Samuel Carver 03 - Assassin
machen Sie, dass Sie an Bord kommen, bevor ich es mir anders ü berlege.«
Tolland rannte die Stufen hinauf, gefolgt von den gesetzteren Schritten der Clemens. Als sie in die Kabine trat, schnallte er sich bereits auf einem Platz an, der sich Lara gegen ü ber befand. Die l ä chelte ihn an, und ihr ganzes Gesicht leuchtete auf. Pl ö tzlich schien es, als w ä re sie eine andere, nicht mehr das scheue, misstrauische, tief verletzte Wesen.
Du lieber Himmel, dachte Chantelle Clemens. Ich glaube tats ä chlich, sie ist hingerissen von dem Kerl. Der unverw ü stliche Optimismus der Jugend. Sie sch ü ttelte seufzend den Kopf und begab sich zu ihrem Sitz. Dann winkte sie dem Steward und sagte: » Sagen Sie dem Kapit ä n, wir sind so weit.«
Lange bevor es dämmerte, landete Lara auf dem Luftwaffenst ü tzpunkt Fairford und bekam ein G ä stezimmer zugewiesen. Man sagte ihr, sie k ö nne ein paar Stunden schlafen, doch Lara war so aufgeregt und fand die schnelle Entwicklung der Dinge so verwirrend, dass sie wach lag, bis es an der T ü r klopfte und sie zum Fr ü hst ü ck abgeholt wurde.
Mit einer Decke ü ber dem Kopf war sie aus dem Haus der Freiheit geschmuggelt worden, sodass die einzigen Bilder, die in den Medien erschienen, alte, unscharfe Familienschnappsch ü sse waren, die von derselben Tante stammten, die sie in die Sklaverei verkauft hatte. Trotzdem schien hier jeder zu wissen, wer sie war, und man gr üß te sie, als w ä re Sie jemand ganz Besonderes.
Lara war in Dubai von vielen Amerikanern missbraucht worden, und ihr war unbegreiflich, dass diese groben, betrunkenen Flegel derselben Nation entstammten wie die tadellos ordentlichen, ernsthaften M ä nner der Luftwaffe, die ihr l ä chelnd die Hand gaben und sie mit Ma’am anredeten. Sie sagten sogar, es sei ein Privileg, auf sie aufzupassen, bestanden darauf, sie auf der Basis herumzuf ü hren, berieten sie bei der Auswahl des Essens, wo sie sich angesichts der F ü lle nicht entscheiden konnte.
Sie vergewisserte sich st ä ndig, ob Jake noch bei ihr war. Dann dr ü ckte er ihr leicht die Hand, und das gen ü gte schon, damit sie sich sicher f ü hlte, bis sie das n ä chste Mal von allem ü berw ä ltigt wurde. In der Zwischenzeit war sie froh, dass Chantelle Clemens ihr sagte, was sie tun sollte, was am n ä chsten Tag passieren w ü rde und welche Rolle sie dabei zu spielen h ä tte.
» Sie werden dem Pr ä sidenten vorgestellt, wenn er hier ankommt, und werden mit ihm zusammen nach Bristol fahren «, wurde ihr erkl ä rt. Clemens musste ihr beunruhigtes Gesicht gesehen haben, denn sie beeilte sich zu sagen: » Machen Sie sich keine Gedanken. Er ist ein netter, freundlicher Mann, und er hat selbst T ö chter in Ihrem Alter. Er wird daf ü r sorgen, dass Sie sich wohlf ü hlen.«
Lara nickte schweigend, und Clemens fuhr fort: » Wenn wir in Bristol sind, werde ich mich um Sie k ü mmern und Sie ü berall hinbringen, einverstanden? Gut. Man wird Sie w ä hrend seiner Rede auf der B ü hne vorstellen. Wir haben ein paar S ä tze f ü r Sie vorbereitet, die Sie sagen k ö nnen, wenn Sie glauben, Sie schaffen das. Aber wenn nicht, ist das auch kein Beinbruch. Werfen Sie doch mal einen Blick darauf, wie w ä r’s? Ich habe es dabei.«
Clemens gab ihr ein Blatt Papier. » Was halten Sie davon? «
Lara las laut und bed ä chtig. » Mein Name ist Lara Dashian. Ich wurde aus meiner Heimat Armenien verschleppt. Ich wurde verkauft. Man hat mich gezwungen, schreckliche Dinge zu tun. Wenn ich mich geweigert habe, hat man mich geschlagen.«
Sie stockte und konnte nicht weiterlesen.
» Lassen Sie sich Zeit «, sagte Clemens.
Lara nickte, holte tief Luft, um sich zu fassen, und las weiter. » Aber ich hatte Gl ü ck, ich wurde befreit. Viele andere junge Frauen haben nicht so viel Gl ü ck. Sie sind noch immer Sklavinnen. Bitte, ich bitte Sie, tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um sie zu befreien.«
Sie verstummte, lie ß die Hand mit dem Blatt sinken, blickte zu Boden und biss sich auf die Lippen.
» Bitte entschuldigen Sie «, sagte Lara und ging ein paar Schritte weg, um sich gegen die Wand zu lehnen. Schlie ß lich sa ß sie am Boden, den Kopf in die H ä nde gest ü tzt.
Clemens wartete ein bisschen, dann ging sie zu ihr, hockte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter. » Geht es einigerma ß en? «
Lara nickte.
So blieben sie ein Weilchen sitzen, bis Lara aufblickte und sagte: » Ich werde den Text sagen. Ich muss es tun.
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