Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)
Jess winkte ihnen vom Hafen aus zu …
Wieder strich draußen ein Schatten vorbei.
Jack spürte, wie es im Zimmer dunkel wurde, und öffnete die Augen. Er hörte, wie die Schiebetür hinter ihm ganz vorsichtig aufgezogen wurde.
Normalerweise betrat niemand nachts sein Zimmer. Leise nahm er sein Schwert, das neben dem Futon lag, und lauschte mit angehaltenem Atem.
Er hörte das unmissverständliche Knarren der hölzernen Veranda und das leise Knistern einer Strohmatte unter einem Fuß. Jemand war in seinem Zimmer.
Jack rollte von seinem Futon herunter, kniete sich auf ein Bein und hob zugleich das Schwert, um sich zu verteidigen. Ein silberner Blitz flog an seinem Gesicht vorbei – ein Wurfstern. Er schlug in den Balken hinter ihm ein.
Jack lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Vor ihm stand geduckt der Schattenkrieger mit dem einzelnen grünen Auge und starrte ihn an.
»Dokugan Ryu!«, flüsterte Jack ungläubig.
20
Akiko
Der Schattenkrieger stutzte bei der Nennung seines japanischen Namens.
Jack wartete nicht lange. Er wusste, dass er den Ninja unmöglich besiegen konnte. Aber vielleicht konnte er ihm entkommen.
Er warf sich mit aller Kraft an die Außenwand seines Zimmers. Die dünnen hölzernen Querlatten splitterten und die Vierecke aus Papier rissen. Er brach durch die Wand und stürzte nach draußen.
Benommen rappelte er sich auf, packte sein Holzschwert, das auf den Boden gefallen war, und rannte ohne einen Blick zurück die Veranda entlang.
Im Laufen sah er zwei Schatten durch den Garten huschen. Ein weiterer Schemen betrat das Zimmer direkt vor ihm.
Akiko! Er musste sie warnen.
Der Lärm der splitternden Schiebetür hatte alle im Haus geweckt. Der Koch trat auf die Veranda, um nachzusehen, was vorging. Verschlafen starrte er dem jungen Gaijin entgegen, der auf ihn zurannte. Jack wäre beinahe mit ihm zusammengestoßen und konnte nur noch im letzten Moment ausweichen.
Ein zweiter Wurfstern flog über Jacks Schulter und traf den Hals des Kochs. Der Mann sah Jack überrascht an. Vor lauter Schreck über die in seinem Hals steckende Waffe spürte er keine Schmerzen. Er gurgelte etwas Unverständliches und brach zusammen.
Jack rannte um sein Leben, Drachenauge folgte ihm dicht auf den Fersen.
Jack schlug einen Haken und rannte durch eine offene Schiebetür. Im selben Augenblick tauchte Taka-san auf und schwang seine beiden Schwerter.
Sein plötzliches Erscheinen lenkte Drachenauge für einen kurzen Moment ab.
Der kampferprobte und tapfere Taka-san erfasste die Lage mit einem Blick und schlug nach dem Kopf des Ninja. Dokugan Ryu duckte sich mit der Leichtigkeit eines Grashalms im Wind und wich dem Schlag aus. Taka-sans Langschwert fuhr durch die Luft und über das nach oben gerichtete Gesicht des Ninja hinweg.
Der Ninja sprang auf und trat Taka-san blitzschnell ins Zwerchfell. Der Samurai taumelte rückwärts gegen einen Pfeiler.
Der Ninja riss sein Schwert aus der Scheide, die er sich auf den Rücken geschnallt hatte, und stürmte auf Taka-san zu.
Sein Schwert mit dem charakteristischen rechteckigen Handschutz hatte eine geradere, kürzere Klinge als das Langschwert des Samurai, war aber nicht weniger tödlich. Drachenauge griff ohne Rücksicht an.
Taka-san wehrte den Ninja mit einem Hagel von Schlägen ab und trieb ihn über die Veranda zurück.
Jack war inzwischen in ein anderes Zimmer geflohen, doch dort stand ein zweiter Ninja. Zu Jacks Glück kehrte er ihm den Rücken zu und kämpfte gegen jemanden, der sich verzweifelt wehrte. Dann verlor das Opfer des Ninja plötzlich das Gleichgewicht und stürzte. Jack sah Yamatos Gesicht. Kreideweiß vor Angst starrte es zu dem Angreifer hinauf. Schon holte der Ninja aus, um Yamato den tödlichen Schlag zu versetzen.
»Nein!«, schrie Jack.
Die ganze seit der Ermordung seines Vaters in ihm aufgestaute Wut brach aus ihm heraus wie aus einem Vulkan.
Die Ninja hatten seinen Vater, seine Gefährten und die ganze Besatzung der Alexandria getötet und griffen jetzt die einzige andere Familie an, die er kannte. Hitze durchströmte ihn und er griff den Ninja, ohne nachzudenken, an.
Der Ninja fuhr erschrocken und mit gezücktem Schwert herum, doch Jack schlug ihm sein Holzschwert mit aller Kraft auf den Schwertarm. Das Handgelenk des Ninja brach mit einem hässlichen Knacken und der Mann ließ sein Schwert mit einem Schmerzensschrei fallen.
Jack holte sofort zu einem zweiten Schlag aus. Er versuchte sich an alles zu erinnern, was Yamato
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