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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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eine private Wiedergutmachung, und die wurde dankbar angenommen, ohne dass ein Wort darüber verloren wurde. Hätte Marianne nachgefragt, hätte Carver natürlich bestritten, etwas damit zu tun zu haben. Aber für ihn war das nur eine von mehreren Ehrenschulden, die er bezahlte, wie auch für zwei Jugendliche in Südafrika, den Sohn und die Tochter eines Mannes, der ihm das Leben gerettet hatte; ihnen bezahlte er die Ausbildung.
    Carver hatte mehr Geld, als er für sich selbst brauchte. Er fand es sinnlos, es bei einer Bank zu verstecken, wenn stattdessen etwas Nützliches damit getan werden konnte. Und er schlief ein wenig besser bei dem Gedanken, dass ein Teil seines Tuns, sei er im großen Plan der Dinge auch noch so gering, zweifelsfrei gut war.
    »Sam!«, sagte Jean-Louis, als er ihn durch die Tür kommen sah. »Ich dachte, du seist einen Monat lang weg.«
    »Ich auch.«
    »War der Urlaub nicht schön?«
    »Anfangs ja.«
    »Dann wurde er scheiße?«
    »So ungefähr.«
    »Möchtest du einen Kaffee, eine Tasse von deinem englischen Tee, ein Glas Wein vielleicht?«
    Carver sagte zu einem Tee selten nein. »Ein Tee wäre schön. Danke.«
    Es wurde still zwischen ihnen, während Carver den Tee trank und Jean-Louis sich um andere Gäste kümmerte. Als die Tasse leer war, kam der Junge, um sie wegzutragen. Carver griff zum Portemonnaie.
    »Non! Unsinn … Ich schreibe es an«, sagte Jean-Louis energisch, und als er sich hinabbeugte, um die Tasse zu nehmen, fügte er leise hinzu: »Vorne sitzt ein Mann neben dem Fenster.«
    »Dunkelblauer Anzug, spielt auf seinem Handy herum, ja, ist mir aufgefallen«, raunte Carver.
    »Ich glaube, er hat nicht nur gespielt. Er hat dich fotografiert.«
    Carver nickte, dann stand er auf. »Bis morgen. Grüß deine Mutter von mir«, sagte er in normaler Lautstärke.
    Ja, der Mann mit dem Handy blickte auf, und nicht nur mit harmloser Neugier.
    Auf dem Weg zur Tür sah Carver ihn betont an, damit er begriff, dass er bemerkt worden war.
    Der Mann erwiderte den Blick und gab damit zu verstehen, dass es ihm völlig egal war.
    Carver ging nach draußen und spürte den Blick auf seinem Rücken, während er auf das kleinste Bewegungsgeräusch horchte. Aber es blieb aus.
    Von der Straße bog er in einen gepflasterten Hof ein. An allen vier Seiten standen jahrhundertealte Häuser, deren Stockwerke durch ein unübersichtliches Netz von Außentreppen und überdachten Gängen miteinander verbunden waren; es erinnerte an die widersinnigen Endlostreppen in den Zeichnungen von Maurits Cornelis Escher. Carver ging zu seiner Etage hinauf und betrat seine Wohnung. Sofort klingelte sein Festnetztelefon.
    Er ging ran. »Carver.«
    »Schauen Sie nach E-Mails.«
    Es war Shafik. Carver holte sein iPhone hervor und tippte auf das Mail-Icon. Er hatte eine neue Nachricht mit zwei angehängten JPEG-Dateien.
    »Öffnen Sie die Anhänge«, sagte Shafik.
    Zähneknirschend folgte Carver der Anweisung. Das erste Foto zeigte die Leiche des Mannes, den er auf Mykonos erdrosselt hatte, in dem Müllcontainer des Restaurants. Das zweite war während der letzten fünf Minuten im Café gemacht worden. Jean-Louis hatte also recht gehabt.
    »Und was wollen Sie mir damit sagen?«
    »Ich war besorgt, Sie könnten es sich anders überlegen. Als Sie nach unserer Besprechung abflogen, könnten Sie auf den Gedanken gekommen sein, dass Sie damit der Sphäre meines Einflusses entkommen. Ich möchte Ihnen eindringlich vorführen, dass das nicht der Fall ist. Ich weiß Sie zu finden, Carver, und meine Absicht bleibt bestehen. Wenn Sie sich an unsere Vereinbarung halten, werde ich Sie stattlich entlohnen. Wenn nicht … Nun, ich spreche nicht gern Drohungen aus. Und das ist sicher auch nicht nötig.«
    »Von Drohungen halte ich nichts, Shafik. Weder beachte ich es, wenn mir jemand droht, noch halte ich mich selbst mit Drohungen auf. Aber da Sie gerade am Telefon sind: Mir ist im Flugzeug etwas eingefallen –«
    »Was?«
    »Mir ist eingefallen, was aus Quentin Trench geworden ist. Er trieb ein doppeltes Spiel mit mir, hat mich nach einem Job verraten und wollte mich dann umbringen lassen. Offensichtlich hatte er damit keinen Erfolg. Im Gegenteil. Als ich ihn das letzte Mal sah, schwamm er mausetot im Ärmelkanal, mit einer brennenden Leuchtkugel im Gesicht. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
    »Vollkommen.«
    Carver runzelte die Stirn. Er hätte schwören können, dass Shafik hämisch grinste, ging aber darüber hinweg. »Schön, dass

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