Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
auf dem Boden. Zorn verlieh ihm neue Kraft und er griff an.
Die Frau wich seinem Hakentritt nach hinten aus. Sie duckte sich und hob zugleich die Hand an den Kopf. Ihre Haare fielen ihr wie ein schwarzer Wasserfall den Rücken hinunter und etwas sauste blitzend durch die Luft und geradewegs auf Jacks rechtes Auge zu.
Jack machte einen Schritt nach hinten, um der spitzen Haarnadel auszuweichen. Sie verfehlte sein Auge nur knapp.
Die Frau stach noch einmal zu, verfehlte ihn aber deutlich.
Jack sah der Nadel nach, die diesmal links an seinem Gesicht vorbeisauste, und musste plötzlich an Sensei Kanos Unterricht denken. Sie sollten lernen, ohne die Augen zu kämpfen. Er war mit den Augen unwillkürlich der blitzenden Haarnadel gefolgt, doch der zweite Angriff der Kunoichi war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen.
Als er sich ihr wieder zuwandte, hielt sie die geöffnete Hand an den Mund und blies ihm eine glitzernde Wolke schwarzer Teilchen ins Gesicht.
In seinen Augen brannte eine Mischung aus Sand, Sägemehl und Pfeffer. Tränen strömten ihm über das Gesicht.
Um ihn wurde es schwarz.
Er sah nichts mehr.
52
Sasori
»Akiko! Ich kann nicht mehr sehen!«
Akiko eilte ihm zu Hilfe. Jack hörte die Haarnadel durch die Luft sausen und den dumpfen Zusammenprall von Armen, als Akiko den Angriff der Kunoichi abwehrte. Er meinte auch zu hören, wie Akiko einen Vorwärtstritt ausführte und die Frau zurückwich. Die Frau stöhnte, als bekomme sie keine Luft mehr.
Seine Augen tränten wie zwei Geysire und er kniff sie vor Schmerzen fest zusammen. Da er nichts sah, konnte er den Kampf, den Akiko in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers gegen die Frau führte, nur anhand der Geräusche verfolgen.
»Vorsicht!«, schrie Akiko.
Jack hob die Arme und versuchte Kontakt zu der Kunoichi zu bekommen, um Chi Sao anzuwenden. Doch die Frau wich ihm aus. Jack konzentrierte sich auf ihren keuchenden Atem, um festzustellen, wo sie war, aber dann sprang Akiko zwischen sie, um einen Schlag der Frau abzuwehren. Jack konnte nicht angreifen, weil er befürchten musste, statt der Kunoichi Akiko zu treffen.
Er meinte hinter sich das Rascheln des seidenen Wandbehangs und leise Schritte zu vernehmen. Dann spürte er, wie das hölzerne Podium, auf dem er stand, kaum merklich unter dem Gewicht einer anderen Person nachgab.
Er fuhr herum und hob die Arme, um sein Gesicht zu schützen.
Seine Arme stießen mit einer Faust zusammen, die auf seinen Hinterkopf gezielt hatte. Er ließ sich von dem leiten, was er im Chi Sao gelernt hatte, folgte dem gekrümmten Arm seines Angreifers nach oben und schlug nach seinem Hals. Sein Schlag wurde abgewehrt und erwidert. Jack spürte die Richtung des Gegenschlags, wehrte ihn ab, konnte seinen Arm über den seines Angreifers legen und zielte mit dem Faustrücken nach seinem Gesicht.
Er traf ihn hart am Kinn, doch sein Gegner lachte nur ein kaltes, raues Lachen wie von einer rostigen Säge, die im Holz stecken bleibt, und wich zurück.
Jack verlor den Kontakt.
»Ich bin beeindruckt, Gaijin«, zischte Dokugan Ryu. »Aber noch mehr beeindruckt mich, dass du noch lebst. Du hättest ein Ninja werden sollen, kein Samurai!«
Jacks Herz begann schmerzhaft zu pochen. Die Anwesenheit Drachenauges bewirkte, dass sich alles in ihm zusammenzog und er Mühe hatte zu atmen.
»Ich habe keine Angst vor Ihnen«, sagte er unter Aufbietung seines ganzen Muts.
»Natürlich hast du vor mir Angst«, erwiderte Drachenauge und umkreiste ihn langsam. »Ich bin der quälende Schmerz, der dich nachts überfällt, das sengende Feuer, das in deinen Adern brennt. Ich bin dein schlimmster Albtraum, der Mörder deines Vaters!«
Blitzschnell schlug er zu und überrumpelte Jack. Er schlug auf einen Punkt unmittelbar unterhalb der Schulter. Furchtbare Schmerzen schossen Jack durch den rechten Arm. Ihm wurde übel und er wich nach Luft schnappend zurück. Sein Arm fühlte sich an, als stecke er in einem glühend heißen Feuer.
»Aber ich verschwende nur meine Zeit«, fauchte der Ninja, als langweile es ihn, sein Opfer zu quälen. »Ich habe, weswegen ich gekommen bin.«
Jack nahm durch die betäubenden Schmerzen hindurch wahr, dass er wieder Umrisse erkennen konnte, dunkle Schatten vor einem grauen Nebel. Die Schmerzen schärften seine Wahrnehmung und sein Sehvermögen kehrte zurück.
»Hör auf, mit dem Mädchen zu spielen, Sasori!«, befahl Drachenauge. »Töte sie und töte dann den Gaijin.«
Jack zwinkerte seine Tränen weg und
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