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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Vater und Großvater bestellt hatten. Seit fast fünfundzwanzig Jahren war er eine lokale Berühmtheit, seit seinen letzten beiden Jahren an der Highschool, wo er das Footballteam der Broken Bow Indians zum Sieg geführt hatte und zum König des College-Jahrestreffens gewählt worden war. Maryjane Rogers war seine schöne blonde Königin gewesen. Das älteste ihrer drei Kinder, Jed jr., war erst im zweiten Jahr an der Broken Bow High, und schon hieß es, er habe das Talent seines Vaters geerbt und mehr. Und seine beiden kleinen Schwestern waren genauso niedlich und hübsch wie ihre Mom. Die Rogers waren beliebt, gute Leute. Sie gehörten zur First Presbyterian Church und ließen keinen Sonntagsgottesdienst aus. Sie spendeten großzügig an die örtlichen Wohltätigkeitsvereine, und Maryjane war treues Mitglied im Lehrer-Eltern-Ausschuss, wo jeder darauf bauen konnte, dass sie bei Schulveranstaltungen half oder mal eben ein Blech Kekse buk.
    Custer County hat wie das ganze ländliche Nebraska nur noch halb so viel Bevölkerung wie vor hundert Jahren. Knapp elftausend Seelen leben auf zweieinhalbtausend Quadratmeilen. In einem Ort wie Broken Bow kennen die Leute einander und helfen sich, wo sie können. Als Jed Rogers also in seiner Scheune gefunden wurde, den Hinterkopf von der Schrotflinte weggeschossen, die er sich in den Mund gesteckt hatte, wurde sein Tod nicht als Selbstmord, sondern als Unfall gemeldet. Niemand wollte, dass Maryjane und den Kindern das Versicherungsgeld e ntginge. Und es war ja nicht so, dass die Versicherung wirklich betrogen wurde. Jed Rogers litt an der Huntington-Krankheit. Es bestand keine Hoffnung auf Heilung. Er hatte nichts weiter getan, als seiner Familie das Leid und die Aufwendungen für seine Pflege zu ersparen, denn er wäre langsam dement geworden und sein schöner kräftiger Körper wäre verfallen.
    Manchmal war es richtig, ein Auge zuzudrücken.

Sonntag, 26. Juni

17
    Lambeth, London, SE1 und Chinatown
    Am Sonntag flog Carver um 0.15 Uhr mit British Airways nach London. Er wollte nirgendwo absteigen, wo eine Kreditkarte verlangt wurde, also hatte Grantham seine Unterbringung in einem sicheren Haus arrangiert, das auf halber Strecke zwischen Waterloo Station und Imperial War Museum lag, ein paar Meilen von der MI6-Zentrale entfernt.
    »Es tut mir leid, wenn das nicht Ihrem gewohnten Stil entspricht«, bemerkte Grantham sarkastisch. »Mit der Kürzung der öffentlichen Ausgaben ist unser Raumgestaltungsbudget stark geschrumpft.«
    Carver war früher schon in ziemlich heruntergekommenen Quartieren gewesen. Seine geistige Gesundheit war in einer blendend weißen Folterkammer beinahe zerstört worden. Aber diese Wohnung war so hässlich, es drehte einem glatt den Magen um. Wände und Türen waren in den Jugendstrafanstaltsfarben Ranziggelb, Schmutziggrün und Kackbraun gestrichen. Das fensterlose Bad wartete mit dreckverkrusteten Sanitäranlagen und deckenhoch gekachelten Wänden auf, die die Wärme und den Komfort einer öffentlichen Toilette hatten. Carver fühlte sich weniger untergebracht als eingewiesen.
    »Ich werde ein paar Fotos machen und meinem Raumgestalter sagen, dass ich es genauso haben will.«
    »Sobald Sie die Sache mit Zorn erledigt haben«, sagte Grantham.
    »Ja, direkt danach.«
    Dank der Techniker in Peking, die sich in die Systeme gehackt hatten, über die Carver seine Telefonate leitete, hatte Derek Choi seine Zielperson von der Landung in Heathrow bis zu dem überraschend bescheidenen Apartment verfolgen können. Das lag, wie Choi feststellte, im obersten Stock eines Wohnhauses mit Innenhof. Die Zufahrt mit dem Auto war nur durch einen Torbogen möglich, und das Apartment, das Fenster nach zwei Seiten hatte, blickte sowohl auf die Straße, die zu der Durchfahrt führte, als auch auf den Innenhof. Zum Apartment gelangte man über eine Außentür und eine schmale Treppe. Es war somit sehr leicht zu verteidigen, und obgleich es möglich wäre, Carver durch bloße Überzahl zu überwältigen, wäre es doch unrealistisch, ihn dort anzugreifen, zum einen wegen der anfallenden Verluste, zum anderen wegen der Dauer eines solchen Überfalls und der unerwünschten Aufmerksamkeit, die dieser unweigerlich erregen würde.
    Außerdem war ein weiteres Problem aufgetaucht. Ein Mann hatte Carver zu dem Apartment begleitet und dann allein gelassen. Anhand von Fotos war er als John Morley »Jack« Grantham identifiziert worden, der Kopf des britischen SIS. Das warf die Frage

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