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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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übrigen?«
    »Nicht unser Problem«, meinte Wong, »und wir können nichts machen, bevor diese nicht entschärft ist. Warum kommst du nicht wieder her, und wir überprüfen diese Werte?«
    »Sicher. Aber erst wenn ich das Ding von Nahem aufgenommen habe. Damit wir genau darlegen können, womit wir es hier zu tun haben.«
    Sie ging zur Kamera zurück, genauso behutsam wie vorher, obwohl sie sich ein wenig sicherer fühlte, nachdem sie das Ding aus der Nähe gesehen und überlebt hatte. Jetzt, wo sie wusste, was in dem Koffer war, meinte sie die Situation wieder besser im Griff zu haben. Während sie die Kamera vom Stativ abschraubte und zu dem Koffer hintrug, sagte sie sich, dass sie schon an gefährlicheren Sprengköpfen gearbeitet hatte, sowohl an russischen wie an amerikanischen, und nie war ihr etwas passiert. Warum sollte es jetzt anders sein?
    Den losen Nagel, der aus dem Holzboden ragte, bemerkte sie erst, als sie mit dem Stiefel daran hängen blieb. In den Händen hielt sie die Kamera, darum hatte sie keinen Arm frei, um das Gleichgewicht zu halten oder sich beim Stolpern abzufangen …
    »Kady!«, schrie Wong, als sie auf den offenen Koffer stürzte und sich dabei in ihrem Luftschlauch verfing. Die Kontrolllampe fing an zu blinken, und die Bombe gab hastige schrille Töne von sich.
    Wie zur Warnung.
    Eine aktivierte Sprengladung.
    Die Anspannung, die sie befallen hatte, seit sie in die Hütte gekommen war, zerstob in einem Augenblick Übelkeit erregender, schweißtreibender, nackter Angst. Die schien ihre Sicht zu trüben, und sie ruderte mit Armen und Beinen, um hastig wegzukriechen, als ob sie das retten könnte.
    In ihrem Helm hörte sie Wongs Stimme: »Oh, Scheiße …«
    Das Piepen hörte auf.
    Niemand sagte etwas.
    Sie lag stocksteif da, rührte sich keinen Zentimeter und traute sich in der Totenstille der Hütte nicht einmal, zu atmen.
    Irgendwo aus dem Koffer kam das Geräusch einer schwachen Detonation, kaum lauter als ein Knallbonbon. Dann war es wieder still.
    Kady rappelte sich hoch und versuchte, Luft zu holen. Ihr fiel der Elektrostecker am Ende des Kabels auf. Der war bei ihrem Sturz auf den Koffer aus der Wand gerissen worden. Das Blinken und Piepen war bloß eine Warnung an den Bombenleger, dass die Stromzufuhr abgeschnitten war. Es gab keine Sprengfalle.
    Doch überall auf der ganzen Erde verstreut lagen solche sowjetischen Kofferatombomben in ihren Verstecken, und weder Kady noch sonst jemand in Amerika hatte eine Ahnung, wo.

37
    Das Personal des Bierkellers war nicht allzu scharf darauf, Carver und Larsson noch hereinzulassen. Eine Kellnerin wollte ihnen klarmachen, dass sie gleich schließen würden. Carver zog einen Hunderter heraus.
    »Wir bleiben nur ein paar Minuten«, sagte er.
    Die Kellnerin nahm den Geldschein und deutete mit einem Nicken auf die leeren Tische. »Setzen Sie sich.«
    Sie bestellten zwei Gläser Weißbier, echtes deutsches Bier im Herzen der französischen Schweiz. Carver blickte sich um. Nur ein Gast war noch da, ein höflich wirkender Mann Ende dreißig, Anfang vierzig, der an einem Ecktisch saß und ein Glas Whiskey trank. Er hatte schütteres Haar und trug einen grauen Anzug von der Stange, ein einsamer Vertreter an einem einsamen Abend.
    Carver richtete seine Aufmerksamkeit auf das falsche bayerische Dekor und die zwei kostümierten Kellnerinnen mit ihren Perücken, die am Ende ihrer langen Schicht müde und gereizt waren. Der Gedanke, dass Aliks jede Nacht bis in die frühen Morgenstunden in diesem Schuppen gearbeitet hatte, beschämte ihn. Dabei war sie jeden Morgen in die Klinik gekommen – sie musste gerädert gewesen sein. Vielleicht war sie deshalb weggeblieben. Sie hatte sich mal richtig ausschlafen müssen.
    Er trank sein Glas leer und ging an die Theke.
    »Was kosten die zwei Bier?«
    »Zehn Franken«, sagte der Mann hinterm Tresen.
    Carver bezahlte mit einem Fünfziger und sagte ihm, er solle das Wechselgeld behalten.
    Der Mann bedankte sich, dann sah er Carver mit hochgezogenen Brauen und gespitzten Lippen an, als wollte er sagen: Das muss einen Haken haben.
    Carver sah den Blick. »Sie haben recht«, meinte er und wechselte automatisch ins Französische. »Ich will etwas dafür.«
    Er schob das Foto von Aliks über die Theke.
    »Kennen Sie diese Frau? Sie heißt Aleksandra Petrowa. Sie hat mal hier gearbeitet.«
    Der Mann schwieg.
    »Hören Sie«, sagte Carver. »Ich bin kein Bulle, ich bin ein Freund von ihr. Sie ist verschwunden, und ich

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