Samurai 3: Der Weg des Drachen
Chi-Sao-Training und deinem zusätzlichen Unterricht in bojutsu bist du bei Weitem der beste Schüler von Sensei Kano.«
Yamato schüttelte verzweifelt den Kopf. »Aber ich bin nicht Sensei Kano. Gegen fünf Gegner auf einmal habe ich in diesem Kampf keine Chance!«
»In was für einem Kampf?«, wollte eine barsche Stimme wissen.
Hinter ihnen stand mit verschränkten Armen Sensei Hosokawa, der Schwertkampflehrer der Schule, ein grimmig dreinblickender Samurai mit einem wie ein Stachel geformten Bart. In seinem Gürtel steckten seine beiden Schwerter.
Yamato ließ Jack und Saburo los und verbeugte sich entschuldigend. »Nur ein Übungskampf, Sensei.«
»Um Yamatos Geschick mit dem bo zu erproben«, fügte Saburo mit seinem unschuldigsten Lächeln hinzu.
»Klingt interessant«, sagte der Sensei und musterte die drei misstrauisch. »Aber ihr solltet euch für Sensei Nakamuras erste Unterrichtsstunde heute Nachmittag fertig machen. Kommt nicht zu spät!«
Er entfernte sich und rief die anderen Schüler dazu auf, die Halle zu verlassen.
Sie gingen nach draußen und zogen ihre Sandalen an. »Tut mir leid, ich wollte das nicht«, sagte Jack. »Ich gehe zu Kazuki und blase alles ab.«
»Nein!« Yamato hielt Jack am Arm fest. »Kazuki sucht Streit. Wenn wir jetzt kneifen, verliere ich das Gesicht.«
»Du trittst also gegen ihn an?«, fragte Saburo eifrig.
Yamato nickte. »Er hat eine Lektion verdient.«
11
Haiku
Jack kehrte in sein kleines, von Papierwänden umschlossenes Zimmer in der Halle der Löwen zurück und wechselte von seinem Festtagskimono in seinen Trainingskittel. Er faltete den Kimono ordentlich zusammen und legte ihn auf den mit Strohmatten bedeckten Boden. Dort waren schon seine Schwerter, der bokken und der kleine Inro, in dem er Akikos schwarze Perle aufbewahrte. Das in ein Tuch eingewickelte Messer des Ninjas schob er unter den Kimono. Dort war es besser aufgehoben und außerdem aus den Augen und aus dem Sinn.
Dann kam ihm noch eine Idee und er legte den Daruma auf den Kimono. Das Auge der Puppe, das Jack vor zwei Jahren ausgemalt hatte, starrte ihn gleichgültig an. Das zweite Auge sollte er ausfüllen, wenn das, was er sich beim Ausmalen des ersten Auges gewünscht hatte, in Erfüllung gegangen war. Leider war der Daruma seinem Ruf als Glücksbringer bisher noch nicht gerecht geworden. Also konnte er Jack wenigstens vor dem bösen Geist des Messers von Kunitome beschütze n – obwohl Jack kein Wort von dem glaubte, was der Teehauswirt gesagt hatte.
Als er hörte, dass die anderen Schüler ihre Zimmer verließen, stand er auf und goss rasch noch den Bonsai, der auf dem Sims des kleinen Gitterfensters stand. Der kleine Baum sah sehr viel gesünder aus, seit Uekiya ihn wieder ein wenig gepflegt hatte. Dann eilte Jack nach draußen. Seine Freunde warteten bereits auf dem Hof.
Zusammen gingen sie zur Halle des Falken, wo ihre erste Unterrichtsstunde bei Sensei Nakamura stattfinden sollte. Noch wusste niemand, welche Kampfkunst sie unterrichtete. Jack hatte wie viele seiner Mitschüler vorsichtshalber sein Übungsschwert mitgebracht.
Drinnen erwarteten sie fünf ordentliche Reihen kleiner Holztische. Auf jedem Tischchen lagen ein Schreibpinsel aus Bambus, eine Tuschestange und einige Blätter unbeschriebenen Papiers.
»Legt eure Waffen an der Tür ab«, befahl Sensei Nakamura. Sie sprach leise, aber ihre Stimme war in der ganzen Halle zu hören.
Bewegungslos saß sie in ihrem schwarzen Kimono unterhalb des Schreines. Die Haare fielen ihr wie eine Schneewehe über den Rücken.
Die dreißig Schüler taten wie geheißen und Sensei Nakamura wartete geduldig, bis jeder an einem Tischchen saß. Jack fand einen Platz in der dritten Reihe zwischen Yamato und Saburo und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden. Akiko, Kiku und Yori nahmen in der Reihe davor Platz. In der ersten Reihe sah Jack Emi, Cho und Kai. Sie hatten sich neben den neuen Jungen, Takuan, gesetzt. Kazuki und seine Skorpionbande dagegen besetzten die ganze letzte Reihe.
Immer noch wusste keiner, was gleich passieren würde. Die Spannung war mit Händen greifbar. Jack blickte sich suchend um, sah aber nirgends etwas, was einer Wurflanze ähnelte. Vielleicht übten sie ja ohne Waffen, obwohl sie im waffenlosen Kampf eigentlich schon bei Sensei Kyuzo unterrichtet wurden. Das Papier auf den Tischchen erinnerte ihn an Origami, aber für Zen-Buddhismus, Meditation und die geistigen Künste war Sensei Yamada zuständig. Tusche und
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