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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Wachshändler ziehen heutzutage nicht mehr so viele Kerzen, machen aber ein gutes Geschäft mit der Vermietung ihrer Räume für Firmentagungen, Werbeveranstaltungen, Partys und Empfänge und mit dem dazugehörigen Catering, vom zweiten Frühstück bis zum Galadiner.
    An einem eiskalten Nachmittag Ende Januar, an dem das Pflaster mit überfrorenem Schnee bedeckt und für die Nacht weiterer Schneefall angekündigt war, traf ein elegant gekleideter indischer Geschäftsmann zu einer Besprechung mit einem Herrn der Geschäftsführung des Hauses ein. Auf seiner Karte stand der Name Sanjay Sengupta. Er gab an, die Interessen eines sehr prominenten, aber sehr verschwiegenen Unternehmers aus Bangalore zu vertreten, der auf die Fertigung von Computern und Software spezialisiert sei und in London eine europäische Niederlassung gründen wolle. Man werde in Kürze ein Execu t ive-Search-Unternehmen beauftragen, um Kandidaten für die Schlüsselpositionen zu finden. Mit den Kandidaten der engeren Wahl werde sein Klient dann Ende Juni oder Anfang Juli persönlich das Bewerbungsgespräch führen, da er dann auf jeden Fall zu gesellschaftlichen Anlässen in England sein werde. Daher wünsche er das ganze Haus für volle drei Tage einschließlich der Abende zu mieten.
    »Mein Auftraggeber wird nur leichte Erfrischungen für sich, seine Assistenten und die Bewerber benötigen«, erklärte Mr Sengupta. »Natürlich weiß er, dass das für Sie einen beträchtlichen Verlust bedeutet, und ist darum bereit, Sie zu entschädigen. Nehmen wir an, die Gewinnspanne für Sie und ihren Caterer beträgt dreißig Prozent. Wir werden Ihnen zusätzlich zur Miete dreißig Prozent der Kosten von Lunch und Dinner für hundert Leute zahlen.«
    Natürlich gibt es nie etwas umsonst, schon gar nicht in der Cateringbranche. Als also der aalglatte Agent eines namentlich nicht genannten Kunden eine unwahrscheinlich großzügige Abmachung vorschlug, die minimale Anstrengung vonseiten der Auftragnehmer verlangte, kam zwangsläufig Misstrauen auf. Sengupta jedoch konnte eine Fülle von Referenzen in Indien, Großbritannien und den USA vorweisen. Als er die Hälfte der Gesamtkosten im Voraus bezahlte, wurde das Geld ohne Einwände akzeptiert. Schließlich war die Zeit, da Indien britische Hilfsgelder benötigte, lange vorbei. Heutzutage besaßen indische Unternehmer Jaguars und Land Rovers, Typhoo Tea und fast die halbe britische Stahlindustrie. Wenn einer von denen ein Rathaus mieten wollte, wer konnte etwas dagegen haben?

Montag, 27. Juni

19
    Long Island, New York, und Wentworth, Surrey in Südostengland
    Gleich nach seiner Dinnerparty reiste Malachi Zorn in die Staaten zurück. Er hatte sich bereit erklärt, in der nächsten HARDtalk-Sendung der BBC als Interviewgast aufzutreten, und der Produzent wollte das Gespräch mit ihm in Zorns Privathaus aufnehmen. Es fand also in seinem Arbeitszimmer im Haus an der Lily Pond Lane statt.
    Es lief gut, und Zorn hielt sich keine sechsunddreißig Stunden zu Hause auf, dann flog er nach London und landete auf dem Flugplatz von Farnborough, der fünfunddreißig Meilen südwestlich von London, aber nur dreizehn Meilen von Wentworth Estate in Virginia Water in Surrey entfernt liegt, einem Bauprojekt mit Luxushäusern rings um den berühmten Wentworth Club und seine drei Golfplätze. Dort hatte Zorn für den Sommer eine neu gebaute Villa gemietet, die auf fünfzehn Millionen Pfund geschätzt wurde. Im Vorbeifahren blickte er geringschätzig auf das schmiedeeiserne Tor und die kurvige Auffahrt, die zum Vordereingang führte. Das Haus hatte genau die protzige Extravaganz, die er am meisten verachtete, angefangen bei dem klassizistischen Portikus, welcher der Fassade Würde und Vornehmheit verleihen sollte, bis hin zu den glänzenden Marmorböden, die so vulgär waren wie ein Bordell in Bagdad und so glatt wie eine Schlittschuhbahn. Doch es war die Sorte Haus, die bei einem reichen Mann wie ihm erwartet wurde, und schon das würde bei den Medien und seinen Investoren für Glaubwürdigkeit sorgen.
    Er ging früh ins Bett, nahm eine Schlaftablette, um demJetlag entgegenzuwirken, und stand dann um vier Uhr früh auf. Eine halbe Stunde später saß er im Arbeitszimmer vor dem gleichen Arrangement von Monitoren, das er in seinem Büro in East Hampton stehen hatte. Auf einem der Bildschirme lief eine Fernsehsendung. Um 4.30 Uhr Londoner Zeit wurde sein HARDtalk-Interview zum ersten Mal ausgestrahlt. Der Gastgeber der Sendung, Stephen

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