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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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von La Côte jeden Sonntag um vier Uhr einen Gottesdienst abhielt.
    Zum ersten Mal in mehr als zehn Jahren ging er dort zur Kommunion. Die Liturgie, die ihm während der Schulzeit durch die obligatorischen Gottesdienstbesuche in Fleisch und Blut übergegangen war, war ihm sofort wieder vertraut wie ein alter Freund, den man nach vielen Jahren plötzlich auf der Straße trifft. Alles lief mit angenehmer Vorhersehbarkeit ab, und die Gebete hatten nach wie vor ihre eigenartige, starke Poesie, trotz aller Versuche der Kirchenmodernisierer, sie ihres geheimnisvollen Zaubers zu entkleiden.
    Die Augenblicke stiller Besinnung ermöglichten ihm, darüber nachzudenken, was er vorhatte. Beging er einen Mord oder trieb er den Teufel aus? Das fragte er sich. Doch wie immer verschwendete er nicht allzu viel Energie auf metaphysische Überlegungen. Er musste im Hier und Jetzt bleiben, also sich auf die Worte konzentrieren, die in der Gottesdienstordnung standen:
    Darum verleihe uns, gnädiger Herr,
    also das Fleisch Deines teuren Sohnes Jesu Christi zu essen
    und Sein Blut zu trinken,
    dass unsere sündigen Leiber mögen gereiniget werden
    durch Seinen heiligen Leib
    und unsere Seelen gewaschen durch Sein kostbares Blut,
    auf dass wir allezeit in Ihm bleiben mögen und Er in uns.
    Amen
    Als das Gebet vorbei und der Vikar mit seinen Vorbereitungen fertig war, verließ Carver seine Bank, stellte sich an die Reihe der Gläubigen an, die auf die Kommunion warteten. Schließlich trat er zum Altar und kniete nieder, um Brot und Wein zu empfangen. Er verfolgte jede Handlung des Geistlichen, prägte sich das Geschehen und die dazu gesprochenen Worte genau ein. Und nach dem Gottesdienst fuhr er nach Genf zurück und besuchte sicherheitshalber auch die Abendandacht der Holy Trinity Church, die unter den Schweizern nur die Englische Kirche genannt wurde, und ging noch einmal zur Kommunion.

45
    Nachdem Justus Iluko abgeholt worden war, wurde sein Haus für den Rest des Tages nicht mehr betreten. Es war, als ob die Gewalt und das Leid, das in seiner unmittelbaren Umgebung vorgefallen war, eine Art Kraftfeld geschaffen hätten, das die Masse der Enteigneten fernhielt, die sich darum drängten. Erst als das letzte Licht der untergehenden Sonne verloschen war und die violett-schwarze afrikanische Nacht anbrach, die den würzigen Geruch von warmer Erde mitbrachte, näherten sich die ersten Plünderer den weiß getünchten Mauern.
    Das war der natürliche Gang der Dinge. Wenn im Busch ein Tier verendete, bedeutete sein Kadaver Nahrung für Hyänen, Aasvögel und allerhand Insekten, bis nichts mehr davon übrig war außer den nackten Knochen. Selbst die hielten für wahrhaft einfallsreiche Aasfresser noch etwas bereit, nämlich das Mark. Genauso verhielt es sich mit dem Haus. Es war ein Kadaver, in dem der Geist des Lebens ausgelöscht worden war. Seine Bewohner hatten keine Verwendung mehr für die Betten, auf denen sie geschlafen, für die Tische, an denen sie gearbeitet und gegessen hatten, oder für die unzähligen kleinen Dinge eines Paares, das zusammenwirkte, um die geliebten Kinder großzuziehen. Das war keine moralische und keine sentimentale Angelegenheit. Es war einfach besser, wenn diese Dinge eine neue Verwendung fanden, als wenn sie nutzlos verrotteten.
    Die Vorratskammer wurde geleert. Die Bodendielen, die Querbalken, Fensterrahmen und Läden wurden als Feuerholz und Baumaterial verbraucht. Die rostigen Eisenbleche wurden vom Dach geholt. Im Morgengrauen standen nur noch die nackten Mauern. Und als die Sonne aufging, kamen Männer mit Spitzhacken, Hämmern und Meißeln, um die Porenbetonsteine voneinander zu lösen.
    Am Mittag war das Haus, das Justus Iluko mit so viel Schweiß und Hingabe gebaut und stolz besessen hatte, vom Erdboden verschwunden. Es sah aus, als hätte es nie existiert. Wo es gestanden hatte, wurden neue Hütten und improvisierte Zelte errichtet. Sie füllten sich mit den Menschen, die unaufhörlich auf das einst schöne Farmland gebracht wurden, das zur staubigen Einöde geworden war.

46
    Da Justus ein religiöser Mann war, fiel es ihm nicht ein, das Gefängnis von Buweku als Hölle zu bezeichnen. Es war eher eine Abart des Fegefeuers, ein Vorzimmer voll verlorener Seelen, die auf ihren Gerichtstag warteten.
    Die Zelle, in die man ihn gebracht hatte, war für die Untersuchungsgefangenen bestimmt. Die Seite zum Gang hin bestand aus einem Eisengitter, sodass die Insassen für die passierenden Wächter jederzeit zu

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