Samurai 3: Der Weg des Drachen
glatten Haaren und einem wie das Blütenblatt einer Rose geformten Mund. Sie war in Begleitung ihrer beiden Freundinnen Cho und Kai, die den neuen Jungen wie gebannt anstarrten.
»Wie geht es dir, Emi?«, fragte Jack und verbeugte sich.
Bei ihrer letzten Begegnung hatte der weibliche Ninja Sasori Emi bewusstlos geschlagen.
»Gut«, antwortete sie kalt, »obwohl es über eine Woche dauerte, bis die Schwellung zurückging.«
»Das tut mir leid«, murmelte Jack.
»Nicht so leid, wie es meinem Vater tat, dass er dich in seine Burg eingeladen hat.«
Jack wusste darauf keine Antwort. Er hatte nicht erwartet, dass Emi so wütend sein würde, sondern geglaubt, sie seien Freunde. Emi bedachte ihn mit einem eisigen Blick und ging an ihm vorbei in Richtung Takuan.
»Ich glaube nicht, dass du noch ihr Lieblingssamurai bist«, flüsterte Saburo.
»Besten Dank für den Hinweis«, sagte Jack und stieß Saburo verärgert den Ellbogen in den Bauch.
»Ich bin nicht daran schuld, dass die Tochter des Daimyo fast ums Leben gekommen wäre!«, protestierte Saburo und rieb sich den schmerzenden Bauch.
»Genug! Jack hat sich in aller Form beim Daimyo entschuldigt«, fiel Yamato ihm ins Wort, der sah, dass Jack die Schamesröte ins Gesicht gestiegen war. »Aber der neue Junge scheint wirklich Eindruck zu machen.«
Jack drehte sich nach Takuan um. Viele Mädchen in der Halle flüsterten und kicherten hinter vorgehaltener Hand. Takuan, der sich gerade mit Emi unterhielt, blickte in ihre Richtung und sah Akiko neben Jack stehen. Er lächelte sie breit an und lud sie mit einer Kopfbewegung ein, zu ihm und Emi zu kommen. Akiko erwiderte den Gruß und errötete.
Jack, der Emis abweisende Begrüßung noch nicht verschmerzt hatte, ärgerte sich. »Er sieht mehr wie ein Dichter als wie ein Krieger aus«, sagte er. »Was will er an einer Samuraischule?«
Akiko runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich mit uns trainieren.«
»Mit uns?«, fragte Jack.
Akiko nickte. »Wer so eine Mutter hat, kennt sich wahrscheinlich nicht nur mit Gedichten aus. Wir sollten ihn bei uns willkommen heißen.«
Sie ging zusammen mit Kiku und Yori zu Takuan, um ihn zu begrüßen. Jack blieb zurück.
»Na so was, der Gaijin ist wieder da!«, spottete eine vertraute Stimme.
Jack stöhnte. Kazuki wollte er an seinem ersten Tag an der Schule am allerwenigsten begegnen.
Sein Erzfeind kam näher und musterte ihn so herablassend wie immer. Mit dem kahl rasierten Schädel und dem schwarzen Kimono, auf dessen Rücken sein Wappen, eine rote Sonne, prangte, war er jeder Zoll der Sohn eines Mannes, der Gerüchten zufolge mit dem Kaiserhaus verwandt war. Seine schwarzen Augen unter den schweren Lidern blickten Jack empört an, als sei schon dessen bloße Anwesenheit eine Zumutung.
Flankiert wurde Kazuki von den wichtigsten Mitgliedern seiner sogenannten Skorpionband e – Nobu, einem Fettwanst, der offenbar Sumoringer werden wollte, Goro, einem grobschlächtigen Jungen mit tief liegenden Augen, und Hiroto, der mager und drahtig wie eine Stabheuschrecke war und eine durchdringende, schrille Stimme hatte. Es fehlte nur Moriko, ein Samuraimädchen mit schwarzen Zähnen und Schülerin der rivalisierenden Yagyu Ryu. Die Bande, die sich in Vorbereitung für Daimyo Kamakuras Feldzug gegen die Ausländer gebildet hatte, vertrat fremdenfeindliche Ziele. Da Jack der einzige Ausländer an der Schule war, war er das Hauptopfer ihrer Schikanen.
»Wir haben gerade überlegt, ob wir dich lieber rösten, kochen oder bei lebendigem Leibe verbrennen!«, sagte Kazuki.
Jack betrachtete ihn ausdruckslos. Er wollte sich von Kazuki und seiner Bande nicht provozieren lassen.
»Verschwinde, Kazuki«, sagte er nur. »Das ist doch nichts Neues.«
»Nein?«, höhnte Kazuki. »Neulich habe ich gehört, dass Daimyo Kamakura alle belohnt, die Christen zur Rechenschaft ziehen. Yamato, du weißt doch, dass die Gaijin eine falsche Religion verbreiten. Sie wollen die Samurai zu ihrem Glauben bekehren und dann alle Daimyos stürzen und selber die Herrschaft in Japan übernehmen.«
»Wenn das stimmt, warum bekehrt sich dann ausgerechnet Daimyo Takatomi zum Christentum?«, rief Yamato und trat zwischen Jack und die näher kommenden Bandenmitglieder. »Auch er dient dem Kaiser und er ist kein Narr.«
»Er hat nicht durchschaut, was die Ausländer im Schilde führen«, erwiderte Kazuki leise. »Im Unterschied zu Daimyo Kamakura, der ein Gesetz erlassen will, das alle Christen aus Japan verbannt. Dann wären
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