Samurai 3: Der Weg des Drachen
Ihr habt Daimyo Takatomi in Gefahr gebracht und es verdient, von der Schule zu fliege n – sogar eine noch härtere Strafe wäre durchaus denkbar gewesen.«
Er musterte sie nacheinander eindringlich. Sie sollten die Schwere ihres Vergehens begreifen.
»Doch verdient die Tapferkeit eures Tuns auch Anerkennung. Ihr habt furchtlos und unerschrocken gehandel t – wie es eines Samurai meiner Schule würdig ist. Und Seine Hoheit Daimyo Takatomi hat euch in Anbetracht eurer bisherigen Dienste gnädig verziehen.«
Er klatschte laut in die Hände und die Schiebetür des Empfangszimmers glitt auf. Drei Samuraiwachen traten ein. In den Händen trugen sie die von Jack und seinen Freunden beschlagnahmten Waffen. Sie legten einen langen Bambusbogen und einen Köcher voller mit Falkenfedern besetzter Pfeile vor Akiko und jeweils ein Paar zueinander passender Schwerter vor Jack und Yamato. Die Waffen symbolisierten die gesellschaftliche Stellung und persönliche Ehre des Samurai.
»Ich verleihe euch hiermit wieder das Recht des Samurai, Waffen zu tragen«, verkündete Masamoto und bedeutete ihnen, die Waffen aufzunehmen.
Die drei verbeugten sich dankbar.
Jack streckte die Hand aus und strich liebevoll über die lackierten Scheiden. Sie waren tiefschwarz und nur in der Nähe des Hefts mit einem kleinen goldenen Phönix verziert. Dieser Vogel war Masamotos Familienwappen und die beiden Schwerter, das lange und das kurze, waren sein erstes Schwertpaar gewesen. Jack hatte sie als Preis für seinen Sieg im Schulwettbewerb geschenkt bekommen.
Er zog das Langschwert ein Stück aus der Scheide. In den schimmernden Stahl war ein einziger Name eingraviert.
Shizu.
Jack lächelte. Masamotos Schwerter waren Werke des größten Schwertschmieds Shizu-san und ihnen wohnte der gütige Geist ihres Schöpfers inn e – im Gegensatz zum verfluchten Messer des Ninjas, das er ebenfalls besaß.
»Ich danke Euch für Eure Güte, Masamoto-sama«, sagte er und verbeugte sich noch einmal.
Masamoto nickte und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, dass sie gehen sollten. Jack stand auf und steckte die beiden Schwerter in seinen Obi. Bequem hingen sie an seiner Hüfte. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er an die Schule zurückkehren und seine Ausbildung zu Ende bringen durfte. Aber für die nächste Begegnung mit Drachenauge würde er sein ganzes Können brauchen.
An der Tür blieb er stehen und drehte sich noch einmal nach Masamoto um.
»Was ist, Jack-kun?«, fragte sein Vormund.
Jack warf Yamato einen abwägenden Blick zu. Sein Freund hatte darauf beharrt, dass Hattori Tatsuo tot sei. Trotzdem war es nicht ganz ausgeschlossen, dass er noch lebte, wie die Alte behauptet hatte. Und sie sollten Masamoto alles berichten, was sie über Dokugan Ryu in Erfahrung brachten. Wenn sein Vormund wusste, wer der Ninja in Wirklichkeit war, erleichterte das vielleicht die Suche nach seinem Aufenthaltsort.
»Auf der Reise nach Toba sind wir einer alten Frau begegnet, die meinte, sie wisse, wer Drachenauge sei.«
Masamoto stellte seine Teetasse ab und sah Jack mit plötzlichem Interesse an. Yamato dagegen schüttelte den Kopf. Jack sollte nicht weiterreden.
»Und?«, fragte Masamoto. »Wer ist er?«
»Hattori Tatsuo. Die Frau versicherte uns, Hattori sei nicht am Nakasendo umgekommen.«
Masamoto starrte Jack an und begann zu lachen.
»Damit kannst du Kinder erschrecken, Jack-kun. Der alte Kriegerfürst aus dem Norden soll von den Toten zurückgekehrt sein? Die Frau hat dir leider einen Bären aufgebunden. Es gab tatsächlich Gerüchte, Hattori Tatsuo sei nach der Schlacht gesehen worden, aber ich konnte sie einfach nicht glauben.«
»Warum nicht?«, fragte Jack.
»Weil ich ihm selbst den Kopf abgeschlagen habe.«
Jack nickte langsam. Was die Alte gesagt hatte, stimmte also doch nicht. Die einzige Spur, die er hatte, stellte sich als Sackgasse heraus. Er musste wohl oder übel warten, bis Drachenauge wieder auftauchte.
»Dokugan Ryu ist kein böser Geist«, sagte Masamoto. Sein Gesicht verfinsterte sich, als er den Namen aussprach. »Er ist zwar grausam und skrupellos, aber man kann seine Dienste kaufen. Er ist ein Auftragsmörder, nicht mehr und nicht weniger. Dabei fällt mir ein, ich habe einige Nachforschungen zu deinem Buch anstellen lassen.«
Jack hob hoffnungsvoll den Kopf.
»Leider hat niemand es gesehen oder davon gehört. Der Ninja selbst ist untergetaucht. Wahrscheinlich bereitet er sich auf einen neuen Auftrag vor. Ich bin jedoch
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