Samuel Carver 03 - Assassin
Mond hinter Wolken verborgen war. Irgendwo voraus fuhr die Maid of Dumfries, ein zweiundzwanzig Meter langer Schleppnetzfischer auf Thunfischfang. Nach den Informationen des MI 6, der die Idee f ü r die Operation aufgebracht hatte, befand sich kein Fisch in den Frachtr ä umen. Stattdessen bef ö rderte die Maid of Dumfries eine viel wertvollere Fracht: gesch ä tzte drei Tonnen Kokain mit einem Stra ß enverkaufswert von vierzig Millionen Pfund.
» Voraussichtliche Ankunft in zwei Minuten «, gab der Pilot durch, und die Mannschaft an der Seitent ü r des Helikopters zog sie auf und lie ß eine B ö nasskalter Luft herein. Der Pilot gab Carver das Zeichen, dass er sich in Position bringen solle. Ein schweres Hanfseil von f ü nf Zentimetern Durchmesser hing von der Kabinendecke zum Boden herab, wo es eine zehn Meter breite Tauschnecke bildete. Carver fasste das Seil und lehnte sich damit aus der Ö ffnung, um in die Dunkelheit zu sp ä hen.
Dann sah er es, das Hecklicht der Maid of Dumfries.
Der Trawler fuhr mit normaler Geschwindigkeit nach Nordosten. Ein Schiff dieser Gr öß e konnte von einer dreik ö pfigen Mannschaft gesteuert werden, und es sah nicht so aus, als ob dort jemand bemerkt hatte, dass sich der Sea King hinter ihnen heranpirschte, zumal das Rattern der Rotoren im Maschinenl ä rm des Schiffes unterging oder vom Wind davongetragen wurde. Doch das w ü rde sich gleich ä ndern.
Bei der Maid of Dumfries waren der Deckaufbau und die Br ü cke in der Mitte und davor und dahinter je ein Fangdeck, von wo die Netze ausgeworfen wurden, sodass es nur wenig Fl ä chen gab, wo Carver mit seinen M ä nnern landen konnte. Doch die Netzkr ä ne waren relativ niedrig, nur sechs Meter hoch, und der Wind war g ü nstig. Der Hubschrauber schwebte in sicherer H ö he ü ber dem Heck, indem er mit der Geschwindigkeit des Trawlers mithielt. Carver warf das Seil durch die Ö ffnung und sah zu, wie es auf dem Deck aufschlug, dann trat er hinaus in die Leere.
Mit dicken Lederhandschuhen als Bremse lie ß er sich auf die ü bliche, schnellstm ö gliche Art hinab. Sowie er festen Boden unter den F üß en sp ü rte, entfernte er sich von dem Seil, da er wusste, dass Tyzack nur Sekunden hinter ihm kam.
Noch w ä hrend er am Seil hinabgeglitten war, hatte er gesehen, wie sich unten zwei T ü ren ö ffneten, eine am Ende der Br ü cke ü ber einer Metalltreppe, die zum Deck hinunterf ü hrte, und eine zweite auf Decksebene am entgegengesetzten Ende des gelb gestrichenen Deckaufbaus. Carver hatte es auf die Br ü cke abgesehen.
W ä hrend er sich darauf zubewegte, erschien ein Seemann oben auf der Treppe. Er war bewaffnet und blickte zu Carver und zu den Soldaten, die wie schwarze Gespenster von dem Hubschrauber herabglitten, der drohend ü ber der hinteren H ä lfte des Schiffes schwebte.
Carver br ü llte gegen den Maschinenl ä rm an: » Werft die Waffen weg! « Doch noch bevor er den Satz ganz ausgesprochen hatte, fing der Mann von der Besatzung – aus Mut, aus Verzweiflung oder aus blinder Panik – an zu schie ß en. Die Sch ü sse fielen ungezielt, da er M ü he hatte, auf dem schaukelnden Schiff das Gleichgewicht zu halten.
Carver z ö gerte nicht. Sowie er das Seil losgelassen hatte, riss er sich die Handschuhe herunter und griff nach der Heckler & Koch MP5, die er quer vor der Brust trug. Am Lauf war eine Taschenlampe befestigt. Carver riss sie an die Schulter, suchte mit dem Licht sein Ziel und gab eine Salve von drei Schuss ab, die den Drogenh ä ndler in die Brust traf. Der taumelte ein paar Schritte r ü ckw ä rts und st ü rzte, als das Schiff die n ä chste Welle nahm, die Treppe hinunter.
Der Tote blieb oberhalb des Decks auf den Stufen liegen, da er sich mit einem Stiefel am Gel ä nder verfangen hatte, und schlug bei jeder Bewegung des Schiffs mit der Stirn auf die unterste Stufe. Aus irgendeinem Grund erregte das bei Carver mehr Best ü rzung als die drei klaffenden Austrittswunden am R ü cken der Leiche, die seine Kugeln hinterlassen hatten.
Dann richtete er seine Konzentration auf die n ä chstliegende Aufgabe.
Zu seiner Linken sah er am Deckrand Tyzack die Waffe heben und feuern. Tyzack gab ihm mit Daumen und Zeigefinger ein kurzes OK-Zeichen. Ein zweiter Seemann lag am Boden.
Carver nickte anerkennend und signalisierte Tyzack, er solle weiter vordringen, drehte sich dann zu seinen ü brigen M ä nnern um und gab stumme Befehle, indem er die H ä nde bewegte wie ein Buchmacher im Wettb ü
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