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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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holte ein Dokument heraus, das mit eingravierten Ornamenten geschmückt war. Eine Inhaberobligation über fünfzigtausend Dollar, registriert auf eine panamaische Gesellschaft und von ihm auf der Rückseite unterschrieben. Sie war praktisch so gut wie Bargeld. Die gab er Larsson.
    »Danke, aber das ist viel zu viel«, meinte der Norweger.
    »Nein, nicht auf lange Sicht«, widersprach Carver trocken. »Aliks werde ich es auch zurückzahlen … aber vorher muss ich sie finden. Wir fangen dort an, wo sie zuletzt gesehen wurde. Ich weiß, dass sie in irgendeiner Bar gearbeitet hat. Weißt du, wo die ist?«
    »Der Bierkeller? Sicher, ich habe sie manchmal hingefahren.«
    »Schön, dann kannst du mich auch hinfahren. Ich brauche nur ein paar Minuten, bis ich fertig bin.«
    Carver nahm den Umschlag, die Pistole und die Munition und verließ die Küche. Auf dem Weg durchs Wohnzimmer sah er das Bild von Lulworth Cove an der Wand, das Einzige seiner wertvollen Besitztümer, das nicht verkauft worden war. Er erinnerte sich, wie er sich mit Aliks darüber unterhalten hatte. Sie hatte sein altes T-Shirt angehabt und es sich frisch geduscht im Sessel bequem gemacht. Er wäre jetzt gern glücklich stehen geblieben und hätte die Augen geschlossen, um in den Gedanken an sie zu schwelgen, aber nicht heute Abend. Er durfte sich nicht aufhalten.
    Im Schlafzimmer öffnete er den Kleiderschrank. Sein Zeug hing noch da, zur Seite geschoben, um für Aliks’ jämmerlich kleine Kollektion von Kleidern Platz zu machen. Er nahm eine Jacke von ihr von der Stange und hielt sie sich ans Gesicht, um ihren Geruch in sich aufzunehmen, und schnupperte wie ein Hund, der auf eine Fährte gesetzt wird. Dann legte sich ein Schalter in seinem Kopf um, ein automatischer Reflex, der die emotionale, nachsichtige, ineffiziente Seite seines Bewusstseins ausschaltete und nur den kalten, klaren Verstand übrig ließ.
    Angst und Unsicherheit waren weg. Er spürte nicht mehr die schwere, Übelkeit erregende Furcht in der Magengrube, sondern ein starkes Gefühl von Vorwärtsdrang und Entschlossenheit.
    Er griff in das Fach über der Kleiderstange und zog eine lederne Reisetasche herunter. Dann reckte er den Arm noch weiter hinein und brachte ein Schulterholster und einen breiten Geldgürtel zum Vorschein. Es kostete ihn keine dreißig Sekunden, bis er zwei weiße T-Shirts und zwei Paar Socken und Unterhosen in die Tasche gepackt hatte, dazu eine Jeans und ein Oberteil aus leichtem Fleece, beides schwarz. Eine weitere Minute verging, in der er sich genau das Gleiche anzog, aber statt des Fleece-Oberteils einen anthrazitgrauen Pullover mit V-Ausschnitt. Dazu wählte er einfache schwarze Schnürschuhe mit dicken, leisen Sohlen.
    Schließlich schnallte er sich den Gürtel um. Aus dem Umschlag nahm er einen Packen Hundert-Dollar-Scheine und zwei weitere Inhaberobligationen, dann noch zwei Pässe, einen australischen und einen schweizerischen. Sie lauteten auf unterschiedliche Namen, trugen aber sein Foto. Ein paar Geldscheine steckte er in die Hosentasche, zusammen mit den Franken, die er seinem Mörder in der Klinik abgenommen hatte. Der Rest wanderte in seinen Gürtel. Dann verschloss er den Umschlag, der noch mehr als halb voll war, und packte ihn in die Reisetasche.
    Er streifte sich das Schulterholster über. Als die SIG darin steckte, fühlte es sich ganz vertraut an. Es saß perfekt, sowohl an ihm als auch an der Waffe. Im Schrank hing ein kurzer schwarzer Wollmantel. Den zog er als Letztes über. Er verbarg das Holster und beulte auch nicht aus. Die Zusatzmunition rutschte in die passenden Taschen. Der Mantel war elegant genug für ein Hotel oder Restaurant und dennoch sehr warm. Ein genau gleicher Mantel hing noch im Schrank, zusammen mit schwarzen Jeans und drei gleichen dunkelblauen Anzügen. Die Schubladen, aus denen er Unterwäsche und Pullover herausgenommen hatte, enthielten identische Kleidungsstücke. So war er also gewesen: methodisch und zweckmäßig. Er war bei dem geblieben, was sich einmal als praktisch herausgestellt hatte.
    In weiteren Schubladen lagen Uhren, Sonnenbrillen, Mobiltelefone, alle mit minimalen Abweichungen. Er nahm sich von allem ein Exemplar, ohne dass er Zeit mit der Auswahl zu vergeuden brauchte, dazu ein paar SIM-Karten. Dann bemerkte er eine gerahmte Fotografie neben dem Bett. Sie zeigte Aliks neben seinem Sessel im Aufenthaltsraum der Klinik. Sie hatte ein hoffnungsvolles Lächeln auf dem Gesicht. Er selbst war verwirrt. Er

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