Samuel Carver 03 - Assassin

einen Kinderwagen schob und die die Pendlerroute in derselben Richtung entlangging wie sie, wo die letzten Reste des abendlichen Berufsverkehrs der South Circular zustrebten.
    Sie hie ß Raifa Ademovic. Vor f ü nf Jahren war sie als illegale Einwanderin nach England gekommen, importiert von Tyzack, der gerade sein eigenes Schleusernetz aufbaute. Mit ihren fettigen Haaren, ihrer gro ß en Nase und ihrem m ü rrischen Wesen war sie in dem Bordell, in das sie gesteckt wurde, von keinem gro ß en Wert. Aber die bemerkenswerte Anzahl Kreditkarten, Geldscheine, F ü hrerscheine und Brieftaschen, die sie der Kundschaft klaute, deutete auf andere, n ü tzliche Talente hin. Als sie einen Freier, der ihr einen spielerischen Klaps gab, kratzte und biss und krankenhausreif schlug, best ä tigte sich dieser Eindruck. Seitdem zog Tyzack gro ß en Nutzen aus ihrem schlechten Benehmen.
    Raifa bog in die Seitenstra ß e ein, in der Selsey wohnte, und sah zu, wie er auf seine Doppelhaush ä lfte zuging und in der T ü r verschwand. Mit der trotzigen Ü bellaunigkeit, die typisch war f ü r sie, blieb sie gegen ü ber dem Haus stehen, wo jeder sie sehen konnte, der ans Fenster trat oder drau ß en Wache stand. Sie beugte sich ü ber den Kinderwagen und machte ein paar aufmunternde Laute zu dem Kind – sie hatte es von einem Freund ausgeliehen und bis obenhin mit Tabletten gegen Seekrankheit vollgestopft. Dann z ü ndete sie sich eine neue Zigarette an, drehte dem ruhiggestellten Kleinkind den R ü cken zu und w ä hlte eine Nummer auf ihrem Handy. Die ehrbaren B ü rger dieses vornehmen Wohnviertels h ä tten ü ber die himmelschreiend schlechte Mutter die Nase ger ü mpft, aber niemand h ä tte etwas von ihren wahren Absichten geahnt.
    » Er jetzt in Haus «, berichtete sie Tyzack. » Drei andere Kerle auch hier. Einer ihm folgen und mit ihm rein. Einer warten an T ü r, dann auch rein. Dritter Mann drau ß en in Auto. Hat Selsey lassen vorbei, dann winken Beschatter und machen Anruf. Wahrscheinlich bei Boss, dass alle in Haus.«
    » Sind sie bewaffnet? «, fragte Tyzack.
    » Beschatter ganz sicher. Die anderen zwei, ich konnte nicht sehen. Aber wenn sie besch ü tzen wollen, warum ohne Waffe? «
    » In der Tat. Danke, meine Liebe. Ich wei ß wirklich nicht, was ich ohne dich t ä te, auch wenn du wirklich furchtbar unattraktiv bist.«
    Raifa spuckte aus, und zwar so laut, dass Tyzack es h ö ren konnte. » Ja, du mich auch! «, erwiderte sie und legte auf.
    Tyzack sa ß in seinem Transit, mit dem er jetzt ü ber die M25 fuhr, und lachte schallend. Es gab nur sehr wenige Menschen, denen er so etwas durchgehen lie ß . Doch Raifa war irgendwie so knallhart und unfreundlich, dass er sie mehr bewunderte als jede andere Frau, die er kannte. Sie hatte nicht dieses kriecherische Bed ü rfnis zu gefallen, das so viele Frauen ausd ü nsteten, da war nicht die leiseste Absicht zu verf ü hren, nur unersch ü tterliche Feindseligkeit. Das, dachte Damon Tyzack, ist eine nach meinem Geschmack.

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    »Vielen Dank, Assistant Commissioner«, sagte Dame Agatha, die zugleich Gastgeberin und Vorsitzende der Sitzung war, bei der die angemessene Reaktion auf Tyzack und auf die potenzielle Bedrohung er ö rtert werden sollte. » Ich denke, wir sind uns alle einig, dass jede erdenkliche Vorsichtsma ß nahme getroffen ist. Rear-Admiral Johnstone? «
    Manners trat vom Bildschirm zur ü ck, und seinen Platz nahm ein kleiner untersetzter Mann in Marineuniform ein, dessen Dienstgrad an dem breiten Goldstreifen am Ä rmelaufschlag der dunkelblauen Uniformjacke und an dem schmaleren Streifen mit einer Schlinge dar ü ber zu erkennen war. Er stellte sich breitbeinig hin, so als k ö nnte Dame Agathas B ü ro im obersten Stock des Thames House jeden Augenblick von einer Monsterwelle oder von einer Sturmb ö erfasst werden.
    » Ich werde mich um die gemeinsame Antwort von Navy und Air Force auf die neue Bedrohung durch einen Luftangriff k ü mmern «, sagte er in seiner ruhigen schottischen Redeweise. » Im Wesentlichen werden wir den Schutz verst ä rken, der bereits vorgesehen war. Auf dem Luftwaffenst ü tzpunkt Coningsby wird ein Eurofighter-Geschwader in Bereitschaft sein. Bei einem Alarm sind sie innerhalb von drei Minuten in der Luft. Urspr ü nglich sollten sie dort auf den Einsatzbefehl warten, aber nun werden vor, w ä hrend und nach der Rede des Pr ä sidenten drei Maschinen ü ber dem Luftraum von Bristol kreisen.«
    Ein mildes L ä cheln ü berzog