Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

des Samurai befasste, insbesondere mit den förmlichen japanischen Umgangsformen. Schließlich erwartete Masamoto von Jack als seinem Adoptivsohn, dass er sie beherrschte. Jack durfte ihn nicht enttäuschen.
    Deshalb zeigte Akiko ihm, wie man sich in Gegenwart eines Samurai und Hausherrn verbeugte, wie man aufstand oder sich setzte und wie man ein Geschenk richtig überreichte oder entgegennahm, nämlich mit beiden Händen. Sie half Jack dabei, seine Sprachkenntnisse zu vervollkommnen und Menschen verschiedenen Ranges, zu denen man in unterschiedlichen Verhältnissen stand, richtig anzusprechen.
    Jack hatte nach Akikos Benimmunterricht immer das Gefühl, der Kopf würde ihm platzen. Es gab unendlich viele Verhaltensregeln und Konventionen, und die Furcht, jemanden zu kränken, lähmte ihn geradezu.
    Vielleicht kämpfte er deshalb so gern gegen Yamato. Dabei war er frei und konnte in einem engen Rahmen sein Handeln selbst bestimmen.
    »Kampf in drei Runden?«, rief Jack eines Tages herausfordernd. Der Schnee hatte den Garten mit einer dünnen Decke überzogen.
    »Warum nicht, Gaijin?«, erwiderte Yamato und nahm seine Kampfhaltung ein.
    Akiko, die Jiro gerade japanische Schriftzeichen in den Schnee schreiben ließ, machte wie üblich ein unzufriedenes Gesicht und wandte sich wieder dem Unterricht zu.
    Jack überprüfte seine Haltung und hob sein Schwert. Yamato griff sofort an, schlug Jacks Schwert zur Seite und drang auf ihn ein. Jack konnte gerade noch seitlich ausweichen und griff seinerseits an.
    Yamato wehrte ihn mühelos ab und konterte mit einem von unten nach oben geführten Schlag. Jack sprang zurück und Yamatos Schwertspitze verfehlte sein Kinn nur knapp. Er hörte Akiko erschrocken aufstöhnen.
    Yamato drang wieder auf ihn ein und erwischte ihn mit einem abwärts geführten Schlag an der Schulter. Jack zuckte zusammen.
    »Die erste Runde geht an mich, Gaijin«, rief Yamato triumphierend.
    Sie nahmen wieder Aufstellung.
    Diesmal machte Jack nicht denselben Fehler, sondern ging geradewegs auf Yamato los. Er stieß Yamatos Schwert zur Seite und zielte auf sein Gesicht. Yamato wich der Schwertspitze im letzten Moment nach hinten aus und schlug im Zorn wild um sich. Jack musste sich zurückziehen, um nicht getroffen zu werden.
    Er lockte Yamato aus der Deckung, indem er die Schwertspitze senkte. Yamato sah die Blöße, hob sein Schwert und schlug nach Jacks ungeschütztem Kopf. Doch Jack wich zur Seite aus und schlug ihm über den Bauch. Der überrumpelte Yamato krümmte sich zusammen und ging zu Boden.
    Jiro, der das Interesse an Akikos Schreibunterricht verloren hatte, juchzte laut. »Jack hat gewonnen! Zum ersten Mal!«
    »Eins zu eins, wenn ich mich nicht irre«, sagte Jack und half dem atemlosen Yamato auf die Beine.
    »Glück gehabt, Gaijin«, keuchte Yamato und schüttelte Jacks Hand ab.
    Wütend über seinen Fehler brach er mit den Regeln des Kampfes und griff Jack ohne vorherige Aufstellung an.
    Er schlug nach Jacks Schwert und dann nach seinem Hals. Jack konnte sich im letzten Moment durch eine Drehung retten und machte einen Schritt rückwärts, um den Abstand zwischen sich und Yamato zu vergrößern. Yamato schlug nach Jacks Beinen und Jack musste springen, um nicht getroffen zu werden. Er verlor das Gleichgewicht, konnte Yamatos nächsten Schlag auf seinen Magen aber trotzdem irgendwie abfangen.
    » Yamato! «, rief Akiko vorwurfsvoll, aber Yamato überhörte sie geflissentlich.
    Er schlug Jack mit einem von unten geführten Schlag das Schwert aus der Hand und versetzte ihm einen heftigen Tritt gegen die Brust, der Jack gegen den Kirschbaum warf.
    Ohne zu warten, schlug er dann direkt nach Jacks Kopf. Jack duckte sich im letzten Augenblick und spürte, wie der Stamm hinter ihm unter dem Aufprall des bokken erzitterte. Schnee regnete von den Ästen.
    Aus dem Übungskampf ist ernst geworden, dachte Jack und griff nun seinerseits mit aller Kraft an. Er rammte seine Schulter in Yamatos Bauch. Yamato fiel nach hinten und sie landeten übereinander auf dem Boden.
    »Halt!«, rief Akiko. »Es reicht!« Jiro hüpfte neben ihr aufgeregt auf und ab. Aus dem Schwertkampf war ein Ringkampf geworden.
    Jack rollte über den Boden und suchte verzweifelt nach seinem Schwert. Er sah es am Fuß der Brücke liegen und rappelte sich auf. Yamato folgte ihm aus Leibeskräften brüllend. Er hatte sein Schwert erhoben, bereit zuzuschlagen.
    Jack packte sein Schwert und rannte, ohne auf Akikos Schreie zu achten, an ihr