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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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um einen oder zwei Meter Entfernung zu addieren, und die Sprenggranate stellte sich auch darauf ein. Dann schoss man auf einen Punkt knapp oberhalb der Mauer, und die Granate flog darüber hinweg, explodierte dahinter in der Luft und pustete den Feind weg. Verwendete man panzerbrechende Munition, b rauchte man nicht über die Mauer oder das Fahrzeug hinwegzuzielen, sondern konnte direkt draufhalten. Mann, das Prachtstück musste man gesehen haben.
    Bislang war der Punisher noch in der Erprobungsphase. Es waren nicht mehr als ein Dutzend im ganzen afghanischen Operationsgebiet im Einsatz. Doch die hatten das Spiel verändert. Im Magazin eines Punishers befanden sich vier Granaten. Wenn man die abgefeuert hatte, war das Gefecht zu Ende. Was früher zwanzig Minuten gedauert hatte, war jetzt nach weniger als fünf vorbei. Die Zahl der Opfer war bei den amerikanischen Soldaten auf null gesunken. Die Soldaten der Einheiten, die ausgewählt worden waren, das XM-25 zu testen, bettelten wie kleine Jungen, es in die Hand nehmen zu dürfen. Heute war Morales an der Reihe, und so ungern er es auch zugab, er war mächtig aufgeregt.
    Er gehörte zu einem Zug, der erst kürzlich im Vorposten Wanda angekommen war, einer brandneuen Anlage in der Nähe des Dorfes Aranas. Er lag auf einem Felsvorsprung, von dem man in das Flusstal des Waygal blickte. Rein und raus kam man nur mit dem Hubschrauber. Der gesamte Nachschub kam als Luftfracht. Am ersten Tag, wo Morales auf die Berge ringsherum blickte und dachte, dass die Rebellen dort irgendwo lagen, um anzugreifen, war er sich vorgekommen wie in einem Fort Apache des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Doch heute hielt er den Punisher in der Hand. Heute war sein Motto »Versucht’s doch mal!«.
    Kurz nach vier wachte er auf und trat seinen Dienst auf dem Beobachtungsposten an, der ein kurzes Stück vom Hauptteil des Vorpostens entfernt lag. Morales und die anderen in seiner acht Mann starken Abteilung hatten ihn selbst errichtet. Was sich von dem bisschen Erde, das das steinige Terrain hergab, wegschaufeln ließ, hatten sie genommen, um damit die aus Stahl u nd Nylon bestehenden zerlegbaren HESCO-Container zu füllen, die ihnen als Befestigung dienten. Von dem Beobachtungsposten aus hatte man meilenweit klare Sicht über das Flusstal. Doch wie Morales gleich feststellen sollte, hatte das seinen Preis. Am Berghang verlief eine Felsrinne, die bis auf dreißig Meter an den Posten heranführte, sodass die HESCO-Container für die beobachtenden Soldaten zur Sichtbehinderung wurden; sie konnten unmöglich sehen, was in der Rinne vorging. Doch daran verschwendeten sie keinen Gedanken.
    Kurz nach Sonnenaufgang wurde der Beobachtungsposten von Rebellen beschossen, die etwa dreihundert Meter entfernt hinter einem auskragenden Felsen auf einem Kamm lagen. Das war keine große Sache. Die Rebellen zogen es vor, sich bei Nacht zu bewegen und beim ersten Tageslicht anzugreifen. Morales befahl seinen Leuten, sie mit Gegenfeuer niederzuhalten. Es war nicht nötig, jemanden zu treffen. Sie brauchten sie nur so lange in ihrer Deckung zu halten, bis der Punisher seine Arbeit verrichtete.
    »Sag meinen kleinen Freunden guten Tag«, witzelte Morales, als er das XM-25 lud und schussbereit machte. Wie seine Leute war er ganz auf den feindlichen Posten auf dem Kamm konzentriert. Er ahnte nicht, dass ein Dutzend Rebellen während der Nacht die Felsrinne heraufgeklettert war. Das tat er erst, als die erste Granate im Beobachtungsposten explodierte, zwei Männer tötete und einen dritten verwundete. Die zweite Granate brachte einen vierten Soldaten um. Morales selbst blieb unverletzt. Er und seine verbliebenen drei Soldaten wurden den afghanischen Kämpfern überlassen, die sich einer Taktik bedienten, wie sie schon zur Zeit Alexanders des Großen und noch früher üblich war: Sie sprangen über die HESCOs wie enternde Piraten, bewaffnet mit Gewehren, Pistolen und Messern.
    Morales hatte nichts, womit er sich schützen konnte. DasXM-25 war eine fantastische Waffe, solange deren Granaten weit genug entfernt explodierten, um die eigenen Leute nicht zu verletzen. Doch im Handgemenge war sie nutzlos. So hatte Chico Morales keine einzige ihrer Granaten abgefeuert, als er mit aufgeschlitzter Kehle starb. Während seiner letzten Lebenssekunden schossen ihm zwei Gedanken durch den Kopf: Die Rebellen hatten auf völlig ungewohnte Weise angegriffen, nämlich wie ausgebildete Soldaten. Und er hätte schwören können, dass er

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