die Wagentür.
    Behindert durch den Sicherheitsgurt und den engen Fußraum, hatte Carver Mühe, sich zu befreien.
    »Ich mag keine Leute, die grob zu mir sind.« Larsson klang, als gäbe es ein Missverständnis aufzuklären. »Also bleib schön ruhig, klar?«
    Er ließ los und zog den Arm langsam weg, ohne Carver aus den Augen zu lassen.
    »Na gut«, sagte Carver, »ich entschuldige mich. Ich will nur Aliks zurückhaben.«
    »Kann sein, aber das wirst du nicht jetzt tun.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du nicht in Form bist. Sieh dich doch an, ich konnte dich mit einer Hand festhalten. Deine Stimmung geht rauf und runter wie ein Jo-Jo. Du schaffst die Treppen zu deiner Wohnung nicht mehr, ohne außer Atem zu kommen. Es dauert noch Wochen, bis du wieder fit bist.«
    Carver senkte den Blick. Er stimmte Larsson stillschweigend zu.
    »Gut, vielleicht hast du recht … vielleicht. Aber ich kann nicht einfach rumsitzen und nichts tun. Wenn ich herausfinde, was sie getan hat, wo sie war, bevor sie verschwunden ist, das wäre wenigstens etwas. Schau, diese Kneipe wird gleich dichtmachen, und ich kann morgen nicht wieder herkommen, weil ich dann weg sein muss. Ich will nur reingehen, etwas trinken, ein paar Fragen stellen, nichts Besonderes. Vertrau mir, ich werde keinen Kampf provozieren.«
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte Larsson und ließ den Motor wieder an.

36
    In der Hütte in Minnesota kam sich Kady Jones vor wie ein Forscher, der endlich ein geheimnisvolles Tier vor Augen hat, über das schon viel geschrieben, das aber noch nie gesehen worden ist. Für eine Wissenschaftlerin von Los Alamos war diese Kofferbombe ein ebenso mächtiger Mythos wie Bigfoot oder der Riesenkrake und genauso faszinierend.
    In ihrem aufblasbaren Plastikanzug, der sie aussehen ließ wie die Kreuzung aus einem Menschen und einer Hüpfburg, stieg sie die Holzstufen hinauf. Sie war voller Vorfreude und nervöser Anspannung. Entgegen ihrer zuversichtlichen Behauptung vor Tom Mulvagh war ihr nur allzu klar, was alles schiefgehen konnte. Wenn das Ding echt war, konnte es mit einer Falle versehen sein. Und selbst wenn nicht, lag eine Detonation durchaus im Bereich des Möglichen. Die Wahrscheinlichkeit war zwar unendlich gering, doch sie existierte. Darum war die Vorgehensweise klar: angucken, aber nicht anfassen. Und so weit wie möglich Abstand halten von dem Ding.
    Sie steckte den Kopf durch die Tür.

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