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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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ihn nicht mehr im Blick?«
    »Nein … Ist ’ne lange Geschichte.«
    Das minimale Stocken des Sergeant Majors verriet, wie unbeeindruckt er von der Neuigkeit war. »Was sollen wir tun?«
    »Nichts. Halten Sie nur die Augen offen. Sobald Sie was sehen, geben Sie mir Bescheid.«
    »Okay, Boss.«
    Carver konnte seinen Transit schon sehen. Aber Zorns Bentley war weg. »Wie ist der Verkehr da hinten?«, fragte er.
    »Er rollt«, antwortete Schultz. »Nicht schnell, aber er bewegt sich.«
    »Scheiße.« Er wollte Zorn nicht in einem fahrenden Auto. Er wollte ihn im Stau stehen haben.
    »Okay. Wie gehabt: Schreien Sie, wenn Sie was sehen.«
    Carver überlegte kurz. Von dem Moment, wo er Alix vor dem Centre Court getroffen hatte, bis zu dem, wo er Zorns leeren Sitzplatz gesehen hatte, konnten nicht mehr als fünf Minuten vergangen sein. Wenn Zorn nicht in derselben Sekunde, in der Alix die Chinesen entdeckt hatte, beschlossen hatte zu gehen, konnte er höchstens zwei oder drei Minuten Vorsprung haben. Im Gegensatz zu Carver würde er nicht zu seinem Wagen gerannt sein. Und er konnte auch nicht getan haben, was Carver jetzt tat.
    Er öffnete die Hecktür des Transits und sprang auf die Ladefläche. Dort stand, mit einem Helm am Lenker, eine schlanke Honda CRF250X Enduro, eine Rennmaschine, mit der man sich praktisch in jedem Terrain, von der Wildnis bis hin zum Asphaltdschungel, sehr schnell fortbewegen konnte. Wo Carvers rechtes Knie liegen würde, war eine Schusswaffe, auf der linken Seite eine Handgranate an den Rumpf geklemmt.
    Carver setzte den Helm auf, löste die Riegel, mit denen das Motorrad am Boden befestigt war, drückte den Zündknopf und fuhr durch die Hecktür aus dem Lieferwagen. Die Stoßdämpfer fingen den Aufprall auf dem Rasen mühelos ab. In Sekundenschnelle war die Maschine gewendet, als Carver sie in die Richtung lenkte, in die seine Zielperson fuhr. Doch er nahm nicht die Parkplatzausfahrt zur Church Road, sondern brachte den Motor auf Touren, bis er heulte wie eine Kreissäge, und steuerte zwischen den Reihen geparkter Wagen hindurch. Er wich Fußgängern aus und raste so dicht an den Fahrzeugen entlang, dass die Enden des Lenkers den Lack zu streifenschienen. Dabei fuhr er parallel zur Straße und hielt ein Auge auf die Fahrer, um zu sehen, ob Zorn darunter war.
    Gleich neben dem Parkplatz für die Besitzer von Debenture Tickets befand sich ein Gelände mit Zelten für die Bewirtung von Firmenkunden. Carver fuhr weiter und ignorierte die Wutschreie betrunkener Geschäftsleute, als die wendige Honda zwischen den großen weißen Zelten hindurchschwirrte. Aus einem kam ein befrackter Kellner, der einen Handwagen mit Kisten voll leerer Weinflaschen vor sich herschob. Erschrocken blickte er auf, als Carver auf ihn zuhielt, und ließ den Handwagen los. Er kippte um, und die Kisten und Flaschen kollerten in den Weg. Carver fuhr schlitternd Slalom durch die Glas- und Plastiklawine und hatte Mühe, die Gewalt über das Motorrad zu behalten, während das Hinterrad im Gras abwechselnd durchdrehte und wieder fasste, sodass die Maschine einen Satz nach vorn machte.
    Er passierte das letzte Zelt und bretterte auf den nächsten großen Parkplatz, bog diesmal zur Ausfahrt ab und fuhr an der Schlange von Wagen vorbei, die ungeduldig darauf wartete, ein Stück vorrollen zu können. Carver zwängte sich durch die Ausfahrt auf die Straße. Am Ende des Turniergeländes stieg die Straße an und führte auf die St. Mary’s Church zu. Dort bewegte sich der Verkehr ein wenig schneller. Carver sauste an der Kirche vorbei auf eine Straße, die an hohen Backsteinmauern und dichten Hecken entlangführte, hinter denen sich große Vorstadtvillen duckten, als wollten sie ihren behaglichen, selbstzufriedenen Wohlstand vor den vorbeiziehenden Horden verstecken. Carver spähte nach vorn, ob ein taubenblauer Bentley zu entdecken war. Leider nicht. Dann hörte er eine Stimme im Ohr: »Habe Blickkontakt, Boss. Er biegt auf die Southside Common ab. Ist höchstens zweihundert Meter von mir entfernt, vielleicht nur hundertfünfzig. Was soll ich tun?«
    »Lassen Sie ihn näher ran. Versperren Sie die Straße. Dann warten Sie auf mein Signal. Bin unterwegs.«
    »Verstanden.«
    Carver schätzte, dass es bis zur Abzweigung in die Southside Common noch vierhundert Meter waren. Er durfte nur fünfzehn, höchstens zwanzig Sekunden bis dahin brauchen. Er beschleunigte und fuhr zwischen den Autoschlangen durch. Voraus hielt ein Bus an einer

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