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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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musste sich nur überlegen, wann er reingehen und – noch wichtiger – wann er Morrison rufen wollte. Egal was passieren würde, er hatte vor, in knapp sechzig Sekunden rein und wieder raus zu sein. Blieben sieben lange Minuten bis zum Eintreffen des Hubschraubers. Die musste er noch irgendwie überstehen. Dann meldete sich Justus wieder.
    »Nein, er will sie nicht verlegen. Er beugt sich über sie. Jetzt ist er auf dem Bett. Oh nein, er ist auf ihr. Sie hebt die Arme. Ich glaube, sie versucht, ihn abzuwehren, aber ...«
    »Flattie!«, zischte Carver.
    »Haben den Motor schon angeworfen«, sagte Morrison. »Sind unterwegs.«
    »Mr. Carver, es wird schlimm«, meldete Justus.
    »Ja, hab verstanden«, erwiderte Carver. »Hören Sie zu. Sie müssen den Wächter auf dem Laufgang ablenken. Wie, ist mir egal. Sorgen Sie nur dafür, dass seine Aufmerksamkeit auf Sie gerichtet ist. Verstanden?«
    »Okay ...«
    Carver stand auf, nahm das Nylonseil mit dem Wurfanker, das er neben sich auf das Dach gelegt hatte, trat zurück und schleuderte den Haken über die Gebäudewand aufs Dach. Dann zog er an dem Seil, bis der Haken sich an der Dachkante verfing. Es war eine Sache von Sekunden, sich an der aufgemalten Cola-Flasche hinaufzuziehen und über die Mauerkrone auf das Flachdach zu steigen. Die MP5 mit dem Schalldämpfer hatte er sich auf den Rücken geschlungen. Er trug außerdem ein Messer, drei Handgranaten und zwei schwarze Nylontaschen bei sich, die er an der Hüfte festgemacht hatte. Darin befanden sich zwei Magazine mit je fünfzehn Schuss, eine leistungsstarke Taschenlampe, ein Leuchtgeschoss, für den Fall dass er dem ankommenden Hubschrauber seine Position anzeigen musste, etwas Nylonschnur und ein Verbandkasten.
    Gebückt lief er über das Dach und spähte über die Mauerkante zur Straße hinab. Justus stand mit einer Flasche in der Hand am Straßenrand und hatte eine Unterhaltung mit dem Wächter angeknüpft. Sie redeten in einem afrikanischen Dialekt, den Carver nicht verstand, aber er hörte den bettelnden, betrunkenen Ton von Justus und den Ärger in der Stimme des Wächters. Perfekt.
    Er bewegte sich von den beiden fort zur Seite des Gebäudes und stieg über die Mauer auf das Vordach, das an der gesamten Fassade entlanglief und über den Laufgang ragte. Carver ging in die Hocke, stemmte die Hände auf den Sims und ließ sich mit Beinen und Oberkörper über die Kante hinab, bis er an den Fingerspitzen vor dem Laufgang hing. Eine einzelne Glühbirne spendete genügend Licht, dass er den Gang entlangsehen konnte bis zu dem Wächter, der sich aufs Geländer stützte und gestikulierend zu Justus hinabredete.
    Carver stieß sich mit den Füßen am Geländer ab und schwang sie darüber hinweg, um sich auf den Gang fallen zu lassen. Er landete lautlos auf seinen Gummisohlen, zog die Maschinenpistole an die Schulter und schoss dem Wächter zwei Kugeln durch den Kopf, bevor der Mann ihn bemerkte.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Wächter tot war, zerschlug er die Glühbirne mit dem Pistolenkolben und tauchte den Gang in Dunkelheit. Über das Geländer gebeugt gab er Justus Zeichen, er solle den Bus holen und damit zur Seite des Gebäudes fahren. Der Malember nickte und rannte los.
    Für einen Moment legte sich der Lärm in der Shebeen, und Carver hörte von drinnen den gedämpften Schrei einer Frau. Auf seine Fähigkeit, ruhig und unbeteiligt zu bleiben, bildete er sich etwas ein, doch auch ein Profi war kein Roboter. Der Klang dieses Schreis weckte das männliche Urverlangen, einer Frau in Bedrängnis beizustehen und sie zu rächen.
    Von dem Laufgang führte eine Tür in die Wohnung, wo Zalika Stratten festgehalten wurde. Carver trat sie auf und rückte mit schussbereiter Waffe vor.

14
    Moses Mabeki hatte sich Zeit lassen wollen. Dies war ein Genuss, den es auszukosten galt. Doch er hörte die Außentür krachen, und der Schreck überschwemmte sein Nervensystem mit Angst, sodass Sex das Letzte war, woran er dachte. Er rollte sich von Zalika herunter und kroch über den Boden, um in der Dunkelheit seine Hose zu ertasten, in deren Tasche die chinesische Norinco-Pistole steckte. Er zog die Waffe aus dem Tuch, in das sie eingeschlagen war, und hielt sie nach endlosem Gefummel endlich in der Hand.
    Er hörte einen Warnschrei vom Wächter auf dem Flur, der schnell abbrach und in erstickte Schmerzenslaute überging, dann prallte jemand gegen die Zimmertür. Draußen befand sich ein Fremder, wurde ihm klar, der

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