Samurai 3: Der Weg des Drachen
noch wissen, wer dieser Ninja ist.« Jack trat zu dem abgestürzten Ninja, der bewegungslos auf dem Boden lag.
»Und Akiko?«
»Ich brauche nicht lange. Außerdem kann sie selbst auf sich aufpassen.«
»Was willst du finden?«, fragte Yamato.
»Das weiß ich selber nicht.« Jack durchsuchte die Kleider des Mannes. »Irgendeinen Hinweis.«
Yamato sah sich unbehaglich um für den Fall, dass der dritte Ninja zurückkehrte. Jack winkte ihn zu sich.
»Sieh dir das an.« Er hielt die Hand des Mannes hoch. »Ein Finger fehlt.« Er schlug die Kapuze vom Gesicht des Ninjas zurück. Aus seinem Mundwinkel rann ein dünner Blutfaden.
»Und?«, fragte Yamato.
»Erkennst du ihn nicht? Er war einer der Gäste, die nach uns in die Schenke kamen. Kein Wunder, dass Orochi auf einmal fliehen wollte. Offenbar wusste er, dass sie hinter ihm her waren.«
Jack setzte die Suche fort. Er fand ein mit Haken besetztes Kletterseil, fünf Wurfsterne, einige Metalldorne in einem Beutel und einen Inro, einen kleinen Behälter, der einige Tabletten und ein unbekanntes Pulver enthielt. An der Hüfte des Mannes hing ein Kampfmesser.
Als Jack es aus der Scheide zog, schnitt er sich mit der Klinge in den Daumen. Er fluchte leise.
»Pass auf, Jack!«, rief Yamato. »Es könnte vergiftet sein.«
»Danke für die Warnung.« Grimmig saugte Jack das Blut aus der Wunde.
Die Klinge des Messers glitzerte tückisch im Dämmerlicht. In den Stahl waren einige Schriftzeichen eingraviert.
»Was bedeutet das?«, fragte Jack. Er konnte die japanische Schrift immer noch nicht fließend lesen.
»Kunitome!«, knurrte der Ninja, der wieder zu sich gekommen war, und packte Jack am Hals. »So heißt der Hersteller.«
Jack schnappte nach Luft, denn der Ninja drückte ihm mit seinem groben Griff die Luftröhre zusammen. Vor Schreck über die unerwartete Wiederbelebung des Mannes vergaß Jack alles, was er gelernt hatte, und zerrte vergeblich an der Hand.
Yamato eilte ihm zu Hilfe und trat den Ninja in die Rippen, doch der Ninja ließ nicht los. Jacks Gesicht färbte sich tiefrot und die Augen quollen ihm aus dem Kopf. Yamato hob seinen Stock und schlug damit auf das gebrochene Bein des Ninjas. Halb besinnungslos vor Schmerzen ließ der Ninja los und Yamato zog den Freund rasch aus seiner Reichweite.
»Ein Samurai, der stiehlt«, schnaubte der Ninja und stöhnte schmerzerfüllt. »Was für eine Schande!«
»Wir stehlen nicht«, protestierte Jack heiser und stand schwankend auf. »Wir suchen nach Hinweisen. Ich muss wissen, wer du bist und wo Drachenauge sich aufhält.«
Der Ninja lachte heiser und wieder lief ihm Blut aus dem Mund.
»Übergeben wir ihn doch den Behörden in Ueno«, schlug Yamato vor. Einen Ninja zu verhören war so gefährlich, wie einen verwundeten Löwen zu reizen. »Die kriegen die Wahrheit schon aus ihm heraus.«
Jack nickte. »Stimmt. Aber vielleicht verrät er uns ja, wo wir Drachenauge finden können, wenn wir ihn dafür am Leben lassen?«
»Kein Samurai kann mir etwas befehlen«, erwiderte der Ninja. Er nahm eine runde, schwarze Giftkapsel aus dem Inro an seinem Gürtel, steckte sie in den Mund und biss entschlossen darauf. Wenig später trat Schaum zwischen seinen Lippen hervor.
»Du wirst Dokugan Ryu nicht finden, kleiner Samurai«, krächzte er mit seinem letzten Atemzug. »Aber er dafür dich.«
4
Ein teuflisches Messer
»Wir hätten nicht herkommen sollen!«, rief Yamato, ohne den Tee zu beachten, den Akiko ihm anbot. »Du wärst schon wieder fast getötet worden!«
»Aber wir wissen jetzt, wo Drachenauge sein Hauptquartier hat«, entgegnete Jack. »Shindo ist weniger als eine halbe Tagesreise von hier entfernt.«
Er sah Akiko Hilfe suchend an. Sie nahm einen Schluck Tee und wollte etwas sagen, doch Yamato ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Orochi hat dir nur die Namen eines Dorfes und eines Tempels verraten. Glaubst du, wir können Dokugan Ryu dort so einfach besuchen, während er mit seinem Ninja-Clan Tee trinkt? Außerdem war Orochi wahrscheinlich nicht nur ein Dieb, sondern auch ein Lügner.«
»Aber das ist vielleicht unsere einzige Chance«, beharrte Jack. »Dass die Ninjas uns angegriffen haben und Orochi getötet wurde, beweist doch, dass wir ihnen dicht auf der Spur sind.«
»Nein! Wir haben schon Schwierigkeiten genug. Mein Vater würde mir nicht verzeihen, wenn wir noch weitere Dummheiten machen. Dann lassen sie uns nie mehr an die Schule zurück!«
Yamato beendete das Gespräch, indem er Jack den Rücken
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