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Samuel Carver 03 - Assassin

Samuel Carver 03 - Assassin

Titel: Samuel Carver 03 - Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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schwebte suchend ein St ü ck entfernt und wartete mit der grausamen Geduld einer Katze vor dem Mauseloch. Carver wandte sich ab, stemmte die F üß e gegen den Rumpf und zog sich mit der Kraft von Schultern, Armen und Oberschenkeln weiter auf die Ö ffnung zu.
    Jetzt zog das Raubtier einen Kreis und kam n ä her an das Schiff. Ein Suchscheinwerfer schnitt durch Dunkelheit und Regen und machte Carver auf dem schneewei ß en Hintergrund des Schiffsrumpfes aus, zwang ihn, die Augen gegen die blendende Helligkeit zuzukneifen. Direkt ü ber ihm, eine Arml ä nge entfernt, h ö rte er ein scharfes Stakkato, als ob Steine gegen die Schiffswand prasselten. Jemand schoss auf ihn. Carver kr ü mmte sich zusammen, weil er Querschl ä ger f ü rchtete. Der Sch ü tze im Hubschrauber feuerte noch einmal und kam seinem Ziel n ä her. Von der Waffe selbst war nichts zu h ö ren oder zu sehen au ß er dem Geprassel an der Bordwand. Man brauchte kein Genie zu sein, um sich die Chancen auszurechnen, die Carver hatte. Ehe die dritte Salve abgefeuert wurde, lie ß er los und st ü rzte ins Wasser. Dann schlugen die Kugeln an der Stelle ein, wo er eben noch gehangen hatte.
    Die F ä hre dampfte davon. Der Hubschrauber schwebte direkt ü ber Carver in der Luft, und ein Seil wurde zu ihm heruntergelassen. Er machte Tretbewegungen im Wasser, hielt sich die Hand ü ber die Augen, um sich vor dem b ö igen Abwind zu sch ü tzen, und sah Tyzack in der Ausstiegsluke stehen und zu ihm heruntergrinsen. Carver wurde verh ö hnt, und als das Seil vor ihm ins Wasser hing, begriff er pl ö tzlich, warum. Er hatte die ganze Sache falsch verstanden, und alles, was er getan hatte – nicht erst heute, sondern in den letzten Tagen oder sogar Wochen –, kam von seiner erb ä rmlichen, idiotischen, unverzeihlichen Dummheit. Er war so w ü tend auf sich, so frustriert, dass er fast nicht nach dem Seil greifen wollte. Das w ä re ein Eingest ä ndnis seiner Niederlage. Das Problem war nur, dass er keine bessere Idee hatte. Und je n ä her er bei Tyzack w ä re, desto leichter w ü rde es sein, ihm das d ä mliche Grinsen aus dem Gesicht zu fegen.
    Doch als er schlie ß lich in den Hubschrauber gezogen wurde, konnte er gar nichts tun, sondern wurde von vier H ä nden gepackt und auf einen Sitz gesto ß en. Jemand hielt ihm eine Knarre an die Schl ä fe. Und das Letzte, was er mitbekam, war Tyzacks Hand mit einer Spritze und seine seufzende Bemerkung: » Schade, dass das ü berhaupt nicht wehtut …«

52
    Ole Ravnsborg sah auf die durchnässte kauernde Gestalt, die, in eine grobe Wolldecke geh ü llt, auf einem Metallstuhl in seinem B ü ro sa ß und erb ä rmlich zitterte. Der junge Mann hielt einen Becher mit hei ß em Kaffee in den H ä nden. Doch das schien seine Lebensgeister noch nicht geweckt zu haben. Darum begann Ravnsborg mit der guten Nachricht.
    » Wir haben Ihr Moped gefunden, Herr Olsen «, sagte er. »Es stand in Aker Brygge am Ende von Stranden, wie er versprochen hat. Er hat sogar den Helm dagelassen.«
    Per Olsen schaute auf und f ü hlte sich etwas besser. Er brachte sogar ein schiefes L ä cheln zustande. » Klasse «, sagte er. » Kann ich es jetzt mitnehmen? «
    » Ich f ü rchte, nein «, antwortete Ravnsborg. » Wir m ü ssen es auf Fingerabdr ü cke untersuchen und dann vielleicht als Beweismittel behalten, falls es zum Prozess kommt.«
    Olsen lie ß wieder den Kopf h ä ngen. » Aber das kann ja Monate dauern!«
    » Ja, und das tut mir auch leid. Aber Sie bekommen es irgendwann zur ü ck …« Er ü berlegte kurz. » Vorausgesetzt, es wird kein Widerspruch eingelegt.«
    » Na, vielen Dank.« Olsen badete jetzt in dem melodramatischen Selbstmitleid, das Teenagern und Menschen von Anfang zwanzig vorbehalten ist.
    Ravnsborg zog einen Stuhl heran und setzte sich gegen ü ber. »Jetzt erz ä hlen Sie mir mal genau, was passiert ist.«
    » Warum sollte ich? «, schmollte Olsen.
    » Werd erwachsen «, sagte Ravnsborg. » Ich bin nicht dein Vater, der irgendeinen bl ö den Streit mit dir austr ä gt. Ich bin Polizist und versuche zwei Gewaltverbrechen zu begreifen, bei denen mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen sind. Kindisches Benehmen kann ich dabei nicht gebrauchen. Entweder du redest mit mir, oder ich werfe dich ü ber Nacht in eine Zelle wegen Behinderung der Ermittlungen. Und trockene Sachen bekommst du auch nicht.«
    » Schon gut, schon gut … hab verstanden.«
    Ravnsborg brauchte eine Weile, und es gab Momente, wo selbst

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