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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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wir das geklärt haben.«
    Er legte auf und ging in die Küche. Die Einbauschränke entlang zweier Wände waren vor zwei Jahren erneuert worden, doch die Insel mit der Granitplatte in der Raummitte war noch dieselbe wie bei seinem Einzug.
    Eine Seite davon bestand aus einem Weinregal. Carver ging davor in die Hocke und zog eine Flasche St. Emilion Premier Cru aus dem dritten Fach in der zweiten Reihe von oben, stellte sie neben sich auf den Boden und griff in den Hohlraum. An der Rückwand gab es einen kleinen runden Gummiknopf, den er drückte.
    In der Wohnung war es vollkommen still. Deshalb konnte er das leise Summen des Elektromotors hören, als die Mitte der Granitplatte langsam aus der Insel aufstieg und schließlich ein Stahlgerüst hervorkam, in das sechs Schubladen unterschiedlicher Höhe eingepasst waren.
    Jede Schublade war mit einer dunkelgrauen Schaumstoffmatte ausgelegt. In deren Aussparungen lagen verschiedene Gegenstände: in der obersten Präzisionswerkzeuge, in der zweiten Elektrowerkzeuge, in der dritten und vierten Leiterplatten, Timer, Zündkapseln, Fernsteuerungen, Kraftfahrzeugbremsen, Beschleunigungsüberbrücker und explosionsfähige Reifenventile, in der fünften nach Arten sortierte Sprengstoffe. Die letzte und tiefste Schublade enthielt die zwei Schusswaffen, denen Carver seit seiner Zeit im SBS treu geblieben war: die Heckler & Koch MP5K, eine kurzläufige Maschinenpistole, und die Sig Sauer P266, außerdem Zubehör und Munition.
    Gleich neben den Schusswaffen lagen einige gelbe Plastikhandschellen, die wie übergroße Kabelbinder aussahen. Die waren manchmal ganz praktisch, da sich damit ein Menschausschalten ließ und auf Übleres verzichtet werden konnte. Carver ging nie ohne aus dem Haus.
    Dies alles waren die Werkzeuge seines Berufs. Im Kleiderschrank war ein Safe verborgen, der verschiedene Pässe, Kreditkarten, Bargeld, Diamanten und Inhaberobligationen enthielt. Damit ließ sich jeder beliebige Auftrag finanzieren, und für den Fall dass er schnell untertauchen musste, käme er damit in jeden Teil der Welt und könnte ein oder zwei Jahre lang ein bescheidenes Leben führen. Wenn er ganz spezielle Ausrüstung brauchte – Betäubungsmittel oder Gifte zum Beispiel –, wandte er sich an eine kleine Gruppe sehr verschwiegener Ausstatter. Wenn Sicherheitsmaßnahmen und Zollschranken es unmöglich machten, Waffen über die Grenze mitzunehmen, ließ er sich das Nötige von seinen Kunden beschaffen als Bedingung für den Auftrag.
    Er fand es hilfreich, seine Ausrüstung zu betrachten, wenn er über die Ausführung eines Auftrags nachdachte. Was in den Schubladen lag, sprach zu ihm, gab ihm Anregungen, wie, was, wo und wann er was zu tun hatte.
    In diesem Fall allerdings gab es für Samuel Carver noch etwas anderes zu überlegen. Er hatte nämlich noch nicht entschieden, wer seine Zielperson sein sollte.

10
    London, N1
    Jack Grantham fiel es schwer, sich zu entspannen. Oberflächlich betrachtet lief alles gut. Er saß im Wohnzimmer seiner Wohnung in Islington, neben sich auf dem Tisch ein Glas Scotch. Der Fernseher lief, aber Grantham las einen Spionagethriller aus den frühen Achtzigern über einen KGB-Schläfer, der sich in den britischen Geheimdienst eingeschleust hatte. Grantham war kein großer Fan von Spionageromanen. Dafür schlug er sich zu viel mit den Realitäten der Branche herum, als dass ihn die Fiktion reizen konnte. Dieser jedoch war das Erstlingswerk von Dame Agatha Bewley, dem einstigen Kopf des Security Service, von den Whitehall-Insidern »SS« genannt, der übrigen Welt als MI5 bekannt. Er hatte Dame Agatha immer bewundert, obwohl es zwischen den Diensten ständig Auseinandersetzungen gegeben hatte, und schmunzelte nun über ihre typisch gewiefte Art, mit der sie absolute Authentizität vermittelte, während sie unangemessene Einblicke in die tatsächliche Arbeit verwehrte.
    Das war beinahe ein Genuss, der nur durch diesen nagenden Gedanken in seinem Hinterkopf gestört wurde. Ihn beschäftigte die Ermittlung gegen Zorn. Bei logischer Analyse der Bedrohungslage war es richtig, der Sache geringe Priorität zu geben. Doch diese hingeworfene Bemerkung, Zorn habe die Lehman-Bank ruiniert als Generalprobe für eine wesentlich größere Nummer, machte ihn unruhig.
    Um sich abzulenken, sah er sich die Nachrichten an, die er routinemäßig gleichzeitig aufzeichnete. Eine TV-Produktionsfirma, die im Stil von Candid Camera Realityshows drehte,hatte in einem Restaurant auf

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