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Samuel Carver 03 - Assassin

Samuel Carver 03 - Assassin

Titel: Samuel Carver 03 - Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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er, der sich etwas einbildete auf seine friedliebende Natur, versucht war, Olsen am Kragen zu packen und zu sch ü tteln, bis er vern ü nftig wurde, doch am Ende hatte er ein klares Bild von den Ereignissen.
    » Da ist nur noch ein Punkt, wo ich ganz sicher sein will «, sagte er. » Der Mann, der Ihr Moped gestohlen hat, war bewaffnet. Er hat Ihnen den Lauf in den Nacken gehalten …«
    » Die M ü ndung war warm «, sagte Olsen. » Das wei ß ich noch.«
    » Also hatte er die Waffe bereits benutzt. Es wird Sie vielleicht interessieren, dass er kurz vorher zwei M ä nner erschossen und einen Dritten mit blo ß en H ä nden get ö tet hat.«
    » Mein Gott …« Olsen zog die Decke enger um sich, als k ö nnte sie ihn sch ü tzen.
    » Aber Sie hat er nicht erschossen. Er hat Ihnen ü berhaupt nichts getan, au ß er dass er Sie ins Wasser geworfen hat.«
    » Das war nicht ü berhaupt nichts!«
    » Oh doch, das war es. Und er hat Ihnen sogar gesagt, wo Sie nachher das Moped wiederfinden.«
    » Das h ä tte ich Ihren Leuten gar nicht sagen sollen. Ich h ä tte warten und es einfach holen sollen.«
    » Aber dann h ä tten Sie sich strafbar gemacht. Es war also ganz gut, dass Sie das nicht getan haben. Tats ä chlich sind Sie mir eine gro ß e Hilfe gewesen, Herr Olsen. Vielen Dank. Und ich lasse Sie sogar nach Hause fahren, sodass Sie Ihr Moped nicht vermissen werden.«
    Nachdem Olsen weg war, sa ß Ravnsborg eine Zeit lang still da und lie ß sich die vielen widerspr ü chlichen Fakten durch den Kopf gehen. Dass Olsen noch am Leben war, geh ö rte auch dazu. Wenn Carver ein r ü cksichtsloser Killer war, warum hatte er dann den jungen Mann nicht erschossen? Er h ä tte damit einen Zeugen beseitigt. Ravnsborg w ü nschte, er k ö nnte es vor sich sehen, wie der Abend sich abgespielt hatte. Aber in Oslo gab es nicht alle paar Meter eine Ü berwachungskamera. Im Gegensatz zu vielen anderen L ä ndern traute die norwegische Regierung der Bev ö lkerung so weit, dass sie sie unbeobachtet ihren Gesch ä ften nachgehen lie ß .
    Ravnsborg sann dar ü ber nach, als ihm pl ö tzlich ein Gedanke kam. Das war vielleicht die Haltung der Regierung, nicht aber die der Bev ö lkerung, insbesondere der jungen. Die hielten mit Fotoapparaten und Handykameras jeden Moment ihres Lebens fest und stellten alles ins Netz.
    Ravnsborg ging in die Einsatzzentrale. Er sah sich um bis er zwei gefunden hatte, die einigerma ß en jugendlich erschienen und, seiner Auffassung nach, schlecht gekleidet waren. Er dachte, sie w ü rden die Aufgabe am besten erf ü llen.
    » Du und du, kommt mal her! «, blaffte er. » Geht ins Internet – Google, YouTube, Facebook, Twitter, was es da so gibt. Sucht alles heraus, was mit dem Bombenanschlag im Haakon und mit der Schie ß erei an der Oper zu tun hat. Ach, und alles, was zwischen diesen beiden Punkten gefilmt wurde. Eigentlich jeden bl ö den Streifen, der heute Abend in Oslo aufgenommen wurde. Klebt sie zusammen. Und dann kommt ihr damit zu mir.«
     
    Es war erstaunlich, dachte Ravnsborg, welche Ver ä nderung sich vollzogen hatte hinsichtlich dessen, wie die Welt sich selbst inzwischen wahrnahm, und es war fast ü ber Nacht passiert. Es hatte keine massiven Werbekampagnen, keine Propaganda seitens der Politik gegeben, nur eine spontane weltweite Entscheidung, alles ü berall und zu jeder Zeit sichtbar zu machen.
    Schon gab es sechs verschiedene YouTube-Videos, die den Augenblick der Explosion zeigten, und mehr als doppelt so viele von dem anschlie ß enden Durcheinander. Die erste Gruppe begann mit einer belanglosen Szene im Vordergrund: Ein M ä dchen posierte unbeholfen f ü r den Freund und gab sich M ü he, nicht verlegen zu wirken; zwei Jungen schnitten Grimassen vor dem reichen Volk, das im Caf é des Hotels sa ß ; ein ä lteres Ehepaar Arm in Arm l ä chelte dem filmenden Enkel zu. Aber die n ä chste Szene war bei allen gleich: ein Lichtblitz und Flammen; eine verwackelte Aufnahme, als die Druckwelle den Filmenden traf; das Donnern der Explosion, dann Schreie und Warnrufe. Die YouTube-Filme liefen alle weiter. In der Welt nach dem 11. September wusste jeder um den Wert privater Aufnahmen von Katastrophen. Aber da gab es noch einen Film, den Polizisten am Ungl ü cksort gefunden hatten. Er zeigte unmittelbar nach der Explosion eine starre Einstellung auf den Abendhimmel, gesehen durch die blutbespritzte Linse der jungen Filmerin, die auf der Stra ß e t ö dlich getroffen worden war.
    Ravnsborg

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