Samuel Carver 03 - Assassin
mmern, und au ß erdem sind vor der Feier noch so viele Kleinigkeiten zu erledigen. Aber ihr seht sie morgen beim Probedurchgang.«
» Ich kann es kaum erwarten «, sagte Maddy.
Carver schaute nach den Hinweisschildern, die den Weg zu Taxis, Autovermietungen, Z ü gen und Parkpl ä tzen wiesen. »Wo steht dein Wagen? «, fragte er Larsson.
» Nirgends. Wir nehmen den Zug. Es gibt hier sehr gute Verbindungen. Ich kaufe euch eine Tageskarte, die gilt f ü r Bus, Stra ß enbahn und U-Bahn, kostet fast nichts, und ihr k ö nnt sie benutzen, so oft ihr wollt.«
Es dauerte keine f ü nf Minuten, bis sie die Ankunftshalle hinter sich gelassen, ihre Fahrkarten gekauft und es sich auf den Sitzen bequem gemacht hatten. Kurz darauf fuhren sie los. Das war so glatt und so problemlos verlaufen, dass Carver den Mann mit der Sonnenbrille und der Baseballm ü tze, der am Informationsschalter des Flughafens stand, fast ü bersehen h ä tte. Bei diesem Gesicht mit den hohlen Wangen und dem leicht m ü rrischen Mund regte sich etwas in Carvers Ged ä chtnis, aber es kam nicht an die Oberfl ä che. Der Mann drehte jedoch eindeutig den Kopf nach ihnen um, w ä hrend sie vorbeigingen.
Klar tut er das, sagte sich Carver. Maddy hat nun mal diese Wirkung auf M ä nner. Jetzt mach mal halblang.
Im Zug versuchte er nicht daran zu denken, sondern konzentrierte sich auf die Stadtf ü hrung, die Larsson ihnen gerade gab. Er hatte einen Stadtplan auf den Knien, den er aus einem St ä nder im Bahnhof mitgenommen hatte. » Okay, hier ist der Bahnhof «, sagte er mit dem Finger auf einem B ü ndel zusammenlaufender Schienen auf der rechten Seite des Plans. »Und hier «, Larssons Finger zeigte auf die Mitte, » ist der K ö nigspalast. Siehst du die Stra ß e, die darauf zuf ü hrt? Das ist die Karl Johans Gate, die Haupteinkaufsstra ß e, wo die ganzen schicken Gesch ä fte sind. Da finden auch die gro ß en Paraden statt. Wir werden im Kong Haakon Hotel essen, das liegt ungef ä hr in der Mitte. Es ist klein und altmodisch, aber ihr solltet es unbedingt sehen.«
» Und jetzt l ä sst man dich da rein, wo du nicht mehr aussiehst wie ein Hippie «, meinte Carver munter.
Diesmal grinste Larsson entspannt. » Ich gebe zu, das war der eigentliche Grund f ü r den Haarschnitt …«
Er wandte sich wieder dem Stadtplan zu und fuhr mit dem Finger vom Palast zum Ufer des Oslofjords. » Jedenfalls ist in den letzten paar Jahren hier alles saniert worden; es sieht sch ö n aus, sehr modern, an manchen Stellen futuristisch. Das Viertel am Wasser hei ß t Aker Brygge. Das ist wie eine Strandpromenade. Da gibt es trendige Bars und Restaurants, schicke neue Wohnungen, viele Jachten liegen da – da gehen alle coolen Leute hin.«
» Und deswegen gehst du nicht mit uns hin? «, hakte Carver nach.
» Nein! « Larsson lachte; die gute Laune, die man bei ihm gewohnt war, war wieder da. » Ich dachte, wir gehen nach dem Essen auf ein paar Drinks da hin.«
» Klingt gut «, sagte Maddy.
» Ist es auch «, bekr ä ftigte Larsson. » Und was ihr au ß erdem unbedingt sehen solltet, wenn ihr schon mal hier seid, ist die Oper. Die liegt hier beim Bahnhof. Sie ist ganz neu und das ausgefallenste Geb ä ude in ganz Oslo. Man kann sogar aufs Dach gehen.«
» Und das ist das Ausgefallenste, was ihr hier zu bieten habt? «, fragte Carver. » Ein Opernhaus? «
Larsson schmunzelte. » Was soll ich sagen? Oslo ist eine gro ß artige Stadt. Sie ist sauber, friedlich und liegt in einer fantastischen Landschaft, die man in ein paar Minuten mit dem Zug erreicht. Aber ich muss zugeben, besonders aufregend ist sie nicht.«
» Keine Sorge «, meinte Carver. » Ich hatte genug Aufregung in meinem Leben.«
32
Jana Kreutzmann, der letzte noch fehlende Passagier für den Flug von Berlin nach Oslo, st ü rmte durch den Terminal auf das Abfluggate zu, rief dem Bodenpersonal flehentlich zu, das Gate noch nicht zu schlie ß en, bedankte sich atemlos und entschuldigte sich, w ä hrend sie neben dem Pult stand und ihre Bordkarte vorzeigte. Sie kam immer zu sp ä t, war immer in Eile, versuchte immer, f ü nfundzwanzig Stunden leidenschaftliches Engagement in ihren Vierundzwanzig-Stunden-Tag zu pressen.
Vor zehn Jahren nahm sie mal ein Freund auf die E 55 mit, die von Dresden nach Prag f ü hrt, zu dem ber ü chtigten Autobahnst ü ck kurz hinter der tschechischen Grenze, wo osteurop ä ische Prostituierte zu Hunderten um Freier warben. Sie dr ä ngten sich in neonbeleuchteten
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