Samuel Carver 03 - Assassin
Torwegen und an den Au ß entischen zahlloser schmieriger Stra ß enkneipen. Sie stritten um Kunden, betatschten und umarmten die durchreisenden M ä nner, sobald sie aus dem Wagen und aus dem Lkw stiegen, wurden ihrerseits begrapscht und be ä ugt wie Fr ü chte auf dem Wochenmarkt.
Die Preise begannen bei drei ß ig Euro f ü r die halbe Stunde Sex und kletterten bis auf zweihundertf ü nfzig f ü r die ganze Nacht, die entweder in dem billigen Zimmer der Dame stattfand, wo der Schmutz fingerdick an den Fenstern klebte und wo es keine Laken auf dem Bett gab, oder in einem der Hotels in der N ä he, die auf die Prostituierten und deren Freier eingestellt waren. Die Zuh ä lter lauerten st ä ndig im Hintergrund, zwangen ihre Pferde, h ä rter zu arbeiten, und sorgten daf ü r, dass sich kein Freier ohne Bezahlung aus dem Staub machte. Das ganze Gesch ä ft wurde von kriminellen Banden gelenkt. Die ö rtliche Polizei war gekauft und spielte keine Rolle mehr.
Damals arbeitete Jana noch f ü r Amnesty International, genau wie ihr Freund Dieter. Der hoffte, dass seine rechtschaffene Emp ö rung ü ber die Ausbeutung junger Frauen durch miese M ä nner ihm wenigstens einen Fick aus politischer Solidarit ä t einbr ä chte. Doch da hatte er sich versch ä tzt.
Janas Emp ö rung war nicht k ü nstlich, im Gegensatz zu seiner. Als sie wieder in ihrem zwanzig Kilometer entfernten Hotel waren, holte sie ihren Laptop heraus und ging ins Internet. Sie brauchte nur zwei Minuten, um Sex-Reisef ü hrer zu finden, wo den M ä nnern erkl ä rt wurde, wie man zu den belebtesten Strecken an der Autobahn gelangte und was einen dort erwartete.
» H ö r dir das an! «, rief Jana aus, als Dieter schon im Bett lag und sich fragte, wann sie endlich zu ihm kommen w ü rde.
Jana las vom Bildschirm vor: » ›Leider zeigen die meisten M ä dchen wenig Begeisterung im Bett. Zumindest die h ü bscheren liegen meist passiv da, aber wenn Sie ihnen zeigen, was sie tun sollen, sind sie ganz gehorsam. Sie sind auch dankbar f ü r ein Trinkgeld, denn von der Bezahlung sehen sie wenig oder gar nichts, nachdem die Kneipe und der Zuh ä lter ihren Anteil genommen haben. Das erkl ä rt vielleicht ihre mangelnde Begeisterung.‹ – Das ist doch unglaublich. Die Kerle wissen, dass die Prostituierten praktisch versklavt sind und dass sie keinen Pfennig daf ü r kriegen, dass die M ä nner sie benutzen, und dann beschweren sie sich auch noch, weil sie nicht begeistert dabei sind. Diese Schweine! Diese verdammten Schweine!«
» H ö r auf, dir Gedanken zu machen «, sagte Dieter, » und komm ins Bett, hm? «
» Was? Um mit dir zu schlafen? Damit du deinen Freunden erz ä hlen kannst, dass ich zwar nicht begeistert bin, aber sehr gehorsam, wenn man mir sagt, was ich tun soll? Hast du sie noch alle? «
Jana lie ß ihn danach nicht mehr an sich heran. Stattdessen widmete sie sich der Sache all der Frauen und Kinder in der Welt, die verschleppt und als Sexsklaven verkauft wurden. Jana Kreutzmann sprach mit misshandelten Frauen, trat den Verbrechern entgegen, die diese Frauen so grausam misshandelt hatten, und nahm Einfluss auf Politiker. Sie zeigte Entschlossenheit und Mut, und mit den Jahren erreichte sie ganz langsam eine Ver ä nderung. Die Presse, die sie fr ü her als besessene Feministin ansah, betrachtete sie jetzt als Heldin des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Die Kriminellen, die sie damals als Nervens ä ge ohne irgendeinen Einfluss abtaten, sahen in ihr eine wachsende Gefahr f ü r das Gesch ä ft.
Ihr wurde ö ffentliche Anerkennung zuteil. Die europ ä ischen Gesetzgeber in Br ü ssel riefen sie regelm äß ig an und bezahlten f ü r ihren Rat. Nun lud die Nobelstiftung sie zu einem Symposium mit Wissenschaftlern, aktiven K ä mpfern und Medienexperten, die sich auf das Thema Menschenhandel spezialisiert hatten. Sie wollten gemeinsam ein Papier herausgeben, das der Konferenz gegen den Menschenhandel vorgelegt werden sollte. In den vergangenen paar Tagen waren Jana Ger ü chte zu Ohren gekommen, dass Pr ä sident Roberts vor den Delegierten sprechen w ü rde. Seine Unterst ü tzung, auch wenn es nur eine Geste war, w ü rde der internationalen Bewegung enormen Auftrieb geben.
Als sie sich auf ihren Platz fallen lie ß und das Flugzeug anrollte, hatte Jana Kreutzmann zum ersten Mal das Gef ü hl, dass sie vielleicht doch auf der Siegerseite stand.
33
Bobby DiLivio, einer der Redenschreiber des Präsidenten, kaute auf seinem frisch
Weitere Kostenlose Bücher