Samuel Carver 05 - Collapse
wollen«, sagte Sir Charles Herbert diplomatisch gewandt. »Der Gipfel selbst wird aber doch nicht eilig sein. Bekanntermaßen benötigen solche Dinge monatelange Vorbereitung. Ich wage sogar zu behaupten, dass die Idee bis dahin längst vergessen sein wird.«
Cameron schüttelte seine Hängebacken. »Nein, der Premierminister ist in dieser Sache unnachgiebig. Eine Verlautbarung genügt ihm nicht. Er will rasch und entschlossen handeln. Das soll sofort geschehen, genauer gesagt schon morgen, und zwar sehr früh, damit es die Tagesnachrichten dominiert. Ich wäre also sehr dankbar, wenn alle relevanten Abteilungen ein paar ihrer leuchtendsten Sterne aufbieten. Um einem Gerangel zwischen den Abteilungen vorzubeugen, werden wir das Ganze vom Cabinet Office aus organisieren. Und ich möchte noch einmal betonen: Der Premierminister will etwas wirklich Spektakuläres.«
Die Damen und Herren des Ausschusses waren sehr erfahrene, unerschütterliche Personen, die sich nicht leicht in Aufregung versetzen ließen. Doch selbst ihnen fiel es schwer, angesichts dieser Eröffnung ihre Bestürzung zu verbergen.
»An was für einen Tagungsort haben Sie gedacht?«, fragteSir Charles Herbert und hoffte, ein Moment des Nachdenkens über die Durchführbarkeit werde den schwachsinnigen Plan des Premierministers zunichtemachen. »Es wird schwer sein, einen der großen Londoner Tagungsorte so kurzfristig zu bekommen.«
Cameron Young ließ sich nicht beirren. »Nein, so etwas wollen wir gar nicht. Wir brauchen größtmögliche mediale Aufmerksamkeit und folglich einen fotogenen Hintergrund.«
»Tja, dann sollten Sie es vielleicht bei einer Bohrinsel versuchen«, schlug Jack Grantham vor, der sich fragte, wie verrückt das Ganze noch werden sollte.
Auch er hatte Young unterschätzt. »Das haben wir schon in Erwägung gezogen. Aber es ist immer ein Riesenproblem, die Leute rauf- und wieder runterzubekommen, und die Anzahl von Teilnehmern, die uns vorschwebt, könnte da nicht bewirtet werden.«
»Und stellen Sie sich nur mal vor, was passiert, wenn der Wind auffrischt und ein paar Hubschrauberladungen mit Honoratioren über Nacht mit der ganzen Journaille auf einer Bohrinsel festsitzen«, gab ein Mann vom Verteidigungsministerium zu bedenken. »Ich wage gar nicht daran zu denken.«
»Ganz recht«, sagte Young. »Wir brauchen eine leicht handhabbare Umgebung. Und wir glauben das Richtige gefunden zu haben …«
24
Wentworth
Carver sah Zorns Bentley hinter dem Tor des Anwesens verschwinden. Er fuhr ein paar hundert Meter die Straße zurück, bog in eine Parkbucht, setzte den Helm ab und warf einen Blick auf sein Handy. Ein verpasster Anruf: Grantham.
»Irgendwas rausgekriegt?«, fragte der MI6-Mann, als Carver zu ihm durchkam.
»Ja.«
»Etwas, das Sie mir verraten wollen?«
»Ich habe nur eine Frage. Zorn war nie verheiratet, oder?«
»Nein.«
»Dachte ich mir. Möchte nur sichergehen.«
»Sagen Sie mir, warum?«
»Noch nicht.«
»Wissen Sie schon, was Sie tun werden? Methode, Zeitpunkt, Ort und so weiter?«
»Ja, weitgehend.«
»Und?«
»Sobald ich mit der Planung durch bin und genau weiß, was ich brauche, sage ich es Ihnen.«
»Wie großzügig. Zorn wird morgen nicht nach Wimbledon fahren, richtig?«
»So ist es. Warum fragen Sie?«
»Ich habe noch einen kleinen Auftrag für Sie.«
»Dass ich Zorn morgen nicht beschatte, heißt nicht, dass ich nicht beschäftigt bin«, wandte Carver ein. »Ich habe einiges vorzubereiten und verdammt wenig Zeit dafür.«
»Sie helfen mir, dann greife ich Ihnen unter die Arme. Ichhabe die Möglichkeit, Ihren Zeitaufwand stark zu verringern. Zugang zu Ressourcen, könnte man sagen.«
»Darüber sprechen wir dann … Was wollen Sie?«
»Zorn hat bei der BBC ein Interview gegeben. Er meint, der neuste Trend sei Umweltterrorismus – Ökofreaks würden Bohrinseln in die Luft jagen und so weiter.«
»Dieser alte Käse. Ich habe mir die halbe Zeit beim SBS den Arsch abgefroren, während wir in der Nordsee auf Bohrinseln kletterten und so taten, als ob wir Terroristen abmurksen, die sie besetzt hatten. Ich wette, die trainieren noch immer dafür. Aber bisher wurde kein einziger Terrorist auf einer Bohrinsel gesichtet.«
»Das mag sein, aber der Premierminister ist deswegen fürchterlich aufgeregt. Er hat beschlossen, morgen früh einen dämlichen Gipfel abzuhalten …«
»Und was wollen Sie da von mir?«
»Dass Sie hingehen. Streng genommen ist das ein innenpolitisches Problem. Unsere
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