Samuel Carver 03 - Assassin
genommen haben, mich zusammenzuflicken. Das war bestimmt nicht einfach. Ich wei ß das zu sch ä tzen.«
» Gern geschehen, Mr Carver «, sagte der Arzt.
» Ich habe mich gerade gefragt …«
» Ja? «
» Was glauben Sie, wie lange es dauern k ö nnte, bis ich wieder arbeiten kann? «
» Hmm …« Lyngstad ü berlegte eingehend und genoss die Ungeduld, die Grantham so sichtlich verstr ö mte wie eine Gl ü hbirne ihr Licht. » Das h ä ngt von der Arbeit ab. Wenn Sie zum Beispiel Beamter w ä ren, in der Abteilung eines Ministeriums, w ü rde ich sagen, sie sollten sich mindestens einen Monat lang Zeit lassen, um sich zu erholen – bei vollen Bez ü gen, versteht sich. Auf der anderen Seite, wenn wir im Krieg w ä ren und der Feind st ü nde sozusagen vor den Toren, dann w ü rde ich mit Blick auf Ihre Verletzungen sagen: So gemein sie auch sind, sie liegen weit weg vom Herzen.«
» Sie meinen, sie werden mich nicht umbringen? «
» Ganz recht, Mr Carver. Sie werden eine Zeit lang ziemliche Schmerzen und Beschwerden haben. Es kann Wochen dauern, bis die Wunden richtig verheilt sind, und Monate oder gar Jahre, bis die Narben verblassen, wenn ü berhaupt. Aber solange Sie sie sauber halten und Schmerzmittel nehmen, wenn n ö tig, besteht keine Gefahr. Ihre Mobilit ä t ist weitgehend erhalten. Nerven und lebenswichtige Organe wurden nicht gesch ä digt. Wenn also Krieg herrschen w ü rde und die Lage ernst w ä re, w ü rde ich Sie wieder an die Front schicken. Und da Sie in sehr guter k ö rperlicher Verfassung sind und schon Narben von ä lteren Verletzungen haben, w ü rde ich sagen, Sie sind n ä her an einem Soldaten als an einem Beamten.«
» Also ist er reisef ä hig «, schloss Grantham.
Lyngstad beachtete ihn nicht. » Beantwortet das Ihre Frage, Mr Carver? «
» Ja, vielen Dank, Doktor.«
» Gut «, meinte Grantham. » Dann mal los. Ich habe Ihre Sachen schon aus dem Hotel holen lassen. Wir sollten nicht herumtr ö deln.«
» Nein «, sagte Carver.
» Nein? Was soll das hei ß en? «
» Nein hei ß t Nein. Mrs Lyngstad hat mir eine k ö stliche Sch ü ssel Pasta vorgesetzt. Die kann ich nicht stehen lassen, das w ä re sehr unh ö flich. Au ß erdem bin ich ausgehungert. Zuerst esse ich auf, dann k ö nnen wir gehen.«
» Wohl gesprochen, Mr Carver «, sagte Lyngstad.
Im selben Augenblick erschien seine Frau mit einem Stieltopf in der K ü chent ü r. » Wenn Sie m ö chten, es ist noch etwas da.«
78
Auf seinem Flug nach England betrachtete Damon Tyzack die einzelnen Str ä nge der Geschichte. Bisher hatten sie sich zu seiner Zufriedenheit entwickelt. W ä hrend der Fahrt nach D ä nemark hatte er die Nachrichten verfolgt und zu seiner Freude geh ö rt, dass die Beh ö rden in Oslo den Fall als abgeschlossen betrachteten. Sowohl Carver als auch Larsson waren tot. Nur die Art ihres Hinscheidens st ö rte ihn. Nach offiziellen Berichten war Carver, der mit seinem wirklichen Namen genannt wurde, zu Tode gekommen, als die Polizei ihn in seinem Versteck nahe der schwedischen Grenze stellte. Und dass sie ihn Paul Jackson nannten, war eigenartig. Auch wie die Polizei angeblich das Versteck gefunden hatte. Ein Osloer Polizeisprecher hatte verlauten lassen, dass zwei Wanderer aufmerksam geworden seien. Doch f ü r einen verschw ö rerischen Verstand wie Tyzack klang das sehr nach einer offiziellen Version. Es musste mehr dahinterstecken.
Und selbst wenn nicht, allein dass er besorgt war, gab ihm zu denken. Er operierte viel offener als bisher und trieb sich viel mehr im Licht der Ö ffentlichkeit herum. Angefangen hatte es mit Jana Kreutzmann und ihren verdammten Nachforschungen. Dann war da die Sache mit Pablo dem edlen Retter gewesen. Er hatte Selsey befohlen, Carver bei seinen Verb ü ndeten im MI6 zu diskreditieren und eine Nachricht zu senden, die Carver selbst sehen w ü rde. Doch das war v ö llig aus dem Ruder gelaufen. Lara Dashian war inzwischen die ber ü hmteste Hure der Welt. Angeblich sollte es B ü cher und Filme ü ber die elende kleine Schlampe geben. Und es war unglaublich, aber zuletzt hie ß es sogar, dass sie in Bristol bei Roberts’ Rede auf dem Podium erscheinen sollte. Damit tat sie ihm allerdings einen Gefallen, fand Tyzack. Dann konnte er beide gleichzeitig erledigen.
Blieb noch Selsey. Tyzack machte sich keine Illusionen ü ber die langfristige Verl ä sslichkeit dieses Mannes. Wenn ein Mann den einen Arbeitgeber hinterging, w ü rde er das auch bei einem anderen tun.
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