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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Fingerabdrücken, dazu Schmauchspuren an seiner Hand und zwei passende Kugeln in der Frauenleiche.
    Er nahm den Aktenkoffer und stand auf. Seit der Explosion der Blendgranaten waren grob fünfzehn Sekunden vergangen. Die Wirkung würde noch ein paar Minuten anhalten. Die anderen drei Männer müssten durch das CS-Gas noch ungefähr zwanzig Minuten außer Gefecht sein. Aber sobald sie alle wieder auf den Beinen wären, hätte Carver vier wütende Georgier gegen sich. Bis dahin dürften die Polizei und die Feuerwehr die Straße von Tourrettes-sur-Loup heraufkommen, alarmiert wegen des Feuers, das jetzt schon das ganze Haus erfasst hatte und einen schwarzbraunen Rauch in den klaren blauen Himmel steigen ließ. Es war Zeit, sich aus dem Staub zu machen.
    Carver holte den Granatwerfer aus dem Shogun und warf ihn sich über die Schulter. Er sammelte die Granathülsen ein und rannte zum brennenden Haus zurück. Das CS-Gas hatte sich verzogen, aber die drei Bandenmitglieder waren noch nicht imstande, Carver aufzuhalten, als er an ihnen vorbeistürmte. Es gelang ihm, die Granathülse beim Carport aufzusammeln, aber die andere bei den Propangasflaschen lag zu dicht am Feuer, das allmählich an den beiden roten Metallröhren leckte. Es blieben nur ein paar Sekunden, bis sie hochgehen würden. Der Gedanke durchschoss Carver zusammen mit einem Stoß Adrenalin, der ihn wie im Flug über die Mauer und den Hang hinauf schickte, nur weg von dem Haus.
    Er war etwa hundert Meter gerannt, als die Gasflaschen explodierten. Die ohrenbetäubende Detonation schien die Luft in eine feste, unaufhaltsame Masse zu verwandeln, die Carver in den Rücken schlug, von den Beinen riss und gegen einen Baumstamm warf. Atemlos und von Blutergüssen übersäht blieb er liegen, Zweige und Blätter fegten gegen ihn. Dann erreichte die Druckwelle ihre größte Ausdehnung und fiel wieder in sich zurück, sauste über ihn hinweg und saugte ihm die Luft aus der Lunge, bis der Sturm endlich vorbei war.
    Sein ganzer Körper schmerzte. Er fühlte sich so zerschlagen, als hätte er zehn Runden im Schwergewicht geboxt. Als er auf die Beine kam und den Feuerball sah, der viel gewaltiger war als die Flammen, die bis dahin über der verkohlten Ruine des Hauses aufgestiegen waren, tastete er sich auf Knochenbrüche ab und war verwundert, dass er noch gehen konnte, sogar laufen, zaghaft zuerst, aber dann mit wachsendem Selbstvertrauen.
    Carver fühlte sich einigermaßen gut, aber er wollte gar nicht darüber nachdenken, was aus den Männern geworden war, oder aus den Hunden, die betäubt im Zwinger gelegen hatten. Von ihnen dürfte keine Spur übrig geblieben sein.

67
    Kurt Vermulen sprach gerade mit dem Bürgermeister von Antibes, als sein Mobiltelefon piepte und auf dem Display angezeigt wurde, dass er eine Nachricht bekommen hatte. Er entschuldigte sich beim Bürgermeister, der andeutete, dass er nicht im Mindesten Anstoß daran nahm, gewiss nicht bei einem so distinguierten Gast wie monsieur le général.
    Vermulen tippte hilflos auf den Tasten herum, bis er aufgab und einen Seufzer ausstieß, der besagte, dass es für einen kultivierten Menschen völlig unmöglich war, mit all den technischen Spielereien mitzuhalten. Der Bürgermeister kicherte verständnisvoll.
    Mit dem Blick einer Frau, die sich über die Schwächen hilfloser Männer amüsiert, nahm Aliks Vermulen das Handy aus der Hand. »Lass mich das machen«, sagte sie. Ihre Finger bewegten sich fachmännisch über die Tasten, und die Nachricht erschien.
    »Sie ist von Wynter«, sagte sie. »Er schreibt, dass er um sieben auf einen Drink ins Hotel kommt.«
    Vermulen sah auf die Uhr. »Nun, das ist zeitlich kein Problem«, meinte er. »Aber ich bin nicht ganz glücklich damit. Bist du sicher, ob du das durchstehst? Er kann sich nicht beschweren, wenn ich an deiner Stelle hingehe. Ausgerechnet heute …«
    Er schaute aus dem Fenster des Rathauses. Mit seinen rosa Sandsteinmauern und den weißen Fensterläden blickte es auf den Cours Masséna mitten im Herzen des ältesten Teils der Stadt. Jeden Tag füllte sich der Platz mit Marktständen, wo frisch gefangener Fisch und das Obst und Gemüse von den Bauernhöfen in den provençalischen Bergen verkauft wurden. Gegenüber stand die Kathedrale Notre Dame. Das Meer war nur einen Steinwurf entfernt.
    Aliks hakte sich bei ihm unter und drückte beruhigend seinen Arm. »Ist schon gut«, sagte sie. »Ich schaffe das. Deswegen bin ich schließlich mitgekommen

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