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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Alle Gäste besaßen ihr eigenes Flugzeug, dennoch hatten sie nicht auf eigene Kosten anzureisen brauchen. Der Champagner, 1982 Krug Collection, wurde aus Magnums eingeschenkt, die jede zweitausend Dollar kosteten. Es gab so viel Essen, wie nicht annähernd verzehrt werden konnte. Zorns Ruf allein garantierte seinem Fonds alles Geld, das er brauchte. Warum also wollte er die Leute mit so viel Unnötigem beeindrucken?
    Wieder zurück in London, wo Azarow den Frühsommer verbringen wollte, ehe er ans Mittelmeer reiste, rief Alix in ihrer Firma an und setzte zwei ihrer besten Rechercheure an die Aufgabe, ein Dossier über Malachi Zorns neuen Fonds zu erstellen. Das Ergebnis war mager. In den Medien war ein bisschen über Zorns Projekt berichtet worden, vor allem in Zeitschriften und auf Webseiten, die sich an Finanzfachleute und Wohlhabende richteten. Doch außer verkaufsfördernder Lobhudelei und ehrfürchtigen Schilderungen der Finanztüchtigkeit Zorns und des immensen Reichtums seiner Investorengab es kaum genaue Angaben, was er eigentlich vorhatte. Alix schickte darauf eine knappe Antwort per E-Mail: »Ich brauche mehr. Vor allem über seine Organisation: Büros, Personal, Aufwendungen etc. Was zahlt er Orwell? Wohin geht das Geld der Investoren? Mehr! A.V.«
    Auch der nächste Bericht war enttäuschend. Um den Fonds wurde viel Wirbel gemacht, man erfuhr aber nichts Konkretes. Vielleicht war das gar nicht überraschend. Zorn hatte sein ganzes Berufsleben allein gearbeitet, seine Magie von einem einzigen Schreibtisch aus entfaltet. Warum sollte es jetzt so viel anders sein, nur weil das Geld, das er einsetzte, aus einer neuen Quelle stammte? Dann fiel ihr ein Detail ins Auge. Zorn hatte Büroräume in London und Manhattan gemietet, in beiden Fällen erstklassige Objekte in exklusiver Lage. Doch bei näherem Hinsehen fiel eine weitere Gemeinsamkeit auf: Zorn hatte jeweils einen Dreimonatsvertrag unterschrieben, und zwei Monate waren bereits vergangen.
    Diese Tatsache spielte sie bei Azarow als Trumpfkarte aus, als sie ihn inständig bat, seine Entscheidung zu überdenken.
    »Wenn das ein so großartiges neues Unternehmen sein soll, warum mietet er seine Büros nur für so kurze Zeit?«, fragte sie. »Das klingt mir nicht nach einem Mann, der etwas Langfristiges plant.«
    »Aber vielleicht nach einem, der denkt, dass er bald mehr Platz brauchen wird«, konterte Azarow. »Vielleicht berücksichtigt er, wie sich der Immobilienmarkt entwickelt, und weiß, dass er bald bessere Konditionen bekommen kann. Oder er ist bloß raffinierter als du, Liebling, und trifft Entscheidungen, die du nicht begreifst.«
    »Vielleicht ist er auch für dich zu raffiniert, Dmytryk. Hast du das mal in Erwägung gezogen? Hast du dich mal gefragt, warum dieser Mann, der bereits ohne einen einzigen fremdenPenny Milliarden gewinnt, plötzlich zu Leuten wie dir rennt und um ihr Geld wirbt?«
    »Weil er noch mehr Milliarden machen will.«
    »Warum? Wie viel mehr braucht er denn noch?«
    Azarow lachte. »Wie viel man braucht? Es geht nicht ums Brauchen. Es geht ums Gewinnen. Es geht darum, der Beste zu sein. So ist das doch bei uns allen. Das Geld ist nur das Mittel, um die Punkte zu zählen.«
    »Nun, hoffentlich weißt du, was du tust. Ich denke, du machst einen schrecklichen Fehler, den du noch bereuen wirst.«
    »Ach ja?«, höhnte Azarow. »Und wie möchtest du, dass ich es ausgebe? Für mehr Schmuck und hübsche Kleider für dich, mein verwöhnter Liebling? Das erwartest du wohl von mir, nehme ich an. Deine Dienste hatten immer ihren Preis.«
    Ihre Ohrfeige traf ihn am Satzende quasi als Punkt.
    »Wie kannst du es wagen?«, zischte sie. »Ich habe dich nie um einen Penny gebeten. Ich verdiene mein eigenes Geld und zahle meine Rechnungen selbst. Und mit welchem Recht siehst du, ein kleiner Dieb aus der Kiewer Gosse, auf mich herab und hältst mir vor, was ich getan habe, um zu überleben?«
    Azarow hob die Faust. Seine Wange war gerötet von dem Schlag.
    Alix wich nicht zurück. »Nur zu«, sagte sie und bot ihm trotzig das gereckte Kinn. »Schlag mich. Zeig mir, was für ein Mann du wirklich bist.«
    Einen Moment lang stand Azarow mit erhobenem Arm da, dann trat er schwer atmend einen Schritt zurück. Seine Lippen waren weiß vor Wut, er konnte sich kaum im Zaum halten. Eine Ewigkeit, wie es schien, starrten sie einander an, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und zu einer Konsole ging, wo ein Telefon lag. Er wählte.
    »Sag Connors, er soll

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