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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Tribüne hatten fünfzehntausend Zuschauer Platz, doch die Spieler erschienen einem so nah, als könnte man sie anfassen. Man konnte auch in der Zuschauermenge einzelne Gesichter erkennen. Für einen Auftragsmörder lauter wehrlose Opfer. Andererseits gab es für einen Schützen nur wenige Stellen, wo er ungesehen lauern und einen Schuss abfeuern konnte.
    Ein anderes praktisches Problem ging Carver auf, als er zu seinem Platz strebte. Die Gänge zwischen den Sitzreihen waren an den Enden von zwei Männern des Sicherheitspersonals bewacht – einem vom Heer, einem von der Marine –, die dafür sorgten, dass die Zuschauer ihre Plätze nur während der Spielpausen einnahmen oder verließen. Sie waren zwar unbewaffnet, aber im Nahkampf ausgebildet, und ihre Anwesenheit fügte den Kniffligkeiten dieser Arena eine weitere hinzu.
    Zorn und seine Gäste bemerkten die ganze Zeit über nichts von der Überwachung, auch nicht auf dem Weg zu Court Two. Um vier Uhr begaben sie sich zum Tee in das Courtside Restaurant, das für die Besitzer von Debenture Tickets reserviert war. Es gab Tische für sechs Personen. Razzaq entfernte sich, damit Nicholas Orwell sich dazusetzen konnte. Der Sicherheitschef verließ die Gesellschaft mit der erleichterten Miene eines Mannes, der froh ist, wieder an die Arbeit gehen zu können, fand Carver.
    Allein an einem Tisch schlug er seine Zeitung auf und hielt sie schräg vor sich, um besser lesen zu können. Außerdem verdeckte sie das iPad, während Carver durch die Aufnahmen scrollte, die er im Laufe des Vormittags gemacht hatte. Erstellte fest, dass Zorn einen Ohrhörer getragen hatte. Das war nicht unbedingt verdächtig, da er allen Grund hatte, geschäftlich auf dem Laufenden zu bleiben. Aber da war noch etwas, das Carver auffiel, und als er es entdeckte, ging er die einzelnen Aufnahmen noch einmal durch, um sich zu vergewissern, dass er nicht einer optischen Täuschung erlegen war. Die Antwort war nein.
    Befriedigt lächelnd ließ Carver das iPad in die Tasche gleiten. Er hatte soeben herausgefunden, warum er Malachi Zorn töten sollte. Jetzt brauchte er nur noch zu entscheiden, was er mit der Entdeckung anfangen sollte. Bis er vom Tisch aufstand, um Zorn und seiner Gruppe zur Tribüne zurück zu folgen, hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. Er wusste jetzt, wann, wo und wie er den Anschlag durchführen würde.
    Kurz nach halb sechs entschuldigte sich Zorn bei seinen Gästen wegen dringender geschäftlicher Angelegenheiten und verließ Wimbledon. Carver fuhr fünfzig Meter hinter Zorns taubenblauem Bentley auf einem Motorrad. Er wusste jetzt alles, was er wissen musste, aber bei der Vorbereitung eines Auftrags schadete es nie, noch einen zusätzlichen Schritt zu tun, und darum folgte er seiner Zielperson bis nach Wentworth.
    Ihm war nicht in den Sinn gekommen, es könnte ein Problem darstellen, dass unter all den polnischen, australischen und spanischen Kellnern eine junge Chinesin bediente. Auch dem Umstand, dass unter den Besuchern auf dem Gelände des All England Clubs ein etwas älterer Chinese gewesen war, der einen leichten Sommeranzug mit Krawatte trug, hatte er keine Bedeutung beigemessen. Er war mit den Gedanken bei seinem Auftrag. Dass er selbst Ziel eines Anschlags sein könnte, daran dachte er nicht.

23
    Whitehall, London, SW1
    Sir Frederick Greenhill, der Vorsitzende des Joint Intelligence Committee, blickte in die Runde. »Gibt es sonst noch etwas?«
    Das war eine rein formelle Frage. Die Tagesordnung der Besprechung war abgehandelt. Ein paar höhere Geheimdienstmitarbeiter und Regierungsbeamte, die zu den Sitzungen regelmäßig eingeladen wurden, sammelten ihre Unterlagen zusammen. Aber Cameron Young, der politische Berater des Premierministers und sein Vertreter im JIC, meldete sich zu Wort. »Ja, da ist tatsächlich noch etwas zu besprechen.«
    Young wirkte nicht wie die aalglatten Typen mit ihren todschicken Anzügen und den blasierten Mienen, die im Mitarbeiterstab des Premierministers in der Mehrheit waren. Er hatte hellrote Haare, ein fleischiges Gesicht und einen buschigen, herabhängenden Schnurrbart, der an einen verdrießlich aussehenden Hund erinnerte und ihm vor langer Zeit den Spitznamen Fred Basset eingetragen hatte. Allerdings besaß er eher die Klauen und Zähne eines Dobermanns. Young war Anwalt gewesen, bevor er in die Politik gegangen war. Er besaß Intelligenz und Ehrgeiz im Übermaß, und seine Frau war eine unabhängige, reiche Amerikanerin, die zu

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