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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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hineinfahren.
    Dann hatte Cripps den Bentley komplett im Blickfeld.
    Er drückte den Knopf.
    Der Sprengstoff explodierte und zerstörte den grauen Plastikbehälter. Dabei wirkte die enorme Hitze und Kraft der Explosion auf die Kupferscheibe und verwandelte sie in ein Projektil aus beinahe verflüssigtem Metall, das durch die Luft sauste und die Front des Bentleys mit der Wucht einer Artilleriegranate traf. Sie schlug ein faustgroßes Loch in das Blech, zerschmetterte den Motorblock und machte dieses Wunder an Präzision zu Metallschrott.
    Die Druckwelle raste durch den Wagen und ließ die Scheiben zersplittern.
    Der Bentley stand mit einem Ruck. Der ihm nachfolgende Wagen fuhr auf, ihn auf und dessen Hintermann prallte wiederum seinerseits gegen dessen hintere Stoßstange. Beim Lärm quietschender Reifen und scheppernden Blechs stoppten auch die Wagen des Gegenverkehrs.
    Schultz nickte anerkennend, dann stand er von der Parkbank auf und entfernte sich wie ein gelassener Spaziergänger. Dabei erledigte er einen Anruf.
    »Ambulanz, los!«
    Carver löste die Schusswaffe vom Rumpf des Motorrads. Sein Blick war auf den Bentley geheftet, der nur noch ein paar Meter weit weg stand. Der Chauffeur lag reglos über dem Lenkrad, aber im Fond bewegte sich jemand. Carver bremste herunter und hielt neben der hinteren Tür. Da die Scheibe fehlte, war Zorn klar zu erkennen. Er wirkte benommen, riss sich aber bereits zusammen und rutschte die Rückbank entlang. Er langte nach dem Türgriff, um auszusteigen. Carver streckte die Hand mit der Waffe durchs Fenster, zielte sorgfältig, und als Zorn schrie »Bitte! Nein! Nicht!«, drückte er ab.
    Sicherheitshalber nahm er noch die Handgranate, zog den Stift ab und warf sie in den Innenraum.
    Der leuchtend gelbe Rettungswagen hatte am anderen Ende der Murray Road gewartet, etwa fünfhundert Meter vom Unglücksort entfernt. Sowie der Fahrer das Signal von Schultz bekam, schaltete er das Martinshorn und das Blaulicht ein und fuhr die Straße hinunter, überquerte den Ridgeway und kam auf die Southside Common. Geschätzte Ankunftszeit: gut dreißig Sekunden später.
    Carver fuhr an, ehe die Handgranate explodierte, und sauste über die Straße, zwischen den Bäumen durch und auf den Rasenstreifen dahinter. Dieser war wie gemacht für eine Enduro, und sie beschleunigte mit der Begeisterung eines Rennpferds, dem man vor der Ziellinie die Zügel schießen lässt.
    Fünfzehn Sekunden lang traute sich niemand, aus seinem Wagen auszusteigen. Dann öffnete sich die erste Tür, und ein Mann mittleren Alters mit Halbglatze streckte den Kopf heraus. Vorsichtig blickte er nach beiden Seiten, als fürchtete er, eine neue Bedrohung könnte unmittelbar folgen, dann ging er zu dem zerstörten Bentley. Mit nervösen Kopfbewegungen warf er ein paar Blicke auf den aufgesprengten Motorraum und den bewusstlosen Fahrer. Dann bückte er sich, um in den Fond zu spähen. Er sah den blutüberströmten Mann und das bespritzte cremefarbene Leder der Sitze und musste sich übergeben.
    Benommen vor Entsetzen blieb er bei dem Bentley stehen, bis der Rettungswagen eintraf. Die Sanitäter schoben ihn zur Seite, rissen die Wagentür auf und zogen Zorn heraus, legten ihn auf eine Rollbahre und schoben sie zu ihrem Fahrzeug. Danach holten sie den Chauffeur.
    Sie arbeiteten sehr schnell und schienen an den Feinheiten der Patientenversorgung nicht interessiert zu sein. Sie verluden die beiden Opfer so schnell wie möglich und fuhren mit Blaulicht und Sirene ab, sodass sie innerhalb einer Minute wieder fort waren. Bis die Feuerwehr und die Polizei eintrafen, war der Unfallwagen leer.

76
    Parkview Hospital, Wimbledon
    Unter normalen Umständen wäre das schwer verletzte Opfer eines Mordanschlags auf der Southside Common in das drei Meilen entfernte St. George’s Hospital in Tooting gebracht worden, ein Ausbildungskrankenhaus, das für die Qualität seiner Behandlung mehrfach national ausgezeichnet worden ist. Es hat eine Unfallstation, die jährlich um die hunderttausend Patienten versorgt, ist täglich rund um die Uhr geöffnet, verfügt über eine Reanimationsabteilung und ist ausgestattet mit vier Fachärzten, vierzig Assistenzärzten und fünfzig Krankenschwestern und Pflegern. Doch als der Rettungswagen mit Malachi Zorn den Unfallort verließ, fuhr er nicht nach Osten, sondern über die Wimbledon Common in die entgegengesetzte Richtung, dann nach Norden zu einem kleinen Privatkrankenhaus, das keine Meile entfernt lag und

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