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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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vorbei auf die Brücke. Yamato hörte er unmittelbar hinter sich. Er fuhr herum und schlug nach Yamatos Kopf. Yamato hatte ebenfalls auf Jacks Kopf gezielt. Die Holzschwerter schlugen krachend aufeinander und blieben wenige Zentimeter von ihren Hälsen entfernt zitternd stehen.
    »Unentschieden!«, rief Jiro begeistert.
    In diesem Moment tauchte Taka-san auf. Die beiden Kämpfer senkten ihre Schwerter.
    »Jack-kun!«, rief Taka-san und kam näher. »Pater Lucius ruft dich. Es ist dringend.«
    Jack wusste sofort, dass das nur eins bedeuten konnte.
    Er verbeugte sich vor Yamato und Akiko und eilte hinter Taka-san her.
    Aus Pater Lucius’ Zimmer schlug ihm ein bestialischer Gestank nach Erbrochenem, altem Schweiß und Urin entgegen. Es roch nach Tod.
    Eine dünne flackernde Kerze erleuchtete das Halbdunkel schwach. Von der gegenüberliegenden Ecke hörte Jack den rasselnden Atem des Priesters.
    »Pater Lucius?«
    Vorsichtig näherte er sich der schattenhaften Gestalt, die ausgestreckt auf dem Futon lag. Er stieß mit dem Fuß gegen etwas, senkte den Blick und sah einen kleinen, randvoll mit Erbrochenem gefüllten Eimer. Er begann selbst zu würgen, zwang sich aber weiterzugehen und sich über das Bett zu beugen.
    Die Kerze flackerte wieder und leuchtete plötzlich hell auf. Jack sah das von der Krankheit gezeichnete, eingefallene Gesicht von Pater Lucius.
    Die fahle Haut des Priesters schimmerte bläulich und glänzte ölig vor Schweiß. Schüttere, angegraute Haarsträhnen klebten nass an den eingesunkenen Wangen. Die aufgesprungenen Lippen waren blutig und unter den Augen lagen tiefe Schatten.
    »Pater Lucius?«, fragte Jack noch einmal und hoffte fast, der Priester wäre schon tot und von seinen schrecklichen Leiden erlöst.
    »Jack?«, krächzte Pater Lucius und fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen.
    »Ja, Pater?«
    »Ich muss dich um Verzeihung bitten …«
    »Für was?«
    »Es tut mir leid, Jack … Du magst der Sohn eines Ketzers sein … aber du bist tapfer …«
    Er sprach abgehackt in kurzen Satzfetzen und holte dazwischen immer wieder pfeifend Luft. Jack hörte ihm traurig zu. Der Priester war seine letzte Verbindung zur anderen Seite der Welt und er hatte ihn trotz der ständigen Predigten achten gelernt. Auch Pater Lucius mochte den Jungen inzwischen, obwohl Jack sich nach wie vor weigerte zu konvertieren.
    »Ich habe meine Meinung über dich geändert … Unser Unterricht hat mir Freude gemacht … Ich wünschte, ich hätte dich retten können …«
    »Seien Sie unbesorgt, Pater Lucius«, tröstete Jack ihn. »Mein Gott passt genauso auf mich auf wie Ihrer.«
    Pater Lucius stöhnte kläglich.
    »Es tut mir leid … Ich musste es ihnen sagen … Es war meine Pflicht …«, flüsterte er schwach.
    »Wem mussten Sie was sagen?«, fragte Jack.
    »Bitte verstehe das … Ich wusste nicht, dass sie dafür töten … Gott sei mir gnädig …«
    »Wovon sprechen Sie denn?«
    Der Priester bewegte die Lippen weiter und wollte noch etwas sagen, doch seine Worte waren nicht mehr zu hören.
    Er hustete ganz leise, tat den letzten Atemzug und starb.

19
Masamotos Rückkehr
    Der Kirschbaum hatte inzwischen alle Blätter verloren. Die kahlen, schneebedeckten Äste ragten wie ein Skelett zum Himmel auf. Jack ging durch den Garten und unter dem Schatten des Baums hindurch. Der Tod schien allgegenwärtig. Was hatte Pater Lucius mit »Ich wusste nicht, dass sie dafür töten« gemeint? Hatte er vom Buch seines Vaters gesprochen? In diesem Fall drohte Jack Gefahr. Nur von wem?
    Eine leise Stimme hinter ihm riss ihn aus seinen beunruhigenden Gedanken.
    »Es tut mir so leid, dass Pater Lucius gestorben ist. Bestimmt bist du sehr traurig.«
    Akiko sah in ihrem schlichten weißen Kimono aus wie eine Schneeflocke in einer Welt nur aus Weiß.
    »Danke«, sagte Jack und verbeugte sich. »Aber ich glaube nicht, dass er mein Freund war.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Akiko. Sie schien erschrocken über seine Antwort.
    Jack antwortete nicht gleich. Konnte er Akiko trauen? Durfte er hier überhaupt jemandem trauen? Doch Akiko war noch am ehesten seine Freundin. Sonst wusste er niemanden, dem er sich hätte öffnen können.
    »Pater Lucius sagte kurz vor seinem Tod etwas sehr Merkwürdiges«, begann er schließlich. »Aus seinen Worten ging hervor, dass mich jemand töten will. Er bat Gott um Verzeihung und starb.«
    »Warum sollte dich jemand töten wollen, Jack?« Akiko zog verwirrt die Nase kraus.
    Jack

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