Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain

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darf ich das sagen?«
    Sackur verzog das Gesicht. »Eigentlich nicht, aber –«
    »Na, wie auch immer … Großbritannien muss den größten Teil des benötigten Öls und Erdgases und in zunehmendem Maße auch den Strom importieren, der aus Frankreich kommt. Überlegen Sie doch! Betrachten Sie mal die Vergangenheit, die Sie mit Frankreich haben. Wollen Sie wirklich, dass die die Handan Ihrem Lichtschalter haben?« Zorn lachte gewinnend und rang Sackur ein Lächeln ab, ehe er wieder ernst wurde. »Genau darum geht es. British Energy, der Kernkraftwerkbetreiber, wurde an Electricité de France verkauft. Ein Konsortium deutscher Unternehmen baut vier neue Kernkraftwerke. Und dabei übernehmen sie entweder die französische oder die japanische Bauweise. Im Grunde genommen haben Sie die nationale Kontrolle über Ihr Energienetz verloren. In meinen Augen ist das eine katastrophale Situation. Großbritannien lädt geradezu zu einem neuen 9/11 ein, und wenn der Angriff erfolgt –«
    »Nicht falls ?«
    »Nein, Stephen, ich glaube, das Wenn ist angebracht, und ein großer Terroranschlag wird Folgen haben, die weit über den Vorfall selbst hinausgehen. Ich sehe große Einbrüche beim britischen Leitindex, angeführt vom Energiesektor, Instabilität beim Ölpreis, Abwertungsdruck beim Pfund Sterling und Dominoeffekte bei allen Nationen, die sich in den britischen Energiemarkt eingekauft haben. Bei der fragilen Wirtschaftslage muss ich sagen, spekuliere ich auf eine Baisse für Großbritannien und auch für bestimmte Sektoren der amerikanischen und europäischen Wirtschaft …«
    Zorn hatte gesehen, was er sehen musste. Er schaltete ab und brummte zufrieden. Diesmal bestand nicht die Gefahr, dass die Botschaft ungehört blieb. Die PR-Firma, die er beauftragt hatte, die Markteinführung seines Fonds bekannt zu machen, hatte eine Presseerklärung und einen dreiminütigen Ausschnitt aus dem Interview, in dem alle Schlüsselsätze vorkamen, gemailt, die an eine handverlesene Auswahl von Nachrichtenagenturen, Kolumnisten und Bloggern gegangen war. Schon Minuten nach Beginn der Sendung hatten die Tweets angefangen. Und auf seinem neu eröffneten Twitter-Account goss Zorn nun Öl ins Feuer.
    »Wollen Sie damit sagen, ich sollte nicht in #globaloilcorps investieren?«, fragte ein Follower.
    Zorn antwortete: »An Ihrer Stelle würde ich bei @BP_America aussteigen! Oder leer verkaufen.«
    Ein anderer Follower bemerkte hämisch, dass »sich @Number10gov nach #zornhardtalk vor Angst in die Hosen sch*ßen muss«.
    Zorn grinste, überlegte einen Moment, dann tippte er: »Das ist mein Montagmorgen-Weckruf für den Premierminister – der ist heute rasant aus dem Bett gesprungen!«
    Bei einem Blick auf die Bildschirme sah er, dass die asiatischen Märkte bereits Druck auf internationale Ölunternehmen mit signifikanter UK-Beteiligung ausübten, aber auch auf multinationale Gas- und Stromlieferanten. Das Pfund Sterling verlor gegenüber dem Euro und dem Dollar. Als der britische Leitindex um 8.30 Uhr öffnete, war er um fünfundsechzig Punkte gefallen. Öl jedoch stieg: um fünf Dollar je Barrel im Frühhandel.
    »Ausgezeichnet«, murmelte Malachi Zorn, der mit den Füßen auf dem Schreibtisch fast horizontal in seinem Sessel lag und frischen Kaffee trank. »Wirklich ausgezeichnet.«
    Am unteren Rand eines Bildschirms lief ein Nachrichtenband. Eine Meldung erregte seine Aufmerksamkeit, und er schnellte hoch und beugte sich zum Bildschirm hin, um sie besser lesen zu können. Offenbar war wieder etwas von dem Geld aufgespürt worden, das der Betrüger Bernie Madoff seinen Kunden gestohlen hatte. Inzwischen wurde vermutet, dass sich die Summe auf fünf Millionen Dollar belief. Zorn streckte sich grinsend in seinem Sessel aus.
    »Weißt du, was dein großer Fehler war, Junge?«, sagte er leise, als spräche er zu Madoff in der Gefängniszelle. »Dass du noch da warst, als sie dich holen kamen.«

20
    Carn Drum Farm
    »Ist ein hübsches Stück Land, das dir hier gehört, Taff«, sagte Dave Smethurst und nickte anerkennend, als er die walisische Landschaft betrachtete. Deren wilde Schönheit wurde von den Strahlen der Morgensonne, die gerade durch die dicken schwarzen Wolken brach wie ein Profilscheinwerfer, geradezu verherrlicht.
    »Ich weiß«, sagte Gryffud und schaute über die Hügel, die er mit ganzer Seele liebte. »Immer wenn ich mich frage, warum ich das alles tue, komme ich hierher und sehe mir an, welche Pracht die Natur entfalten kann,